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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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ernster Koreaner namens Yon, an Temur.
    »Ein wackerer Kampf«, sagte er ohne große Begeisterung.
    »Aber wie viele Angriffe auf mein Schiff muss ich noch ertragen?«
    »Sobald die Südgruppe der Yangtse-Flotte eintrifft, wird der Angriff an Land eröffnet werden. Dann wird der Feind bald zermalmt sein, und diese Überfälle werden aufhören. Vielleicht wirkt auch die Falle abschreckend, die wir dem Feind heute Nacht gestellt haben.«
    Yon schnaubte zweifelnd. »Mein Schiff und die Besatzung sollten mittlerweile wieder in Pusan sein. Der ganze Eroberungsfeldzug gerät zu einem Debakel.«
    »Die Ankunft der beiden Flotten hätte zwar besser aufeinander abgestimmt werden müssen, doch der Ausgang steht außer Frage. Der Sieg wird unser sein«, erwiderte Temur gereizt.
    Als der Kapitän kopfschüttelnd wegging, fluchte Temur leise vor sich hin. Auf koreanische Schiffe und ihre Besatzung sowie auf ein Heer chinesischer Fußkämpfer angewiesen zu sein, war so, als kämpfte man mit gebundenen Händen. Wenn man eine Zehntausendschaft mongolischer Reiterei an Land schaffte, das wusste er, wäre das Inselvolk binnen einer Woche unterworfen.
    Mit bloßem Wünschen aber war es nicht getan, und so dachte er unwirsch über die Worte des Kapitäns nach. Der Feldzug hatte in der Tat von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, und wenn er abergläubisch wäre, hätte er sogar auf den Gedanken kommen können, dass ein Fluch auf ihnen lastete.
    Als Khubilai, der Kaiser von China und Großkhan des mongolischen Reiches, Tribut von den Japanern verlangt hatte und abgewiesen worden war, hatte es sich von selbst verstanden, dass er eine Flotte losschickte, um sie für ihre Unverschämtheit zu bestrafen. Doch die im Jahr 1274 ausgesandte Flotte war viel zu klein. Noch ehe man einen sicheren Brückenkopf errichten konnte, zerschlug ein schwerer Sturm die mongolische Armada und schmälerte die Anzahl der vor der Küste liegenden Kriegsschiffe.
    Jetzt, sieben Jahre später, wollte man den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen. Khubilai Khan hatte eine gewaltige Flotte aufgeboten, die aus Einheiten der koreanischen Ostflotte und der aus China kommenden Hauptmacht, der Südgruppe der Yangtse-Flotte bestand. Mehr als hundertfünfzigtausend chinesische und mongolische Soldaten sollten über die japanische Insel Kyuschu herfallen und die lumpigen Aufgebote der Kriegsherren überrennen, die das Land verteidigten. Doch die Streitmacht musste sich erst noch vereinigen. Die Ostflotte, die von Korea aus ansegelte, war zuerst eingetroffen. Ihre nach Ruhm gierenden Befehlshaber hatten versucht, nördlich der Hakata-Bai Truppen anzulanden, die aber rasch zum Stehen gebracht wurden. Angesichts der beherzten japanischen Gegenwehr waren sie gezwungen, sich zurückzuziehen und auf die Ankunft der zweiten Flotte zu warten.
    Die zusehends selbstbewusster werdenden japanischen Krieger gingen daraufhin zum Kampf gegen die mongolische Flotte über. Freche Stoßtrupps stahlen sich bei Nacht mit kleinen Booten in den Hafen und griffen die vor Anker liegenden mongolischen Schiffe an. Ein ums andere Mal wurden grausam enthauptete Leichen gefunden, die von einem weiteren Überfall der Samuraikrieger kündeten, welche die Köpfe ihrer erschlagenen Feinde als Kriegsbeute mit nach Hause nahmen. Nach etlichen dieser Angriffe wurden die Schiffe der Erobererflotte miteinander vertäut, damit sie sich gegenseitig Schutz gewähren konnten. Lediglich Temurs Plan, mit seinem Schiff abseits der anderen am Rande der Bucht vor Anker zu gehen, um dem Feind eine Falle zu stellen und einen japanischen Stoßtrupp in den Tod zu locken, war geglückt.
    Rein taktisch richteten die nächtlichen Angriffe nur wenig Schaden an, aber sie untergruben die ohnehin schon schwindende Moral der Truppe. Die Soldaten mussten fast drei Monate nach dem Auslaufen aus Pusan noch immer an Bord der engen Schiffe ausharren. Die Verpflegung wurde knapp, die Schiffe verrotteten, und in der Flotte brach die Ruhr aus. Doch Temur wusste, dass sich das Blatt mit der Ankunft der Yangtse-Flotte wenden würde. Die kampferprobten und disziplinierten Truppen aus China würden die nur schlecht geordneten Samuraikrieger mühelos besiegen, sobald sie in großer Zahl gelandet waren.
    Wenn sie nur endlich einträfen.
    Sonnig und klar brach der nächste Morgen an, mit einer steifen Brise aus südlicher Richtung. Kapitän Yon stand am Achterdeck seiner
Mugun,
eines Versorgungsschiffes, und ließ den Blick über
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