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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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die dicht an dicht liegenden Schiffe in der Hakata-Bai schweifen. Die koreanische Flotte bot einen eindrucksvollen Anblick. Fast neunhundert Schiffe jedweder Größe und Form erstreckten sich quer über die Bucht. Die meisten waren ausladende, robuste Dschunken, manche nur drei Meter, andere, wie Yons Schiff, nahezu fünfundzwanzig Meter lang. Fast alle waren eigens für diesen Feldzug gebaut worden. Doch die Ostflotte, wie sie genannt wurde, würde von der erwarteten Streitmacht um ein Vielfaches übertroffen werden.
    Um halb drei Uhr nachmittags erklang ein Ruf aus dem Ausguck, und bald darauf hallten aufgeregte Schreie und dröhnende Trommelschläge über das Hafenbecken. Draußen auf See tauchten die ersten winzigen Punkte der südlichen Flotte am Horizont auf und näherten sich langsam der japanischen Küste.
    Von Stunde zu Stunde waren immer mehr Punkte zu erkennen, die allmählich größer wurden, bis die ganze See mit einer Unmasse dunkler Holzschiffe mit blutroten Segeln übersät war.
    Mehr als dreitausend Schiffe mit hunderttausend weiteren Soldaten rückten aus der Korea-Straße an – eine Invasionsflotte, wie sie die Welt bis zur Landung der alliierten Truppen in der Normandie fast siebenhundert Jahre später nicht mehr erleben sollte.
    Die Seidensegel der Kriegsflotte erstreckten sich wie eine karmesinrote Regenwand über den Horizont. Die ganze Nacht über und bis weit in den darauffolgenden Tag hinein näherte sich ein Geschwader chinesischer Dschunken nach dem anderen der Küste und sammelte sich in und um die Hakata-Bai, während die Oberbefehlshaber über ein Landungsunternehmen nachdachten. Signalflaggen stiegen am Flaggschiff empor, wo die mongolischen und chinesischen Generäle neue Pläne schmiedeten.
    Die Japaner, die sich hinter steinernen Deichmauern verschanzt hatten, blickten voller Entsetzen auf die mächtige Flotte.
    Die gewaltige Übermacht schien jedoch manch einen Verteidiger in seiner Entschlossenheit eher noch zu bestärken. Andere hingegen wirkten verzweifelt, beteten zu ihren Göttern und flehten um himmlischen Beistand. Selbst die furchtlosesten Samuraikrieger erkannten, dass sie den Angriff höchstwahrscheinlich nicht überleben würden.
    Doch tausend Meilen weiter südlich war eine andere Macht am Werk, und zwar eine noch gewaltigere als die Invasionsflotte des Khubilai Khan. Eine brodelnde Gemengelage aus Wind, See und Regen braute sich zusammen und ballte eine ungeheure Kraft in sich. Der Sturm war wie die meisten Taifune in den warmen Gewässern des westlichen Pazifik nahe den Philippinen entstanden. Ein einziges Gewitter in einer Hochdruckfront hatte ihn ausgelöst, denn dadurch trafen warme Luftschichten auf kalte. Die wirbelnden Winde, mit denen die warme Luft vom Meeresspiegel emporgesogen wurde, wuchsen sich allmählich zum Sturm aus. Mit unverminderter Kraft zog er über die See, wurde immer stärker und verheerender und erreichte Windgeschwindigkeiten von über zweihundert Stundenkilometern.
    Der »Supertaifun«, wie man ihn heute bezeichnen würde, zog zunächst geradewegs nach Norden und drehte dann unverhofft in Richtung Nordost ab. Auf seiner Bahn lagen die südlichen Inseln von Japan und die mongolische Flotte.
    Die vor Kyuschu liegende vereinigte Flotte konzentrierte sich unterdessen nur auf den bevorstehenden Kampf. Ohne den aufziehenden Sturm wahrzunehmen, sammelten sich die Schiffe zu einem gemeinsamen Angriff.
    »Wir werden zu den Landungsmanövern im Süden beordert«, meldete Kapitän Yong Temur, als in seinem Geschwader die Signalflaggen emporstiegen. »Die ersten Stoßtrupps sind gelandet und haben einen Hafen zum Entladen der Truppen gesichert. Wir sollen Teilen der Yangtse-Flotte aus der Hakata-Bai folgen und unsere Soldaten zur Verstärkung an Land bringen.«
    »Für meine Soldaten wird es die reinste Erlösung sein, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen bekommen«, erwiderte Temur. Wie alle Mongolen war er den Krieg zu Lande gewohnt, vor allem den Reiterkampf. Angriffe von See aus waren für die Mongolen etwas Neues, das der Kaiser erst vor wenigen Jahren eingeführt hatte, weil er nur auf diese Weise Korea und Südchina unterwerfen konnte.
    »Sie werden noch früh genug an Land kommen«, erwiderte Yon, der das Einholen des Steinankers beaufsichtigte.
    Während er mit seinem Schiff der Hauptmacht der Flotte aus der Hakata-Bai und entlang der Küste gen Süden folgte, blickte Yon ein ums andere Mal beklommen zum Himmel, der am Horizont immer
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