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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Autoren: Harald Evers
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1 ♦ Hellami
     
    Mühsam unterdrückte Hellami ein Ächzen, kauerte hinter einem Strauch und starrte angespannt in die Dunkelheit.
    Da hörte sie es wieder: das Geräusch durchs Gras eilender Füße und dazwischen manchmal, etwas weiter entfernt, das Klappern von Pferdehufen auf hartem Grund.
    Verdammt! Die Kerle würden sie bald erwischt haben, und dann war es aus mit ihr. Wie sollte sie ihnen jetzt noch entkommen? Sie atmete so ruhig sie konnte, versuchte herauszuhören, in welche Richtung sich die Verfolger bewegten. Vielleicht hatte sie ja Glück und sie eilten an ihr vorbei.
    Dann aber hörte sie ein Flüstern ganz in ihrer Nähe.
    Sie packte ihren kleinen Dolch fester, wild entschlossen, ihn jedem in den Bauch zu rammen, der es wagen sollte, sie anzufassen. Schon vor Tagen hatte sie gehofft, es möge ihr gelingen, sich irgendwie zu verstecken, die Verfolger abzuschütteln und sich wieder unbehelligt nach Norden durch den Wald zu schlagen. Aber ständig tauchten diese Kerle auf.
    Es waren die Gleichen wie zuvor, das wusste sie inzwischen. Anfangs hatte sie gedacht, sie wäre aus purem Zufall unterschiedlichen Suchtrupps über den Weg gelaufen. Aber dann wurde ihr klar, dass man sie verfolgte, sie immer wieder aufspürte - und dass es den Männern möglicherweise gar nicht darum ging, sie nur einzufangen. Sie schienen es ernst zu meinen. Vielleicht wollten sie sie gar töten!
    Leise zog sie sich rückwärts ins Gebüsch zurück. Sie glaubte, in der Nähe irgendwo das schwache Rauschen von Wasser vernommen zu haben. Wenn das die Morne war, dann gab es vielleicht noch einen letzten Ausweg.
    Sie eilte durch ein niedriges Wäldchen und setzte ihre Füße auf Inseln von weichem Gras, das hier und da zwischen den Bäumen wuchs. Raschelndes Laub würde sie verraten. Zum Glück konnte sie genug sehen; Mondlicht fiel durch ein Sonnenfenster in die Welt herab. Wäre sie nicht in einer so verflucht ernsten Lage gewesen, dann hätte sie diese warme, stille Nacht geradezu als romantisch bezeichnen können.
    Sie duckte sich unter Zweigen hinweg, sprang leise über Wurzeln und Steine und nutzte den tiefen Schatten der Bäume und Büsche. Stellen, an denen das Mondlicht bis zum Boden durchbrach, mied sie. Für einige Minuten verbot sie sich, auf die Verfolger zu lauschen; nein, dazu hätte sie stehen bleiben müssen, und im Augenblick wollte sie so schnell, wie es nur ging, fort von den Männern. Sie wusste nicht, ob ein Waldläufer oder ein Krieger es ebenso wie sie gemacht hätte - woher auch? Sie war nur ein einfaches Mädchen aus einer schlechten Gegend von Savalgor. In den Gassen der Stadt, ja, da hätte sie sich sicherer bewegt, dort kannte sie sich aus und wusste, wie man sich unauffällig verhielt.
    Dann aber erinnerte sie sich, was geschehen war, als sie zum letzten Mal durch die Gassen von Savalgor gelaufen war - auf welche Weise man sie von dort verschleppt hatte. Nein, dachte sie, selbst in den vertrauten Gassen lauerten inzwischen Gefahren auf einen, die man nicht mehr ermessen konnte.
    Sie hielt im Schatten eines großen Waldfarns an und kauerte sich nieder. Ihr Atem ging schwer, und sie blickte sich angstvoll um, ob etwas von ihren Verfolgern auszumachen war.
    Beinahe hätte sie es übersehen.
    Dreißig oder vierzig Schritte hinter ihr waren die Umrisse einer Gestalt durch einen verirrten Strahl Mondlicht gehuscht. Hellami stieg ein Kloß heißer Angst in die Kehle. Kein Zweifel mehr, sie wurde regelrecht gejagt, mit klarer Absicht. Diese Männer wollten sie um jeden Preis erwischen und sie setzten erfahrene Leute dafür ein; solche, die sich in der Nacht lautlos zu bewegen und einem Opfer gnadenlos auf den Fersen zu bleiben vermochten.
    Sie kroch voller Angst tiefer unter den großen Farn und lauschte angestrengt. Das Rauschen des Wassers war deutlicher geworden. Aber selbst wenn sie versuchen wollte, durchs Wasser zu entkommen, standen ihre Aussichten nicht gut. Sie war zwar eine recht gute Schwimmerin, aber in dem mondbeschienenen Fluss wäre sie so leicht zu erkennen gewesen wie ein Apfel in einem Badezuber.
    Was war nur geschehen, dass man sie so hartnäckig verfolgte?
    War es der Brief gewesen, den sie erhalten hatte? Möglicherweise hatte ihn jemand gelesen - der Weg von Savalgor bis nach Minoor war lang und Briefe waren in Zeiten wie diesen wahrscheinlich eine Seltenheit. Es mochte gut sein, dass jetzt alle Briefe gelesen wurden - es war schlichtweg alles möglich. Sie wusste einen Mann, der noch eine
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