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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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»Nein«, stöhnte er.
    »Nein, nein… Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich…«
    Der Mann mit der Fackel lächelte. Seine dünnen, grausamen Lippen krümmten sich, in dem schmalen Totenkopfgesicht glühten die Augen.
    »Ich spreche von dem Amulett«, sagte er mit tödlicher Sanftheit.
    »Sie sind Louis de Montagne, sind Leonardo de Montagnes letzter direkter Nachkomme, und Sie kennen das Geheimnis.«
    Er richtete sich auf, hob die flackernde Pechfackel ein Stück höher. Ein fanatisches Brennen trat in seine jettschwarzen Augen.
    »Ich werde das Amulett besitzen«, flüsterte er.
    »Ich werde herrschen, Montagne. Ich werde der mächtigste Mann Frankreichs sein. Ich, Dr. Arcaro Ramondo!«
    Louis de Montagne schloß zitternd die Augen.
    »Nein«, ächzte er. »Nein, nein…«
    Ramondo hob die Hand zu einer knappen Geste. Die Winde quietschte. Wieder straffte sich das Seil, zerrte erbarmungslos an den Gliedern des Opfers. Ein markerschütternder Schrei brach über die Lippen des Gemarterten. Erneut hob Ramondo die Hand. Der Hüne mit dem mächtigen, vollkommen kahlen Schädel und den leeren Augen hörte auf, an der Winde zu drehen. Scheinbar mühelos hielt er den Hebel in seiner Stellung, und der Schrei, der von den Wänden widerhallte, erstarb in einem qualvollen Wimmern. Der Mann mit dem Totengesicht hielt die Fackel dicht vor die Augen seines Opfers.
    »Sie sind ein Narr, Montagne«, sagte er leise.
    »Sie müßten diese Folterkammer doch am besten kennen. Sie gehört zu Ihrem Schloß - also wissen Sie, was man mit den hübschen Geräten anstellen kann. Soll ich Ihnen alle zehn Finger mit Daumenschrauben zerquetschen? Soll ich Sie in der eisernen Jungfrau durchbohren lassen? Soll Acharat Ihnen mit glühenden Zangen die Haut vom Leib reißen, oder…«
    »Sie Satan!« keuchte Montagne. »Sie verdammte, teuflische Bestie! Sie…!«
    »Acharat«, kam Ramondos leise, ausdruckslose Stimme.
    Die Winde quietschte. Diesmal klangen die Schreie des Opfers so grauenvoll, daß selbst in den leeren Augen des Hünen etwas wie eine Regung erschien. Der Körper des Gemarterten zuckte, versuchte sich aufzubäumen. Montagnes Gesicht verzerrte sich zur Grimasse, verfärbte sich, die Augen traten aus den Höhlen, und er hörte nicht auf zu schreien, als das mißtönende Quietschen verstummte.
    »Laß ab, Acharat«, sagte Ramondo nach ein paar Sekunden.
    Der Hüne ließ den Hebel los. Rasselnd drehte sich die Winde zurück. Aber es dauerte Minuten, bis die gräßlichen Schreie erstarben.
    »Nun?« fragte Ramondo eisig. »Ist Ihnen eingefallen, wo Sie das Amulett versteckt haben?«
    Louis de Montagne schloß die Augen. Sein Gehirn schien nur noch aus einer feurigen Lohe zu bestehen, sein Körper aus Schmerzen. Er hatte das Gefühl, als habe man ihm mit einem Beil Arme und Beine abgehackt.
    Keuchend lag er da, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, und nur noch der eine verzweifelte Gedanke hatte Platz in ihm, daß er diese Tortur nicht noch einmal ertragen konnte. Reden? Dieser Bestie in Menschengestalt geben, was sie verlangte? Das war sein sicherer Tod, er wußte es. Aber er wußte auch, daß er keine andere Wahl hatte. Das es besser war, zu sterben, als noch einmal die Wirkung dieses grauenvollen Streckbettes zu spüren oder…
    Seine Gedanken stockten. Ganz tief in seinem gemarterten Hirn schien es etwas wie eine winzige Explosion zu geben. Der Ausweg! Louis de Montagne wußte plötzlich, was er zu tun hatte, und es war so einfach, daß er sich fragte, warum er nicht eher darauf gekommen war. Dr. Ramondo wollte über die Dämonen herrschen.
    Er sollte es versuchen. Er sollte den Dämonen begegnen und…
    »Nun?« drang Ramondos Stimme in sein Bewußtsein. »Wollen Sie die Daumenschrauben ausprobieren? Oder mit der eisernen Jungfrau Bekanntschaft schließen?«
    »Nein«, stöhnte Montagne. »Nein! Ich - ich werde reden…«
    »Dann reden Sie! Ich warte nicht lange.«
    Montagne fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, spürte den salzig-bitteren Geschmack von seinem Schweiß. Seine Stimme gehorchte ihm kaum, und jedes Wort kostete ihn Mühe.
    »Die Tür mit dem Wappen«, flüsterte er. »Am Ende des Ganges… gibt es eine Treppe. - Zwölf Stufen. - Sie führen zu der Tür mit dem Wappen der Montagnes. Dahinter…«
    Ramondo nickte. »Weiter«, drängte er.
    »Eine Truhe«, stöhnte Montagne.
    »Das Amulett… ist in einer Truhe. Sie trägt ebenfalls das Wappen…«
    Dr. Ramondo richtete sich auf. Seine hohe, hagere
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