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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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beschädigt, verbissen und stolz hielt sie sich aber über Wasser. Obwohl Kapitän und Besatzung über Bord gegangen waren und das Schiff kaum mehr als ein Wrack war, hatten Temur und seine Männer die ganze Wucht des mörderischen Sturms überlebt. Umso glücklicher wähnten sie sich, als sich die See endlich beruhigte, so als wären sie vom Schicksal zu etwas Besonderem auserkoren.
    Die übrige mongolische Armada, die weniger Glück hatte, wurde von dem mörderischen Taifun fürchterlich geschlagen.
    Fast die gesamte Yangtse-Flotte wurde vernichtet, entweder an der Felsenküste zertrümmert oder von tobenden Sturzseen versenkt. Eine Unmasse geborstener Spanten und Planken der mächtigen chinesischen Dschunken, koreanischen Kriegsschiffe und Ruderbarken übersäte die Küste. Die Schreie der im Wasser Sterbenden waren längst vom heulenden Wind verweht worden.
    Viele der Soldaten, die schwere Lederpanzer trugen, sanken sofort zum Meeresgrund, nachdem sie in die Wogen geschleudert worden waren. Andere kämpften trotz aller Panik und hielten sich über Wasser, um der Gewalt der mächtigen, endlos anbrandenden Wellen letztlich doch zum Opfer zu fallen. Und die wenigen Glücklichen, die lebend an Land krochen, wurden binnen kurzer Zeit von plündernden Samuraihorden niedergemacht, die den Strand absuchten. Wie Holzstapel säumten die Toten nach dem Sturm die Küste, und vor Kyushu ragten so viele nur halb versunkene Wracks am Horizont auf, dass es schon hieß, man könne trockenen Fußes über den Golf von Imari laufen.
    Die Überreste der Invasionsflotte schleppten sich nach Korea und China zurück und brachten die unvorstellbare Kunde mit, dass es ein weiteres Mal die Natur gewesen war, die die mongolischen Eroberungspläne durchkreuzt hatte. Für Khubilai Khan bedeutete es eine vernichtende Niederlage, die schwerste, die die Mongolen seit den Tagen eines Dschingis Khan erlebt hatten, und sie zeigte aller Welt, dass die Streitkräfte des großen Reiches alles andere als unbesiegbar waren.
    Für die Japaner war der aufziehende Taifun nicht weniger als ein Wunder. Trotz der Zerstörungen, die er auf Kyushu anrichtete, hatte er die Insel vor der Eroberung bewahrt und die feindliche Streitmacht vernichtet. Die meisten Menschen glaubten, das sei nur den Gebeten zu verdanken, die zur elften Stunde an die Sonnengöttin im Schrein von Ise gerichtet worden waren. Göttlicher Beistand habe ihnen den Sieg beschert, ein klares Zeichen dafür, dass Japan auf den Beistand der Himmelsmächte zählen könne, um sich fremder Eroberer zu erwehren. Der Glaube an den KamiKaze oder »Götterwind«, wie er genannt wurde, war so stark, dass er die ganze japanische Geschichte durchdrang und als Bezeichnung für die Selbstmordpiloten im Zweiten Weltkrieg wieder auftauchte.
    Temur und die Überlebenden an Bord des koreanischen Truppentransporters hatten keine Ahnung von der Vernichtung der Invasionsflotte. Da sie aufs offene Meer getrieben worden waren, konnten sie nur vermuten, dass sich die Streitmacht neu formiert hatte, nachdem der Sturm abgezogen war, und den Angriff fortsetzte.
    »Wir müssen wieder zur Flotte stoßen«, erklärte Temur seinen Männern. »Der Kaiser erwartet einen Sieg, und wir haben unsere Pflicht zu erfüllen.«
    Doch das war leichter gesagt als getan. Nachdem sie drei Tage und Nächte lang ohne Mast und Segel umhergetrieben waren, wusste keiner mehr, wo sie sich befanden. Als das Wetter aufklarte, waren nirgendwo andere Schiffe in Sicht. Noch schlimmer aber war für Temur, dass niemand an Bord wusste, wie man sich auf hoher See orientierte. Die beiden koreanischen Seeleute, die den Sturm überlebt hatten, waren ein Koch und ein betagter Schiffszimmermann, die nichts von Navigation verstanden.
    »Japan muss östlich von uns liegen«, erklärte Temur dem koreanischen Zimmermann. »Stell einen neuen Mast und Segel her, dann werden wir anhand der Sonne und der Sterne gen Osten segeln, bis wir Land sichten und feststellen können, wo wir die Flotte finden können.«
    Der alte Zimmermann wandte ein, dass das Schiff nicht mehr seetüchtig sei. »Es ist leck und angeschlagen. Wir müssen nach Nordwesten segeln, nach Korea, wenn wir uns retten wollen.«
    Doch davon wollte Temur nichts wissen. In aller Eile wurde ein Behelfsmast gezimmert und ein Notsegel gesetzt. Mit neuer Entschlossenheit steuerte der zum Seemann gewordene mongolische Soldat das Schiff in Richtung Osten, konnte es kaum erwarten, die japanische Küste
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