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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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»Wir sind doch nicht im Krieg!«, schimpfte Zkx’ttr. »Der Vorfall ist bis an die Ohren Ihrer Majestät gedrungen …«
    »Der Vorfall, wie Sie zu sagen belieben, diente nur einem, nämlich der Sicherheit Ihrer Majestät«, erwiderte der Flügeladjutant von oben herab. »Und dafür bin ich verantwortlich und nicht Sie, Herr Minister!«
    Zkx’ttr schnarrte seine Stimmstäbe empört gegen die Barten. Ein Ausdruck höchster Fassungslosigkeit.
    »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Herr Minister? Das tut mir aufrichtig leid …« Ein höhnischer Zug umspielte die Fühler von Kukk’tar. »Auch wenn es Sie schmerzt«, fuhr der Flügeladjutant ungerührt fort, »muss ich Ihnen in allem widersprechen. Meine Männer und ich sind immer im Krieg, wenn es um die Sicherheit Ihrer Majestät geht. Auch wenn Ihre Majestät selbst das anders sehen sollte. Ich nehme meine mir übertragenen Befehle sehr ernst. Was man in diesem Palast leider nicht von jedem sagen kann …«
    »Die armen Burschen hätten zumindest einen Prozess verdient, das ist – wie gesagt – auch die Meinung der Königin.« Der Minister stieß seine Worte mit aller Schärfe hervor, erst danach spürte er, wie sich die Chitinplatten seines Gesichts ineinander verkeilten.
    »Wen meinen Sie mit Ihrem Vorwurf, Adjutant …«, fragte Zkx’ttr ungläubig.
    Die ebenso geschickte wie bösartige Beleidigung war mit einem Verzögerungseffekt in das Bewusstsein des Ministers gedrungen.
    Und tatsächlich legte Kukk’tar nach. »Die pflichtvergessenen Elemente aus der Leibgarde meinte ich nicht damit, Herr Minister. Denn die sind tot und können kein Unheil mehr anrichten. Das haben Sie schon ganz richtig erkannt …«
    Etwas Lauerndes hatte sich in die Worte des Befehlshabers der königlichen Leibgarde geschlichen. Mit einem leisen Knirschen lösten sich die Gesichtsplatten des Ministers wieder voneinander. Ein Ausdruck von unendlicher Trauer umschattete jetzt seine Augen.
    »Sie wollen es also wirklich?«, fragte er leise.
    Bestätigend scharrte der Flügeladjutant mit dem rechten Vorderbein. Seine Fühler hatten sich in gespannter Erwartung fast an den Hinterkopf geschmiegt.
    »Sie haben mich in meiner Ehre gekränkt. Sie sind wirklich der unverbesserliche Rüpel, wie man sich allerorten erzählt, weder würdig ihres Titels noch ihres Amts …«
    »Bravo!«, entgegnete Kukk’tar. »Für so einen alten Mann sind Sie noch ganz schön lernfähig …«
    »Schwätzen Sie nicht dumm herum. Sie mögen jünger und stärker sein als ich, aber bilden Sie sich nur nicht allzu viel darauf ein. Selbst wenn Sie mich besiegen, wird es nicht mehr lange dauern, bis Sie Ihrem Meister gegenüberstehen …«
    »Ich kann es kaum erwarten, Herr Minister. Doch zuerst sind Sie dran … Wann darf ich Ihre Vertreter erwarten?«
    »Lassen Sie sich überraschen! Sie eingebildeter Schnösel!« Zkx’ttr wandte sich abrupt um und lief mit schnellen Schritten den schattigen Arkadengang entlang, der zu seinen Gemächern führte.
    »Ich liebe Überraschungen!«, rief ihm Kukk’tar nach. Seine eisige, messerscharfe Stimme brach sich an den Säulen und Wänden und vervielfältigte sich zu einer Kaskade von Echos, von der er hoffte, dass sie den Minister noch bis in seine Träume verfolgen möge.
    Zufrieden drehte auch er sich um und schritt gemächlich die Treppe hinab, die in den Hof hinter seiner Kommandatur führte.
    Er kannte den Ehrbegriff des Ministers nur zu gut und war sich deshalb völlig sicher, dass sich Zkx’ttr dem aussichtslosen Duell stellen würde.
    Im Hof angekommen, scharrten seine Hinterbeine zufrieden über den sandigen Grund. Sie alle bekamen Angst vor ihm, und das war gut so. Sollten sie zittern und sich fürchten. Der Minister hatte Unrecht gehabt, das hatte er ihm deutlich zu verstehen gegeben. Doch es kam nicht darauf an, ihn zu überzeugen. Viel sinnvoller war es, ihn aus dem Weg zu räumen. Oh ja, sie waren im Krieg und das schon seit Langem, nur hatte es das Volk der Mantiden immer noch nicht begriffen. Aber selbst das entsprach exakt seinen Vorstellungen.
    Er begrüßte die aktuelle Entwicklung, er empfand Genugtuung. Noch zu keiner Zeit war es für ihn so gut gelaufen wie jetzt. Dank der Ernennung zum Flügeladjutanten und der damit verbundenen Befehlsgewalt über die Hof-Leibgarde der Königin hatte er nach langer Zeit mit seiner kleinen Schwester gleichgezogen, die – und das wurmte ihn immer noch – lange vor ihm zur Prinzessin geadelt worden war.
    Die Königin
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