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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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zu streicheln. Dann ihre sanfte Stimme in meinem Ohr.
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    In einer fließenden Bewegung streckte sie sich auf meinem Körper aus und begann, sich zu bewegen. Ich spürte die Wärme ihrer Haut an der meinen und ihre Brüste an meiner Brust. Sie fing an, mich zu küssen, und bewegte sich weiter, bis sich irgendetwas, das mir den Unterkörper einschnürte, löste und so weit wegfloss, dass ich mir einbildete, es könne nie wiederkommen.
    Ich drehe mich auf die Seite. Im Dämmerlicht strecke ich eine Hand aus und streichele ihren Schenkel. Nicht um sie meine Gegenwart spüren zu lassen, sondern um mich der ihren zu vergewissern.
    Gestern Abend sind wir alleine ausgegangen, was wir schon lange nicht mehr getan haben. Wir haben in einem Restaurant am Playa El Yaque gegessen, in der Nähe von einem meiner Hotels. Dann sind wir, von Stimmen und dem Schein eines Feuers angelockt, bei einer Surferparty am Strand gelandet. Dort gab es Gitarren, dort gab es Bier, dort waren Männer und Frauen. Ich saß auf einem Felsen, eine Bierdose in der Hand, und sah, dass Pilar im Schein des Feuers mit einem der Männer redete, einem jungen Amerikaner mit blonden Haaren und Sommersprossen im sonnengebräunten Gesicht. Sie lachten, und am gleißenden Klang ihres Lachens erkannte ich, dass sie sich gefielen. Im zitternden Licht der Flammen suchte Pilar meinen Blick. Ich lächelte, und als wir heimfuhren, saß der Typ mit uns im Auto.
    Ich steige aus dem Bett, nackt. Mittlerweile habe ich gelernt, mich nicht mehr für meinen Körper zu schämen. Zurückhaltung, ja. Scham, nein. Wer mich das gelehrt hat, möchte ich Pilar nicht erzählen. Es gibt Dinge, die zu mir gehören, und es kommt mir vor, als würden sie es weniger tun, wenn ich sie mit jemandem teilte.
    Ich lasse ihr dieselbe Freiheit.
    Mit nackten Füßen gehe ich ins Bad. Ich öffne die Fenstertür und betrete die Terrasse, die sich Bad und Schlafzimmer teilen. Mein Haus liegt isoliert, und niemand kann mich sehen. Vor mir breitet sich die Ensenada La Guardia aus und gibt, so weit das Auge reicht, den Blick auf den Ozean frei. Heute ist der Himmel heiter, und das Blau ist tiefer, als der Mensch jemals fassen und begreifen kann.
    Der laue Wind am Morgen danach streicht mir über die Haut.
    An dieses Gefühl von Frieden habe ich mich immer noch nicht gewöhnt.
    Ich kehre zurück ins Bad mit seinem unverputzten Mauerwerk und den Verzierungen, die an die maurische Architektur erinnern. An der Wand lehnt ein großer Spiegel, in dem ich mich suche und sehe und akzeptiere. Die Augen sind noch dieselben, nur in die Haare beginnt sich langsam Weiß einzuschleichen. Mittlerweile treibe ich wieder einigermaßen regelmäßig Sport, und meine körperliche Verfassung hat sich erheblich verbessert. Ich bin drahtig und muskulös genug, um nicht wie ein Mann von fünfundvierzig auszusehen.
    Ich drehe den Wasserhahn auf, stelle mich unter die Dusche und seife mich ein. Mit dem Schaum wird auch der Geruch des Sex fortgespült. Ich bleibe in diesem Wasser, bis nicht einmal mehr der Tropfen einer Erinnerung von oben herabfällt.
    Dann verlasse ich die Kabine und ziehe den Bademantel über.
    Ich kehre ins Schlafzimmer zurück. Pilar schläft immer noch, in derselben Haltung, in der ich sie zurückgelassen habe. Sie ist ein bernsteinfarbener Fleck auf dem Weiß der Laken, mitten auf dem schmiedeeisernen Bett. Dieses Bett hat keine Geheimfächer in den Beinen. Ich muss mein Geld schon lange nicht mehr verstecken.
    Im Ankleideraum ziehe ich eine Leinenhose, ein Hemd und bequeme Schuhe an. Hier auf der Insel ist alles auf Einfachheit, persönliches Wohlbefinden und Zwanglosigkeit abgestimmt. Mit diesem Gefühl bin ich bereit, den Tag zu beginnen.
    Nachdem ich den Schlafbereich verlassen habe, durchquere ich das große Wohnzimmer mit seinen Sofas und Tischchen, die gegenüber von einer anderen Terrasse stehen. Diese teilt sich das Wohnzimmer mit der Küche. Feliciana, meine Haushälterin, hat draußen den Frühstückstisch gedeckt. Ich setze mich und gieße mir Orangensaft ein. Der Ausblick hier ähnelt jenem, den man vom Schlafzimmer aus hat.
    Die Sonne steigt und malt Minute für Minute an einem herrlichen Maitag.
    Jetzt ist noch nicht die Zeit der Platzregen, die vor allem nachts fallen und das Inselklima von Juni bis August bestimmen. Es sind Schauer, wie es die unangenehmen Dinge des Lebens sein sollten.
    Schnell, heftig, überraschend.
    Danach ist alles wieder
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