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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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leicht verdientes Geld behandelt.
    »Eins Komma acht Millionen, mehr oder weniger.«
    »Schöner Coup.«
    »Tja. Einen derart fetten Braten darf man sich nicht entgehen lassen.«
    Zufrieden reibt er sich die Hände. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass gewisse Menschenwesen große Mühe haben, aus ihren Fehlern zu lernen. Dieselbe Mühe, die in diesem Moment auch ich habe, um nicht schon wieder zu lächeln. Während einer Partie Poker mit Leuten, die ihm nicht das Wasser reichen konnten, hatte Daytona diesen Satz schon einmal gesagt und sich von einem Typen, der größer, kräftiger und schwerer bewaffnet war als er, einen Hieb mitten in die Fresse eingehandelt. Aus naheliegenden Gründen hatte er sich nicht wehren können. Eine ganze Weile war er mit einem blauen Auge herumgelaufen, das ihn wie einen deprimierten dicklichen Dalmatiner aussehen ließ. Wo immer er hinging, zog er wie einen Brautschleier Lachsalven hinter sich her.
    Hinter uns tauchen die anderen auf.
    Sie kommen die Treppe herunter, unter dem Schild, das abends zum Betreten des Ascot Club einlädt, des unbestrittenen Tempels des Mailänder Kabaretts. An den Wänden neben den ausgetretenen Stufen hängen die Plakate der Berühmtheiten, die zu Beginn ihrer Karriere in diesen Mauern im Scheinwerferlicht gestanden haben. Die Namen der Leute, die heutzutage ihr Glück versuchen, werden in einem beleuchteten Schaukasten neben dem Eingang verkündet.
    Eine abgeschlossene Vergangenheit, eine ruhmreiche Zukunft und eine hoffnungsfrohe Gegenwart, vereint durch das alte Gesetz, dass in Mailand zu einer bestimmten Nachtzeit nur Polizisten, Künstler, Kriminelle und Nutten unterwegs sind.
    Und immer schon war es schwer auseinanderzuhalten, wer wer ist.
    Giuliano kommt als Letzter heraus. Er braucht eine Weile, um das Rollgitter zu schließen, das den Ascot Club endgültig versiegelt und ihn vor dem Eindringen des Tages schützt.
    Die anderen gesellen sich zu uns.
    Der Godie tritt auf Daytona zu, spreizt Zeigefinger und Mittelfinger und legt sie ihm an die Kehle.
    »Zack! Erwischt. Du verdammter Kerfikarsch!«
    Benehmen und Sprache des Godie haben mitunter etwas Folkloristisches. Er repräsentiert aufs Schönste den Ort, die Stunde und die Leute, mit denen er zusammen ist, und dieser Kreis von Leuten verständigt sich eben in einer Sprache, die man für gemeinschaftsfördernd, wenn nicht gar für originell hält. Man muss nur die Silben der Wörter vertauschen, und aus Dalmatiner wird Nertimadal, aus Poker Kerpo und aus Knete Tekne. Und aus Diego, seinem eigentlichen Namen, wird eben Godie.
    Der Godie, um genau zu sein.
    Einfach und vielleicht auch ein wenig kindisch. Aber jeder heftet sich nach seinem eigenen Gutdünken Etiketten an.
    Daytona schiebt die Finger von seinem Hals weg.
    »Was heißt hier Kerfikarsch. Ihr könnt einfach nicht spielen. Und du am allerwenigsten.«
    Der Godie schubst ihn am Ellbogen.
    »Halt die Klappe. Denk dran, dass nur ich und Steve McQueen in Las Vegas waren.«
    Der Humor ist der alte und gelegentlich ein wenig abgehalftert. Manches ist inspiriert durch das, was die Künstler abends im Ascot darbieten, die sich wiederum durch manches aus diesen Reihen inspirieren lassen.
    Nun gesellt sich Giuliano zu uns. Auch er hat nicht gespielt, sondern sich nur an dem Trubel drum herum beteiligt. Vermutlich hat er ein Trinkgeld eingesackt, weil er sein Lokal zur Verfügung gestellt hat. Wie alles andere geht mich aber auch das nichts an.
    »Und was machen wir nun?«
    Sergio Fanti, mittlere Statur, mager, glatzköpfig, prominente Nase, schaut auf die Uhr. Wir wissen alle, was er sagen wird.
    »Mir bleibt gerade noch Zeit, nach Hause zu gehen, eine Dusche zu nehmen und ins Büro zu marschieren.«
    Sergio ist der Einzige, der einer seriösen Arbeit nachgeht. Er hat mit Mode zu tun, wie schon sein zerknitterter, aber eleganter Anzug beweist. Niemand begreift, wie er seine Nächte voller Leidenschaft und Rock’n’Roll mit seiner geschäftlichen Tätigkeit vereinbart, aber irgendwie schafft er es. Der einzige Hinweis auf seine Eskapaden sind die beiden Büstenhalter von Augenringen, die er wie ein Markenetikett im Gesicht trägt.
    Matteo Sana gähnt. Dann streicht er sich über den ungepflegten Bart, der wie sein Haar allmählich ein paar graue Strähnen aufweist.
    »Ich trinke einen Cappuccino bei Gattullo.«
    Auch ihm legt der Godie jetzt seine gespreizten Finger an die Kehle. Mit seinem ausgeprägten Mailänder Akzent, der schon fast wie eine
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