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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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PROLOG
     
    Die Schöpfer hatten noch nie vom Homo sapiens Terra gehört; sie wären allerdings auch nicht sonderlich beeindruckt gewesen, wenn sie denn von ihm Kenntnis gehabt hätten. Nach ihren Maßstäben gab es wenig, dessen die Menschheit sich zu rühmen vermocht hätte. Die Städte der Schöpfer waren bereits alt, als Australopithecus sich erstmals in die Ebenen Afrikas hinauswagte. Und als Homo erectus Herrscher der Erde war, hatten die Schöpfer längst Besitz von jedem der zwölf Planeten ergriffen, die ihre Sonne vom Typ K0 umkreisten.
    Die Schöpfer an und für sich waren langlebig, fleißig und recht zufrieden mit ihrem Dasein. Ihre Bevölkerung hatte sich bei tragfähigen fünfzig Milliarden Individuen stabilisiert, und Krieg war ein uralter Albtraum, den in Gesellschaft zu thematisieren als unschicklich galt. Als die Schöpfer nun zu den Grenzen ihres Sternsystems ausgriffen, geschah dies mit einem Sinn für das Abenteuer, mit dem sie sich für das Vordringen in die große Dunkelheit jenseits ihres Systems rüsteten.
    Die ersten Schiffe, die von der Schöpfer -Sonne ablegten, waren Slowboats – riesige Raumfahrzeuge, die für die Reise zu den nächsten Sternen ein Lebensalter brauchten. Nach drei Dutzend solch wagemutiger Flüge stellten die Schöpfer fest, dass sie zwei wichtige Entdeckungen gemacht hatten.
    Die erste war, dass das Universum von Leben durchdrungen war. Fast jedes erforschte Sternsystem hatte einen Planeten in der gemäßigten Zone, wo Wasser flüssig ist. Und auf solchen Welten wimmelte es von Leben, wie sich herausstellte. Noch aufregender: Auf zwölf Prozent der Welten hatte der Entwicklungsdruck zur Entwicklung von Intelligenz geführt. Und zwei Welten waren gar die Heimat von Zivilisationen, die fast genauso hoch entwickelt waren wie die der Schöpfer .
    Die zweite große Entdeckung war die Erkenntnis, dass die Galaxis sehr weiträumig ist: viel zu groß, um per Slowboat erforscht zu werden. Also – neugierig, wie es neugieriger nicht sein konnte – schickten die Schöpfer sich an, die eine Hürde zu überwinden, die ihren Fortschritt hemmte: die Geschwindigkeit des Lichts!
    Eine Million Jahre wissenschaftlicher Arbeit hatten sie gelehrt, dass der erste Schritt bei jedem neuen Projekt darin besteht, eine plausible Theorie des zu studierenden Phänomens zu entwickeln. Und die Schöpfer wären nicht die Schöpfer gewesen, wenn sie sich nur mit einer Theorie der Möglichkeit der überlichtschnellen Fortbewegung begnügt hätten.
    Sie entwickelten gleich zwei Theorien, die jeweils durch einen eindrucksvollen Unterbau xperimenteller Beweise und astronomischer Beobachtungen gestützt wurden. Jede Theorie hätte auf die Entwicklung eines FTL-Antriebs hinauslaufen sollen. Dennoch blieben für hunderttausend Jahre alle Anstrengungen ohne Erfolg.
    Der Quantität der Ressourcen, die eine Zivilisation zur Befriedigung ihrer Neugier aufzuwenden vermag, sind indes Grenzen gesetzt. Das FTL-Programm hatte längst den Punkt der wirtschaftlichen Tragfähigkeit überschritten, und doch wurden die Anstrengungen fortgeführt. Während die Schöpfer an der Überwindung der Licht-Schranke arbeiteten, ergab sich nämlich ein zwingenderer Grund als bloße Neugierde, um aus ihrem Gefängnis auszubrechen: In ihrem Sternsystem gingen die Rohstoffe zur Neige, von der die Schöpfer -Zivilisation existenziell abhing.
    Die ersten Anzeichen waren kaum sichtbar; nicht einmal für die Wirtschaftswissenschaftler, die sich schließlich von Berufs wegen mit dieser Materie befassten. Doch dann prognostizierten weit in die Zukunft projizierte Kurven den Zusammenbruch der Zivilisation wegen Rohstoffmangels. Um diese Katastrophe abzuwenden, würden die Schöpfer neue Ressourcen erschließen müssen – entweder durch die Einfuhr von Rohstoffen von nahe gelegenen Sternen oder durch den Aufbruch ihrer Zivilisation zu neuen Ufern.
    Leider verlangten beide Optionen einen funktionsfähigen Überlichtantrieb.
    Die frustrierten Wissenschaftler verdoppelten ihre Anstrengungen. Weitere hundert Millennien verstrichen erfolglos, bevor ein Philosoph sich die Frage stellte, ob sie sich überhaupt die richtigen Fragen stellten. Der Große Denker hatte nämlich sein Leben dem Studium der Periode gewidmet, die auf die Rückkehr der Slowboats von den Sternen gefolgt war. Er konstatierte, die Wissenschaft der Schöpfer habe in jenen Jahren große intuitive Sprünge gemacht. Die Aufzeichnungen kündeten von vielen Fällen, wo das
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