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Hungry for Love

Hungry for Love

Titel: Hungry for Love
Autoren: Ashley Bloom
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1. Kapitel
    „ Schon wieder Burritos?“, fragte Pablo, als Teresa die in rosa Papier eingewickelten, wenig einladenden Teigrollen aus der Tüte holte und auf den Tisch packte.
„Pablo! Schimpf nicht übers Essen, sei froh, dass du überhaupt etwas zu essen hast!“
„Tut mir leid, Mom.“
„Ist schon gut, mein Schatz. Mir hängen sie ja auch langsam zum Hals heraus. Aber sie sind eine gratis Mahlzeit, also sollten wir dankbar dafür sein.“
Als sie die hängenden Schultern ihres achtjährigen Sohnes sah, machten sich sofort wieder Schuldgefühle in ihr breit.
„Ich versuche, morgen mal etwas anderes zu ergattern, okay? Vielleicht haben wir ein paar leckere Tacos übrig.“
„Ja, Mom“, sagte Pablo und stellte Gläser auf den Tisch. Dann füllte er den Krug mit Leitungswasser und stellte ihn dazu.
Teresa betrachtete ihn stolz. Sie brauchte nie etwas zu sagen, er half ganz von allein. Was würde sie nur ohne ihn tun, ohne ihren einzigen Lichtblick im sonst so harten Leben? Sie tat alles nur für ihn, die langen Arbeitsstunden; aber sie schuftete gerne, wenn sie nur wusste, dass er es einmal besser haben würde.
„Geh deine Grandma holen. Sag ihr, Essen ist fertig, ja?“
    Fünf Minuten später saßen die drei am Küchentisch und aßen die Reste, die im Restaurant übrig geblieben waren. Seit sechs Jahren arbeitete Teresa jetzt schon im mexikanischen Hasta Burrito , und ihr Boss Rico ließ sie Sachen mitnehmen, die schon zu lange auf der Wärmeplatte lagen. Sie war dankbar für diese Unterstützung, auch wenn das hieß, dass jeden Tag mexikanisches Essen auf den Tisch kam. An sich machte ihr das nichts aus, denn sie hatte mexikanische Wurzeln – ihre Eltern kamen aus Mexiko und waren vor fünfunddreißig Jahren als illegale Einwanderer in die Staaten gekommen – doch Pablo konnte sie nicht die nächsten zehn Jahre tagtäglich alte Burritos zumuten.
    Nach dem Essen kümmerte sich Teresa um die Wäsche, machte Hausaufgaben mit ihrem Sohn und setzte sich dann noch ein Weilchen mit ihrer Mutter hin, damit die den neusten Klatsch und Tratsch loswerden konnte.
Als sie um Mitternacht geschafft ins Bett fiel, fragte sie sich wieder einmal, was der Tag eigentlich mit sich gebracht hatte. Er war ein Tag wie jeder andere gewesen, Stunden glichen Stunden, Wochen glichen Wochen, Monate glichen Monaten, und absolut nichts würde sich je ändern.
Doch sie wusste auch, dass sie nicht aufgeben durfte, sie hatte eine Mutter und einen Sohn, um die sie sich kümmern musste. Sie wurde gebraucht. Und vielleicht würde sich alles eines Tages auszahlen. Wer wusste schon, wann das Schicksal zuschlug? Wer wusste schon, ob nicht eines Tages doch noch Wunder geschahen?
    ♥♥♥
    Der Wecker klingelte um halb sechs. Teresa stöhnte missgelaunt und schlug auf ihn drauf. Ein neuer Tag begann. Ein Tag wie jeder andere.
Sie duschte ausgiebig, zog sich ihre Kellnerinnen-Uniform an – ein schlichter roter Rock in nicht sehr reizvoller Länge, dazu eine rosa Bluse mit Namensschild und flache schwarze Schuhe – und band ihre langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz. Rico mochte es nicht, wenn seine Angestellten das Haar offen trugen, zu oft hatten sich die Gäste schon über Haare im Essen beschwert.
Als nächstes bereitete sie das Frühstück vor – Tiefkühl-Waffeln mit Sirup und Cornflakes – und weckte dann Pablo. Ihre Mutter Bonita, die sich mit Pablo ein Zimmer teilte, saß bereits vor dem Fernseher und schaute das Frühstücksfernsehen.
„Guten Morgen, Grandma“, sagte Pablo und gab seiner Oma einen Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, mein Junge“, erwiderte Bonita mit Stolz. Sie liebte ihren Enkel über alles und freute sich darüber, was für ein lieber Junge er war.
„Was möchtest du zum Frühstück, Schatz?“, wollte Teresa jetzt wissen. „Eine Waffel?“
„Ich hab noch keinen Hunger.“
„Du musst aber etwas essen, bevor du zur Schule gehst. Du weißt doch, ohne Nervennahrung lernt es sich schlecht.“ Sie bereitete ihm gerade sein Pausenbrot zu und packte ihm auch einen Apfel in seinen Rucksack.
„Na gut, dann aber nur ein paar Cornflakes.“
Teresa schüttete ihm eine halbe Schale voll und goss Milch darüber. Dann brachte sie ihrer Mutter eine Tasse Kaffee, was sie heute noch mindestens fünfhundert Mal wiederholen würde, aber natürlich nicht für ihre Mutter, sondern für absolut Fremde. Wenn sie wenigstens freundlich waren, war der Job vollkommen in Ordnung. Es gab aber natürlich auch
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