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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Autoren: Michel Verne
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Erster Teil

     

I.
Die Affäre der Central Bank
    Sicherlich ist der dreiste Raubzug, der unter dem Namen ›Central-Bank-Affäre‹ die Presse so ausgiebig beschäftigt und vierzehn Tage hindurch die Ehre gehabt hat, ihr Schlagzeilen zu liefern, trotz der seither verflossenen Jahre dem Gedächtnis der Zeitgenossen noch immer nicht entschwunden. Wenige Verbrechen haben in der Tat die allgemeine Neugier so lebhaft beschäftigt, denn es gibt nicht viele, die wie dieses den Reiz des Geheimnisvollen mit einem solchen Maß an Frevelhaftigkeit verbunden haben und für deren Ausführung eine so unglaubliche Kühnheit, gepaart mit hemmungsloser Energie, erforderlich war.
    Daraufhin wird man vielleicht mit Interesse den folgenden, noch immer lückenhaften, aber doch nach bestem Wissen wahrheitsgetreu abgefaßten Bericht über diese Untat lesen. Wenn unsere Schilderung auch nicht unbedingt alle bislang im Dunkel verbliebenen Einzelheiten aufhellt, so wird sie doch mindestens ein paar neue exakte Feststellungen bringen sowie die seinerzeit von den Tagesblättern gegebenen, zuweilen widersprüchlichen Informationen berichtigen und die Vorgänge in ihrer Abfolge verdeutlichen.
    Bekanntlich hat der Raub die nahe an der Londoner Börse, Ecke Threadneedle und Old Broad Street gelegene und damals von Mr. Lewis Robert Burton, dem Sohn des gleichnamigen Lords, geleitete Filiale DK der Central Bank zum Schauplatz gehabt.
    Diese Zweigniederlassung besteht im wesentlichen aus einem großen Raum, der, durch einen langen Zahltisch aus Eichenholz in zwei ungleiche Hälften geteilt, parallel zu den beiden Straßen verläuft. Da, wo diese sich kreuzen, betritt man ihn durch eine stumpfwinklig eingefügte Glastür, vor der zu ebener Erde eine Art Windfang liegt. Sobald man drinnen ist, bemerkt man links hinter einem Gitter aus starkem Maschendraht die Kasse, die vermittels einer ebenfalls vergitterten Tür mit dem eigentlichen Büro, in dem sich die Angestellten aufhalten, in Verbindung steht. Zur Rechten wird der eichene Zahltisch an seinem äußersten Ende durch eine Klappe unterbrochen, die einem gestattet, sich nötigenfalls von der für das Publikum vorgesehenen Seite in die den Angestellten vorbehaltene zu begeben oder umgekehrt. Im Hintergrund dieses letzteren Teils hat man zunächst, noch in Nähe des Zahltischs, Zugang zu dem Kabinett des Chefs der Niederlassung. Von diesem Kabinett aus kann man noch in einen kleinen Raum ohne gesonderten Ausgang und, wenn man der rechtwinklig zur Threadneedle Street verlaufenden Wand folgt, zu einem Korridor gelangen, der in das Treppenhaus führt, das dem gesamten Gebäude, in welchem die Geschäftsräume der Bank sich befinden, gemeinsam ist.
    Auf der einen Seite dieses Treppenhauses erreicht man, an der Loge des Portiers vorbeigehend, die Threadneedle Street. Auf der anderen gewährt es zunächst Zutritt zur Haupttreppe und endet dann bei einer zweiflügeligen Glastür, die den Eingang zu den Kellern bildet und die diesem gegenüberliegende Hintertreppe den Blicken der Passanten entzieht.
    Dies sind die Örtlichkeiten, an denen die wesentlichen Peripetien des Dramas sich seinerzeit abgespielt haben.
    In dem Augenblick, in dem dieses beginnt, das heißt genau zwanzig Minuten vor fünf Uhr, gehen die Angestellten der Zweigniederlassung ihren gewohnten Beschäftigungen nach. Zwei von ihnen sind in ihre Schreibereien vertieft. Die drei anderen erteilen ebenso vielen an den Zahltisch gelehnten Bankkunden die jeweils gewünschte Auskunft. Der Kassier stellt, durch sein Gitter geschützt, den genauen Bestand an Bargeld fest, der an diesem Abrechnungstag die stattliche Höhe von zweiundsiebzigtausendundneunundsiebzig Pfund, zwei Schillingen oder einer Million achthundertsechzehntausenddreihundertunddreiund-neunzig französischen Francs und achtzig Centimes erreicht hat.
    Wie bereits gesagt, zeigt die Uhr der Niederlassung in diesem Augenblick auf zwanzig Minuten vor fünf. In zwanzig Minuten wird infolgedessen die Bank geschlossen, der eiserne Rolladen heruntergelassen sein, und die Angestellten werden sich nach beendetem Arbeitstag in verschiedener Richtung entfernen. Dumpfes Wagenrollen und der Lärm der Menge dringen von draußen durch die infolge der abendlichen Dämmerung dieses letzten Novembertages nur trübe erhellten Fensterscheiben herein.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und ein Mann betrat den Raum. Nachdem der Neuankömmling einen raschen Blick in das Büro geworfen hatte, drehte er sich
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