Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Der Professor hat eine Ahnung und das Urmel einen Wunsch
     
    Ein Stern fiel vom Himmel. Und
damit begann diese Geschichte. Professor Habakuk Tibatong und Tim Tintenklecks
saßen nebeneinander auf einem Felsblock, auf dem Gipfel des Berges Homi, in der
Mitte der Insel Titiwu.
    Über ihnen
funkelten die Gestirne. Tiefschwarz war die Nacht. Weit unten rauschte das
Meer.
    Da geschah
es: Ein goldener Strich zerschnitt die Dunkelheit. Unwillkürlich faßte Tim
Tintenklecks des Professors Hand: »Schau...«
    Habakuk
Tibatong sprang auf. »Das war keine gewöhnliche Sternschnuppe«, murmelte er.
»Das war eine kleine leuchtende Sonne! Ein Meteorit, wie vielleicht noch kein
ähnlicher auf die Erde fiel.«
    »Aber wo
schlug er ein?«
    »Die großen
Sternwarten werden es zu berechnen versuchen. Mir aber sagt eine seltsame,
unerklärliche Ahnung, daß er jetzt auf dem Gipfel der Welt liegt: auf dem
Nordpol. Und so sicher ich dies fühle, so gewiß bin ich, daß er keinem der
bisher bekannten Meteoriten aus Stein oder Metall gleicht.«

    »Willst du
zum Nordpol und ihn suchen?«
    Der
Professor schüttelte den Kopf: »Zwar hat vor einem halben Jahrhundert ein
berühmter Polarforscher einen großen Meteoriten am Nordpol gefunden und nach
Amerika gebracht — doch die Strapaze dieser Reise mute ich weder euch noch mir
zu. — Gehen wir schlafen!«
    Der
Professor grübelte lange in seinem Bett. Keiner der anderen Bewohner Titiwus
ahnte etwas von seinen Gedanken, weder der Schuhschnabel Schusch auf seinem
Ast; weder der See-Elefant auf dem Felsenriff; weder die treusorgende
Haushälterin Wutz, die kluge Schweinedame in ihrer Schlummertonne; weder der
Pandabär Babu in seinem Baumhaus; weder Ping Pinguin und Wawa in ihren
Muscheln; und am allerwenigsten das Urmel auf seiner Matratze.
    Und doch
schwirrte das Wort »Nordpol« auf geheimnisvolle Weise am nächsten Morgen von
Mund zu Mund, als habe es in der Luft gelegen, als hätte es jeder geträumt.
    Das Urmel
hockte nach einem langen Rundflug über die Insel neben Wawas und Ping Pinguins
Muscheln. Die Tautropfen blitzten an den Sträuchern. Und der Pinguin schilderte
gerade mit Begeisterung die Eisregionen, wo er geboren worden war, aufwuchs und
seine Kindheit verbracht hatte.
    »Da sind
lauter glitzernde, pfneeweiße Eisbrocken«, schwärmte er, »und viele sind so
hoch wie Berge. Sie pfwimmen im Wasser herum wie Segelpfiffe...«
    »Warum nicht
wie Dampfschiffe?« fragte Wawa.»Na eben, weil sie nicht dampfen! Und Seehunde
tummeln sich im Meer und Möwen kreipfen...«
    »Was ist
das, kreipfen?« Wawa verstand Ping Pinguin wirklich nicht.
    »Er meint
kreischen!« sagte das Urmel. Es hatte beim Zuhören begeisterte, runde Augen
bekommen. »Ich will auch ins Eis«, rief es, »dorthin, wo ich als Ei ans Ufer
des großen Meeres gelegt wurde!«
    »Ich nicht
—«, meinte Wawa. »Denn da würden mir vor Kälte immertschu die Tschähne
klappern!«
    Noch bevor
Ping Pinguin das Klima seiner Heimat als das verträglichste der Welt preisen
konnte, wurden sie durch ein röhrendes Gebrüll abgelenkt. Es schallte über das
Meer: »Eun Eusbörg, eun Eusbörg... öch schöbö öhn an Land!«
    »Das ist
Seele-Fant!« rief das Urmel aufgeregt. »Hat er Eisberg gerufen?« Und schon flog
es auf und davon, während sich Wawa und Ping Pinguin wuselnd und hatschend zum
Strand begaben. Dort trafen kurz hintereinander alle, alle ein, aus den
Baumhäusern, vom Ast, aus dem Blockhaus und aus der Schlummertonne.
    Seele-Fant
schob einen blauweiß schimmernden Eisblock an den Strand, das Urmel platschte
vor Eifer zu helfen immer wieder ins Wasser — und Schusch flog um beide herum
und klapperte: »Leb wohl, holder Fräde! Noch ein Urmel bedeutet noch mehr
Geschrei!«
     

    Als der
kalte Brocken auf dem Sand lag, kniete sich das Urmel andächtig daneben und
betete: »Bitte, bitte, lieber Gott, laß noch ein Urmel-Ei drin sein!«
    Und der
Professor grübelte: »Das ist schon der zweite! Wie kommen die Eisberge hierher?
Sollte wieder eine Eiszeit anbrechen? — Könnte man die Meeresströmungen
vielleicht zum Warentransport benutzen?«
    All diese
Fragen blieben vorerst unbeantwortet. Der Eisberg zerschmolz in der Sonne
Titiwus. Nichts blieb von ihm übrig, kein Ei, keine Versteinerung. Nur ein
feuchter Fleck im gelben Sand. Das Urmel maunzte: »Ich will aber einen Bruder
oder eine Schwester haben. Dort, wo der Eisberg herkommt, gibt es noch
Millionen andere. Und da sind Urmel-Eier drin!«
    Der
Professor zählte all
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher