Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
in aller Ruhe. »Bildet hinter mir eine Verteidigungslinie am Strand.«
    Die Überlebenden seines Trupps schleppten sich vom Schiff und aus dem Dschungel und bezogen mit den wenigen verbliebenen Speeren hinter Temur Stellung. Die abgerissenen Soldaten hatten kaum noch Kraft, aber Temur wusste, dass sie notfalls bis auf den Tod für ihn kämpfen würden. Er tastete nach dem Griff des japanischen Samuraischwertes und fragte sich, ob er wohl mit der Klinge in der Hand sterben würde.
    Das Kanu, dessen Ruderer das Boot lautlos zur Küste paddelten, hielt gezielt auf die Männer am Strand zu. Als der Bug über den Sand scharrte, sprangen die Insassen heraus, zogen das Kanu rasch an Land und stellten sich dann neben dem Boot auf.
    Mehrere Sekunden lang musterten sich die beiden Parteien argwöhnisch. Schließlich schritt einer der Männer aus dem Kanu über den Strand und blieb vor Temur stehen. Er war klein, kaum einen Meter fünfzig groß, älter als die anderen und hatte lange weiße Haare, die er mit einem Baststreifen zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er trug eine Kette aus Haifischzähnen um den Hals und hielt einen Stock aus knorrigem Treibholz in der Hand. Seine braunen Augen funkelten, als er den Mongolen anlächelte und eine Reihe schiefer, aber strahlend weißer Zähne zeigte. Er stieß ein paar rasche Worte in einem melodischen Singsang aus, offenbar einen Gruß. Temur nickte nur leicht, ohne die anderen Männer am Kanu aus dem Auge zu lassen. Der Alte plapperte ein paar Minuten lang, kehrte dann jählings zum Kanu zurück und griff hinein.
    Temur schloss die Hand fester um das japanische Schwert und warf seinen Männern einen warnenden Blick zu. Doch seine Anspannung legte sich, als der Alte sich aufrichtete und einen fetten, gut dreißig Pfund schweren Gelbflossenthunfisch hoch hielt. Die anderen Eingeborenen beugten sich ebenfalls in das Kanu, holten weitere Fische und Binsenkörbe mit Schalentieren heraus, die sie vor Temurs Männern ablegten. Die ausgehungerten Soldaten warteten bangen Blickes auf die Erlaubnis des mongolischen Anführers, dann machten sie sich gierig über die Nahrung her und lächelten ihren Gastgebern zu. Unterdessen ging der Alte zu Temur und bot ihm einen mit Wasser gefüllten Trinkschlauch aus Schweinsleder an.
    Als beide Seiten Vertrauen zueinander gefasst hatten, deuteten die Eingeborenen in den Dschungel und winkten den Schiffbrüchigen zu, dass sie ihnen folgen sollten. Zögernd verließen Temur und seine Männer ihr Schiff und trotteten hinter den Eingeborenen durch den Urwald, bis sie nach einem zwei, drei Kilometer langen Marsch auf eine Lichtung traten. Mehrere Dutzend kleiner, mit Stroh gedeckter Hütten standen rund um ein eingezäuntes Gehege, in dem etliche Kinder mit einer Schar Schweine spielten. Auf der anderen Seite der Lichtung befand sich eine größere Hütte mit hohem Dach, das Haus des Dorfvorstehers, der, wie Temur zu seiner Überraschung feststellte, niemand anders war als der weißhaarige Alte.
    Die Bewohner des Dorfes glotzten die Fremdlinge an, während in aller Eile ein Fest vorbereitet wurde, mit dem man die asiatischen Krieger als Ehrengäste in der Gemeinschaft willkommen hieß. Das Schiff, die Kleidung und die Waffen der Fremdlinge deuteten auf großes Wissen hin, und insgeheim schätzte man die Männer als neue Verbündete im Kampf gegen mögliche Feinde. Die chinesischen und koreanischen Krieger aber waren einfach froh, noch am Leben zu sein, und nahmen dankbar die großzügigen Speisen, die Unterkünfte und die Gefährtinnen an, die man ihnen bot. Nur Temur reagierte zurückhaltend auf die Gastfreundschaft. Während er mit dem Dorfvorsteher eine gegrillte Abalone verzehrte und seine Männer betrachtete, die zum ersten Mal seit Wochen wieder ihr Dasein genossen, fragte er sich, ob er die Mongolei jemals wiedersehen würde.
    Im Lauf der nächsten Wochen ließen sich die Männer der mongolischen Invasionsflotte in der Ortschaft nieder und lebten sich allmählich in der Dorfgemeinschaft ein. Temur hingegen weigerte sich anfangs noch und schlief jede Nacht in dem faulenden Schiff. Erst als der vom Sturm zerschlagene Rumpf endgültig auseinanderbrach und die Überreste der
Mugun
auf den Grund der Bucht sanken, zog auch er widerwillig in das Dorf um.
    Wieder und wieder gingen ihm Gedanken an seine Frau und die vier Kinder durch den Kopf, aber jetzt, da das Schiff verloren war, gab Temur jegliche Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat auf. Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher