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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod
Autoren: Friedrich Tenkrat
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John Sinclair stieg aus dem Bentley und gab der Tür einen leichten Schubs. Sie fiel mit einem satten Geräusch ins Schloß. Suko, sein Freund und Mitarbeiter, verließ den Wagen auf der Beifahrerseite.
    Die beiden Männer waren privat unterwegs.
    John, als Oberinspektor von Scotland Yard für übersinnliche Fälle zuständig, stand seiner Arbeit auch in der Freizeit positiv und interessiert gegenüber. So war ihm kürzlich in einer Zeitung die Nachricht aufgefallen, daß der weltbekannte, britische Hellseher Hannibal Koch in London weile und in zwei Tagen insgesamt vier Vorstellungen geben würde. Man möge sich rechtzeitig Karten sichern, denn Hannibal Kochs Auftritte seien in aller Welt innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
    John und Suko überquerten die Shaftesbury Avenue und bogen kurz vor dem Picadilly Circus in die Windmill Street ein.
    Vor dem kleinen Theater, das bei weitem nicht allen interessierten Londoner Platz bot, drängten sich enttäuschte Menschen. John schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Nun sieh dir das an, Suko.«
    Der Chinese nickte. »Die Leute lieben den Nervenkitzel und das Mysteriöse. Hannibal Koch ist ein großer Meister seines Fachs. Die Faszination des Hellsehens ist für die Menschheit so groß, daß solche Prozeduren seit der Urzeit in primitiven, wie in Hochkulturen nachzuweisen sind.«
    John Sinclair lachte. »Ich sehe, du hast dich heimlich auf dieses Ereignis vorbereitet.«
    Sie schoben sich durch die Menge, und John mußte den Polizisten, die den Theatereingang abschirmten, die Eintrittskarten vorzeigen, ehe er mit Suko passieren durfte.
    Vor dem großen Glastor stand eine überlebensgroße Figur aus Pappmaché: Haarkranz, aggressiver Blick, Kinnbart, schmaler engbrüstiger Körper – das war Hannibal Koch. Suko wies mit dem Daumen auf die Figur, die selbst ihn überragte. »Der Mann sieht aus wie ein Gelehrter.«
    John mußte zugeben, daß Suko recht hatte. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Professor war vorhanden. Koch hielt in der ausgestreckten Rechten eine Kristallkugel, die er durchdringend anstarrte. Allein diese Pappmachépuppe steigerte Johns Interesse. Er war nicht nur hierhergekommen, um sich Hannibal Kochs Show anzusehen, er wollte sich auch mit ihm unterhalten. Von einem Gespräch mit dem weltbekannten Hellseher versprach sich John Sinclair wichtige Informationen.
    Der Theatersaal war bis auf den letzten Notsitz besetzt.
    John und Suko nahmen in der zweiten Reihe Platz. Gedämpftes Gemurmel. Punkt zwanzig Uhr. Erwartungsvolle Gespanntheit. Langsam erloschen die Lichter. Der Kronleuchter wurde hochgezogen. Sphärenklänge, spukhaft und unheimlich, rieselten aus verborgenen Lautsprecherboxen in den Saal.
    Eine Kerze erhellte mit ihrem dürftigen Schein die Bühne. Ihr Flämmchen wanderte weiter, entzündete eine zweite Kerze, eine dritte…
    Und dann trat der Meister der Mantik, der Hellseher Hannibal Koch, an die Rampe, um den frenetischen Beifall des Publikums mit einer demutsvollen Verneigung entgegenzunehmen…
    ***
    Curro war ein Ausbund an Häßlichkeit. Er war ein klumpiges, riesiges Wesen mit gelblich leuchtender Haut, knallroten Augen und schwarzer, gespaltener Zunge. Leif der Rote schwitzte unter seinem schweren Hörnerhelm. Verdammt, diesmal hatte er zuviel gewagt. Durch die Reihen seiner entsetzensstarren Männer ging ein dumpfes Raunen. Sie drängten noch weiter zurück. Gern hätte er sich jetzt umgewandt, um zu ihnen zu rennen, doch als ihr Anführer durfte er sich diese Blöße nicht geben. Er hätte sein Gesicht verloren, und das war für ihn schlimmer als der Tod.
    Nein.
    Sie hatten Leif den Roten noch niemals davonlaufen gesehen! Und sie würden das auch heute nicht erleben! Selbst wenn ihn dieser Wagemut den Kopf kosten sollte.
    Curro, die Bestie, stampfte mit den Füßen, die mit schwarzen Hornhufen bewachsen waren, wild auf. Der Boden erzitterte unter diesen kraftvollen Tritten. Leif der Rote faßte sich ein Herz und ging zum Angriff über.
    Er schwang sein Schwert respektlos hoch und schmetterte es dem Dämon mit aller Kraft auf den unförmigen Schädel. Die Klinge traf jedoch ihr Ziel nicht, denn von einer unwiderstehlichen Gewalt wurde das Schwert abgelenkt. Der Hieb raste an Curros Schädel vorbei. Die Klinge knallte auf den steinigen Boden. Leif wurde das Schwert schmerzhaft aus der Hand geprellt.
    Curro stieß ein höhnisches Gelächter aus. »Elender! Dachtest du im Ernst, mir auch nur die geringste Schramme zufügen zu können? Ich
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