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MARCO POLO Reisefuehrer Sylt

MARCO POLO Reisefuehrer Sylt

Titel: MARCO POLO Reisefuehrer Sylt
Autoren: Silke von Bremen
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Bild: Leuchtturm am Lister Ellenbogen
    „ Ich fahre für ein paar Tage auf die Insel …“ Eigentlich weiß damit jeder, dass hier nicht Mallorca oder Ibiza, Capri oder Rhodos gemeint ist. Schließlich kann es für echte Syltfans nur eine geben. Diese eine bedient nur allzu gern die vielen Klischees, die über „der Deutschen liebste Insel“ in Umlauf sind, und ist doch ganz anders – nämlich in erster Linie immer noch Natur pur. Und wenn sich zur vielfältigen Landschaft aus Strand, Dünen, Heide und Watt noch ein ebenso abwechslungsreiches Angebot für Sportler und Gourmets, Wellnessfreunde und Nachtschwärmer gesellt, dann ist es genau dieses Zusammenspiel, das „die Insel“ so faszinierend macht.
    Der oben zitierte Syltfan ist – wie alle Liebhaber der Nordfriesischen Inseln – ohnehin eine ganz besondere Art Urlauber: Wassertemperaturen, die auch im Sommer nur selten die 20-Grad-Marke erreichen, schrecken ihn ebenso wenig wie Stürme im Frühjahr und im Herbst oder die gar nicht so geringe Wahrscheinlichkeit von Schauerstaffeln auch zur Hochsaison. Begeistert kehrt er jedes Jahr wieder. Nicht, dass es auf Sylt keine windstillen Sommertage gäbe, verschneite Winteridylle oder Dolce Vita am Strand – nur rechnen darf man damit nicht! Ob jemand, der Sylt das erste Mal besucht, zum Syltfan wird oder nicht, entscheidet sich sehr schnell. Die Insel fordert förmlich ein Urteil heraus, gleich in den ersten Stunden. Ein Strandspaziergang bei starkem Gegenwind: gigantisch oder einfach nur grausam? Ein Bad in der rauen Sylter Brandung: belebend und berauschend oder eher beängstigend? Ein Spaziergang durch die einsame Landschaft des Listlands: lohnend oder langweilig?
    Sonnenuntergang am Weststrand: ein Anblick, der schon viele süchtig machte
    Belebend, berauschend: ein Bad in der Brandung
    Vermutlich erging es auch den ersten Badegästen nicht anders, die Mitte des 19. Jhs. nach einer mühevollen Schiffsreise von Cuxhaven oder Husum die Insel erreichten. Die mussten sich damals auch noch damit abfinden, unter denselben kärglichen Bedingungen zu leben wie die Fischer und Bauern, bei denen sie Quartier bezogen. Viele schwärmten trotzdem von den überwältigenden Eindrücken während ihres Aufenthalts – die ersten echten Syltfans. Von Kargheit kann heutzutage natürlich keine Rede mehr sein: Das Angebot an Hotels, Apartments, Kneipen und Restaurants ist ungeheuer vielfältig und kaum überschaubar.
    Das Eiland – bereits in der Stein- und Bronzezeit Heimat für viele Menschen, später besiedelt von Friesen – hatte schon einiges durchgemacht. Acker- und Siedelflächen waren durch den Anstieg des Meeresspiegels dramatisch verringert worden, viele Dörfer lagen längst auf dem Grund des Meers. Die Klimaverschlechterung und Sturmfluten ließen außerdem nicht gerade üppige Ernten zu, sodass das Leben auf Sylt in früheren Zeiten ohne Übertreibung als erbärmlich bezeichnet werden kann. Erst im 17. Jh. änderte sich das Schicksal: Das zur Seemacht aufgestiegene Holland benötigte wagemutige Männer für Schiffe, die zum Walfang ins Nordmeer aufbrachen oder im Auftrag der Handelskompanien in Richtung Asien unterwegs waren. Wagemutig waren die Sylter wohl nicht unbedingt, aber arm und hungrig. Außer ihrem Leben hatten sie kaum etwas zu verlieren, sodass viele die Chance ergriffen. Mit Glück konnte man Kapitän und somit reich werden – so brach auf Sylt ein „Goldenes Zeitalter“ an, dessen Reichtum sich insbesondere im Hausbau niederschlug. Keitum mit seinen vielen Friesenhäusern aus jener Ära lässt diese Zeit heute noch wach werden. Die Zeitspanne, bis die ersten Badegäste das zweite goldene Zeitalter einläuteten, überbrückte man vor allem mit Landwirtschaft.
    Ein Drittel der Fläche steht unter Naturschutz
    Der einsetzende Fremdenverkehr veränderte die Insel nachhaltig. Die einst reichen Dörfer im Osten der Insel wie Keitum und Morsum gerieten plötzlich ins Hintertreffen, denn die Gäste wollten an den Strand, den es nur im Westen gab, wo die armen Dörfer lagen. So war bald Westerland das eleganteste Bad an der deutschen Nordsee. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Westerland nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen; es wurde zu schnell zu viel gebaut, und mit der Eleganz war es vorbei. Andere Orte hatten nun die Nase vorn, wie Kampen, wo sich in den Wirtschaftswunderzeiten der Jetset niederließ und Sylt ein neues Image verpasste. Hatten in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 20.
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