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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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Karikatur klingt, stimmt er dem Vorschlag zu.
    »Ich ziehe mit. Und erhöhe. Cappuccino und Croissant.«
    Giuliano schaut mich und Daytona an.
    »Was ist mit euch?«
    Daytona klopft sich mit dem Zeigefinger auf den Handrücken.
    »Ich passe.«
    Ich schüttele ebenfalls den Kopf.
    »Idem. Das Gehöft wartet.«
    Wir schauen den vieren hinterher. Sie gehen zum BMW 528 von Sergio Fanti, der am Ende doch eingelenkt hat. Der Godie fuchtelt und redet, wie er es immer tut, wenn er noch auf Drogen ist. Sie steigen ein, und während die Türen zuknallen, springt unhörbar der Motor an und bläst bläulichen Qualm aus dem Auspuffrohr. Der Wagen verlässt den Parkplatz und fährt in Richtung Piazza Buonarroti, zur Pasticceria Gattullo an der Porta Lodovica.
    Ich sehe es vor mir, wie sie in ihrem desolaten Zustand die Konditorei betreten. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft wird sie sich bereits mit Leuten gefüllt haben, die Kaffee und Croissants bestellen, während die vier entgegen ihren Vorsätzen drei Whiskys und einen Campari verlangen und etliche Blicke auf sich ziehen werden. Dann gehen sie nach Hause. Um schlafen zu können, werfen sie eine Rohypnol ein, gegen die Wirkung des Kokains und gegen das Herzrasen, das von den Amphetaminen herrührt, mit denen der Stoff unter aller Garantie versetzt war. Die Nacht ist vorbei, und die nachtaktiven Tiere kehren in ihren Bau zurück.
    Ich und Daytona stehen wieder allein auf dem Bürgersteig.
    »Weißt du, wie man eine glückliche Nacht am besten ausklingen lässt?«
    »Nein.«
    Natürlich weiß ich das. Ich weiß es nur zu gut. Ich möchte es aber von ihm hören.
    Daytona schaut mich an, die beiden Strähnen über seiner Glatze auf Hin- und Rückfahrt getrimmt, die Augen glänzend, sofern Augen nach einer schlaflosen Nacht noch glänzen können. Dann nickt er zu einer Stelle auf der anderen Straßenseite hinüber.
    »Eine Reise in ferne Welten mit der geilen Semö da.«
    Dieses Mal lächele ich, ohne es verstecken zu müssen.
    Gegenüber vom Ascot Club befindet sich ein Bürohaus, das gänzlich von Costa Britain genutzt wird. Die vier Etagen nehmen einen Großteil des Blocks ein, von der Via Tempesta bis hin zum Piazzale Lotto. Beton, Metall, Glas. Und Lampen, die ständig angeschaltet bleiben und Zimmerdecken und verlassene Schreibtische beleuchten, um alle daran zu erinnern, dass man in dieser Stadt auch in Zeiten der Ruhe an die Arbeit denkt.
    Soeben ist eine Gruppe von Personen aus der Glastür getreten. Es sind die Putzfrauen. Sie haben Papierkörbe geleert, Staub gesaugt und Bäder gereinigt, Zwangsarbeiter der Nacht, die bis jetzt geschuftet haben, damit die Zwangsarbeiter des Tages alles in schönster Ordnung vorfinden. Einige sind sofort aufgebrochen, um dem Ruf eines Bettes oder eines Frühstücks zu folgen. Die anderen stehen noch herum und reden und denken vielleicht wie wir, dass es die Luft dieser Morgenstunde wert ist, geatmet zu werden. Eine Frau ist zurückgeblieben, um sich eine Zigarette anzuzünden, und steht nun etwas abseits von den anderen. Sie ist groß und schlank. Die unförmigen Kleider können eine gewisse Anmut nicht verbergen. Ihr Haar ist lang und braun, das Gesicht klar, leuchtend.
    Gleichzeitig sieht sie resigniert aus.
    Ich nicke ebenfalls hinüber.
    »Die da?«
    »Ja. Was für ein Prachtweib.«
    Ich betrachte Daytona, in dessen Hirn schon ein Film abläuft. Und das ist bestimmt kein Film, den man in den großen Kinozentren zu sehen bekäme.
    »Was ist sie dir wert?«
    »Hunderttausend, wenn sie es macht.«
    Hunderttausend Lire sind ein hübsches Sümmchen in diesen schwierigen Zeiten. Die zudem immer schwieriger werden.
    »Zweihunderttausend und sie macht es.«
    Daytona reißt die Augen auf. An meinen Worten zweifelt er nicht, aber die Summe weckt doch Zweifel in ihm.
    »Herr im Himmel, zweihunderttausend.«
    »Hundertfünfzig für sie, fünfzig für mich.«
    »Du bist ein Scheißkerl.«
    Ich mustere ihn, wie man einen Emigranten mit Pappmascheekoffer mustern würde.
    »Es ist sechs Uhr morgens, du bist allein, du bist hässlich, und sie ist ein schönes Mädchen.«
    Er ist unschlüssig. Vielleicht weiß er nicht, ob ich Witze mache oder es ernst meine.
    Ich versetze ihm den Gnadenstoß.
    »Du hast soeben eine Million und achthunderttausend gewonnen. Dir bleiben eine Million und sechshunderttausend.«
    »Okay. Schauen wir mal, was du auf die Reihe bringst.«
    Ich lasse ihn stehen. Jetzt darf er einmal die Rolle des Zuschauers übernehmen. Ich überquere
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