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Mein Afrika-Tagebuch

Mein Afrika-Tagebuch

Titel: Mein Afrika-Tagebuch
Autoren: Bill Bryson
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Als der große Johnny W eiss m üller Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre so schlabberig wurde, dass er kein Tarzanlendentuch m ehr tragen konnte, ohne den Popcornverkauf an die K i nobesucher zu gefährden, drehte er z u m Ausklang sein e r Schauspielkarriere ei n e Reihe von Low-Budget-Abenteu e rfil m en m it Titeln wie Gefangene der Kopfjäger und Herrscher des D schungels, in deren Mittelpunkt eine Figur na m ens Dschungel-Jim stand. Diese bescheidenen Fil m epen sind heute weitgehend vergessen, was scha d e ist, d enn sie waren wahrscheinlich die herzigsten furchtbaren Filme, die je gedreht wurden. Der Inhalt war selten auch nur annähernd plausi b el. I n m einem Liebli n gs f ilm Buschteufel im Dschungel ging es um einen verschollenen Sta m m weißer Pyg m äen und den absonderlichen, aber wackeren K a m p f gegen die Ausbreitung des Kommunis m us. D i e erzä h lerisc h en Möglic h keiten waren prakti s ch grenze n los, denn die Dschungel-Ji m -Fi l m e b e standen großteils aus willkürlich aus anderen Abe n teuer f il m en geschnitten e n Szenen. W as m an kriegen konnte – Eisenbahnzusam m enstöße, Vulkanausbrüche, Nashornattacken, Panikszenen (stets m it großen Massen Japanern) –, wurde dem Original entnom m en und in Dschungel-Jims wundersam flexible Handlungen verwoben. Hin und wieder erschien der im m er beleibtere W eissmüller auf der Leinwan d , rang ein seltsam steifes, widerstandsloses K rokodil zu Tode oder jagte ein paar Kannibalen in den W ald, doch diese störenden Ei nsprengsel w a ren m eist von kurzer Dauer und wurden nur sporadisch ausreichend erklärt.
    Es würde mich gar nicht wundern, wenn sich nie m ehr als vier Leute auf ein m al einen Dschungel-Ji m - Fi l m i m Kino angesehen hätten. Auch m e iner Auf m erksa m keit wären die Streifen sicher entgangen, wenn 1959 nicht WOI-TV, ein im tiefen Iowa wegen seines unermüdlichen Einsat z es f ür Mitt e l m äßigkeit wohlbekannter Fernsehsender, das gesa m t e Dschungel-Ji m - Oeuvre käuflich erworben und das nächste Dutzend Jahre jeden Freitagabend zwei davon im Doppelpack gezeigt hätte. Was sich insofern tragi s ch auswirkte, als ich diese Fil m e nicht nur m it unerklärlich e r Hingabe sah, sondern unauslöschlich von ihnen geprägt wurde. Ja, hätte ich nicht im m er m al wieder den Klassiker von 1952, Bwana, der Teufel, gesehen und 1961 eine Dschungelsafari in Disneyland ge m acht, hätten sich meine Kenntnisse des Lebens in Afrika bedauerlicherweise ausschließlich auf die Dschungel-Ji m -Filme gestützt.
    Dass m eine Vorstellungen von diesem Kontinent überwiegend auf einer Serie von B-Fil m en beruhten – m ade vor m ehr als einem halben Jahrhundert in Kalifornien –, bereitete m ir aller d ings a u ch keine schlaflosen Nächte. Doch als ein sy m pathischer junger Mann na m e ns Dan McLean aus dem Londoner Büro von CARE International, der altehrwürdigen, verdienstvollen Wohltätigkeitsorganisation, m i ch fragte, ob ich wohl nach Kenia fahren, einige ihrer Proje k te besuchen u n d ein paar Zeilen für sie darüber schreib e n würde, fiel m i r auf, dass in m ein e m W i ssen über den Schwarzen Kontinent Lücken klafften, die ich bei der Gelegenheit stopfen konnte, und ich er k l ä r te m i ch bereit.
    Einige W o chen später bat m an m i ch in CAREs Londoner Geschäftsräu m e zu einem Treffen m it Dan, seinem Chef W ill Day und einem rauen, aber herzlichen Burschen, CAREs Regionalkoord i nator in Ostafrika Nick Southern, der gerade in London weilte. W i r setzten uns an einen großen, m it Landkarten von Kenia bedeckten Tisch und sie erläuterten m i r in groben Z ügen, was sie m it m i r vorhatten.
    »Zu dem Flüchtlingslager in Dadaab m üssen Sie natü r lich fliegen«, be m erkte W i ll an einem Punkt nachdenklich und warf m i r ein e n B lick zu. »Schon allein wegen der Banditen.«
    Dan und Nick nickten ernst.
    » W ie bitte?«, sagte ich, plöt z lich he f tig i n te r essi e rt.
    »Die Gegend da, das i s t alles Banditenland«, sa g t e W ill.
    » W o ? «, fragte ich und inspizierte die Karte zum ersten m al genauer.
    »Ach, nur hier«, s agte W ill und wedelte m it der Ha n d über den größten Teil Ostafrikas. »Im Flugzeug passiert Ihnen aber nichts.«
    »Auf Flugzeuge wird sehr selten geschossen«, m einte Nick.
    An so etwas hatte ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht gedacht. Ich hatte brav m eine Hausaufgaben ge m acht, Jenseits von Afrika angeschaut und dabei den Eindruck
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