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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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ist.
    Mit dem Profil zu mir steht ein großer Mann mit Geheimratsecken. Sein Körperbau ist athletisch, sein Kiefer kantig, und er muss nicht die amerikanische Flagge schwenken, um seine Nationalität zu verraten. Neben ihm, mit dem Rücken zu mir, stehen ein etwa siebenjähriger Junge und eine schlanke Frau mit honigblondem Haar. Sie trägt eine Jeans und eine leichte Bluse aus demselben Stoff.
    Am Verhalten der Leute vermeine ich zu erkennen, dass eine gewisse Spannung in der Luft liegt. Der Direktor ringt die Hände, während er mit ihnen spricht, wie er es immer in komplizierten Situationen tut. Als er mich kommen sieht, wirkt er erleichtert und gibt mir ein Zeichen. Praktisch im selben Moment drehen sich die drei um und folgen seinem Blick.
    Die Frau ist Carla.
    Mein Herz bleibt einen Moment lang stehen. Ich kann mich so weit beherrschen, dass ich selbst nicht auch wie angewurzelt stehen bleibe. Als ich zu ihnen trete, hoffe ich, dass mein Gesicht genauso undurchdringlich ist wie das der Frau, die mir nach so vielen Jahren plötzlich gegenübersteht.
    » Buenos días, Guillermo. Qué pasa? «
    »Es muss ein Versehen vorliegen. Die Herrschaften McKay sagen, sie hätten eine Reservierung bei uns, die aber in unserem Verzeichnis nicht vermerkt ist. Leider ist das Dorf ausgebucht, so dass ich ihnen keine Unterkunft anbieten kann.«
    Der Direktor hatte Englisch gesprochen, damit ihn alle verstehen. Meine Vermutungen über ihre Herkunft wurden also bestätigt.
    Der Junge klammert sich an den Vater.
    »Oh Papa, es ist so schön hier. Da sind ganz viele Surfer. Ich möchte hierbleiben.«
    Carla zieht ihn vom Vater fort und holt ihn an ihre Seite.
    »Nur Geduld, Malcolm. Ich bin mir sicher, dass sich alles klären wird.«
    Ich strecke dem Mann die Hand hin. Der Handschlag, den ich bekomme, ist fest und entschieden. Da Englisch die offizielle Sprache dieser Unterhaltung ist, passe ich mich an.
    »Signor McKay, ich bin Nicola Sangiorgi, der Besitzer dieser Einrichtung. Jetzt wollen wir doch mal schauen, was wir tun können, um Ihren Sohn glücklich zu machen.«
    Carla war unmerklich zusammengezuckt. Nur ich hatte es gemerkt, da nur ich wusste, dass von ihrer Seite eine Reaktion auf meinen Namen zu erwarten war.
    Ich überlasse die drei ihrem bangen Warten und entferne mich, um ins Reservierungsverzeichnis zu schauen. Es stellt sich heraus, dass die Worte von Guillermo Castillos, dem Direktor, der Wahrheit entsprechen.
    Das Dorf ist ausgebucht.
    In der Liste der Gäste, die im Verlaufe des Tages ankommen werden, entdecke ich den Namen eines französischen Paars, das so regelmäßig bei uns absteigt, dass ich die beiden praktisch als Freunde betrachte.
    Ich zeige mit dem Finger darauf.
    »Teile den Tourniers mit, dass es einen bedauerlichen Fehler gegeben hat und wir sie hier nicht unterbringen können. Zur Entschädigung bringen wir sie ins La Fortaleza, wo sie in den Genuss eines vollkommen kostenlosen Aufenthalts kommen.«
    La Fortaleza ist der Name eines anderen meiner Hotels. Es befindet sich in Juan Griego und ist zweifellos das beste Hotel, das ich besitze. Die Franzosen werden den Wechsel nicht zu bereuen haben.
    »Aber die Tourniers …«
    »Den Tourniers liegt nichts am Surfen. Sie werden sich freuen, umsonst in einer Unterkunft zu wohnen, die noch besser ist als diese hier. Machen Sie, was ich sage, und es wird alles in bester Ordnung sein.«
    »Wie Sie meinen, Signor Sangiorgi.«
    Seine Miene ist so eindeutig, dass ich praktisch höre, was er denkt.
    Mach doch, was du willst, verdammt. Du bist der Chef, und wenn du zufrieden bist …
    Ich bin zufrieden, also muss er es auch sein.
    Der Direktor wendet sich wieder seinen Aufgaben zu. Ich begebe mich zu den dreien, die gespannt auf den Ausgang der Entwicklungen warten, und bestätige ihnen, worauf sie gehofft hatten.
    »Alles in Ordnung. Sobald Sie sich angemeldet haben, wird Ihnen der Laufbursche mit dem Gepäck helfen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt im Pueblo del Viento, Signori McKay.«
    Der Junge wirft die Arme hoch.
    » Evviva! «
    Der Mann lächelt. Ein Lächeln, das an Baseballspiele denken lässt, an Grillabende mit Freunden, Camping mit der Familie, gut bezahlte Arbeit.
    Vielleicht ein Anwalt. Oder ein Arzt.
    »Ich danke Ihnen. Jetzt möchte ich mich aber erst einmal vorstellen. Mein Name ist Paul McKay. Meinen Sohn Malcolm kennen Sie ja bereits.«
    Dann zeigt er auf die Frau an seiner Seite.
    »Und das ist meine Frau Luisa. Aus Italien wie
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