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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol
Autoren: Max Kruse
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die Planken, Wawa
wischte die Kajüte, Ping Pinguin säuberte die Taue. Tim Tintenklecks reinigte
den Herd, er vertäute die Strahlenkanone im Hinterschiff, er stapelte einen
kleinen Vorrat Brennholz für die ersten Wochen, er kroch in die Schlummertonne
und polsterte sie innen dick mit Holzwolle und Decken aus. Dann schleppte er
sie an Bord. Und von da an schlief Wutz nur noch im Schiff.
    Das Urmel
trug fliegend den Leierkasten herbei, Tim verstaute ihn in einer Truhe. Auch
Wawas Muschel wurde an Bord gebracht, wie es der Professor anordnete. Während
Wutz sich um den Haushalt an Bord kümmerte, um die Vorräte und das Geschirr,
während Tim Tintenklecks verantwortlich war für die Segel, das Steuerruder und
den Anker, sorgte der Professor für die Land- und Seekarten, für die Logbücher,
für die nautischen und wissenschaftlichen Instrumente.
    »Ein schönes
Schiff!« Das stellten auch König Pumponell und Naftaline fest, als sie mit
Kisten und Kästen wieder kehrten. »Ein schönes Schiff — so wie es jetzt in der
Bucht von Titiwu ankert und sich im Wasser spiegelt. Aber es hat noch keinen
Namen...«

    »Wir taufen
es! Wie soll es heißen?«
    König
Pumponell überlegte. »Ich stelle mir vor, wie es über die Weltmeere segelt,
geisterhaft! Denn die Besatzung muß verborgen bleiben. Nur ein einsamer Mann
steht am Steuerruder. Er antwortet nicht auf die Zurufe anderer Seefahrer.
Schweigend segelt er weiter — wie Der Fliegende Holländer!«
    »Steuörmann,
laß dö Wacht...«, summte Seele-Fant.
    »Wollen wir
es DER FLIEGENDE PROFESSOR taufen?«
    »Ach nein!«
Naftaline winkte ab. »Das klingt so gelehrt. Und nicht geheimnisvoll genug. Es
soll anders heißen!«
    »Wie?«
    »Pumpo, gib
mir die Sektflasche — ich weiß schon!«
    Der König
lachte. Er holte eine Sektflasche aus dem Gepäck. Naftaline watete ins Wasser,
dicht an den Schiffsrumpf. Sie schwang die Flasche wie eine Keule über ihren
blonden Schopf: »Ich taufe dich DER FLIEGENDE HABAKUK und wünsche dir allzeit
gute Fahrt!« rief sie und schmetterte das Glas an den Bug, wo es zersplitterte
und der Sekt schäumend herabfloß.
    »Hurra —
hurra!« schallte es am Ufer. Und es waren auch Pitscher und Pfiffe dabei.
Habakuk Tibatong aber rief nicht hurra. Er wurde rot. Es ist ja keine
alltägliche Sache, daß ein Schiff nach einem genannt wird. Und es ist auch
nicht gleichgültig, wer es tauft!
    Wutz
genehmigte sich zur Feier eine kräftige Sondermahlzeit. »Uff-«, seufzte sie.
»Hoffentlich bleibe ich nicht in der Schlummertonne stecken, fett, wie ich
geworden bin!« Naftaline hatte auch Kummer mit ihr. Sie mußte den sackartigen
Schutzanzug mit Wattefutter für Wutz noch einmal auftrennen und weiter machen.
Wutz war das peinlich. »Der Professor hat es gewollt, öfföff!« grunzte sie. Und
Naftaline antwortete lachend, die Nähnadel zwischen den Lippen: »Und dir hat es
geschmeckt!«
    Als Wutz
dann fertig gekleidet war, der Reißverschluß unter dem Bauch zugezogen und der
Kopf umrahmt von dichtem, langem Pelz, als ihr zur Probe noch eine Sonnenbrille
aufprobiert wurde, sah sie umwerfend aus.

    »Meinst du
nicht, sie könnte in einem Film einen Nordpolforscher spielen?« fragte
Naftaline ihren Mann.
Und dieser gab zurück: »Ja, in einem Lustspiel!« Seine Mundwinkel zuckten.
    Der
Professor und Tim Tintenklecks probierten ebenfalls ihre Ausrüstung. Sie
stammte aus dem besten Sporthaus der Stadt Pumpolon und paßte wie angegossen.
Auch die für das Urmel saß — Naftaline war ja schon so vertraut mit seinen
Maßen, als sei sie seine Hofschneiderin. Trotzdem maulte es unter der
Pelzkapuze hervor: »Wie soll ich ‘n da fliegen?« Ja, fliegen konnte es nicht in
seinem Futteral, es mußte die Flügel eng anlegen, damit es überhaupt
hineinpaßte.
    »Bäh!«
machte Ping Pinguin. Jetzt war ihm das Urmel einmal nicht überlegen.
    Nachdem die
Kisten aus dem Hubschrauber alle an Bord gebracht worden waren, nachdem der
Professor sich noch einmal davon überzeugt hatte, daß nichts vergessen worden
war: nicht der Kompaß, nicht der Sextant, nicht das Betäubungsgewehr mit den
von ihm präparierten Lachgasspritzen, auch nicht Tims Schlittschuhe und die
Konserven und die Fotoausrüstung und der Rum; als er auch noch die Flaschen mit
der aus der Milch des Manzanillabaumes gewonnenen Flüssigkeit — »Tibatongs
innere Heizung« — behutsam verstaut hatte, kam die Stunde der Abfahrt.
    Wutz schloß
das Blockhaus und drückte Schusch den Schlüssel in den Schnabel:
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