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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN
Autoren: Jeanette Sanders
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    1
     
     
    Camilla folgte der hochnäsig wirkenden Sekretärin, die sie geradewegs in die Höhle des Löwen führte.
    „So, Frau Bergen, hier wären wir!“ 
    Die Vorzimmer-Dame, die sich laut dem Namensschild an ihrer Bluse Officemanagerin nennen durfte, trat zur Seite und gewährte Camilla mit einer Handbewegung den Eintritt in Daniel Kleebergs Allerheiligstes.
    Der dunkelhaarige Mann, der hinter einem auffallend aufgeräumten Schreibtisch saß, hob den Kopf.
    Die Bürolady schenkte ihm ein übertrieben strahlendes Lächeln: „Daniel, Frau Bergen ist jetzt hier!
    Daniel Kleeberg strahlte mit blitzend weißen Zahnreihen zurück.
    „Danke, Elly. Sie können für heute Schluss machen. Wir sehen uns dann Montagmorgen in alter Frische wieder. Schönen Abend und ein erholsames Wochenende.“
    Elly errötete brav wie ein Schulmädchen.
    Es fehlte wohl nicht viel, und sie wäre in einem tiefen Hofknicks versunken …
    „Dasselbe wünsche ich Ihnen, Daniel. Und grüßen Sie Gianna und die beiden Kleinen von mir, tun Sie das?“
    „Aber sicher, liebste Elly, seien Sie ganz unbesorgt, ich vergesse es bestimmt nicht!“, – wieder ein strahlendes Chef-Lächeln, das die Bürolady verzückt entgegennahm wie eine Gabe aus dem Morgenland.
    Camilla musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lachen. Sie fand das Getue zwischen Boss und Sekretärin übertrieben, es wirkte wie eine einstudierte Show.
    Wenn die Büromaus wenigstens jung und knackig gewesen wäre, hätte man ein gewisses Verständnis für das alberne Geturtele aufbringen können. Aber so ...
    Die gute Elly schwebte aus dem Zimmer und schloss ganz sachte die Tür hinter sich. Vermutlich befürchtete sie, dass ihren geliebten Chef bei dem kleinsten störenden Geräusch der Herzinfarkt niederstrecken könnte.
    „Tja, die liebe gute Elly!“, sagte Daniel Kleeberg in diesem Moment und deutete gleichzeitig einladend auf den reichlich mickrigen Besucherstuhl vor seinem ausladenden Schreibtisch. „Nehmen Sie doch Platz, liebe Frau Bergen.“
    Keine Frage, dass er selbst auf einem thronartigen, schwenkbaren Lederungetüm von Bürosessel mit hoher Rückenlehne residierte ...
    Camilla setzte sich, schlug das rechte Bein über das linke und versuchte gleichzeitig, ihren kurzen Rock daran zu hindern, allzu weit den Oberschenkel hinaufzuwandern. Sie hielt währenddessen Daniel Kleebergs intensivem Blick aus dunkelblauen Augen tapfer stand.
    „Sie fragen sich sicherlich gerade, warum ich keine flottere und vor allem jüngere Sekretärin beschäftige?“
    Daniel lächelte Camilla bei dieser überraschenden Einleitung ihres Meetings dermaßen entwaffnend und offen an, sie lächelte unwillkürlich zurück. Gleichzeitig fragte sie sich, woher der Kerl wohl Gedanken lesen konnte.
    „Nun“, fuhr er ungerührt fort, „ich ziehe seit jeher etwas ältere und gesetztere Damen in dieser wichtigen Position vor. Verliebte Blicke oder gar Eifersüchteleien im Büro wären mir unerträglich. Und die Erfahrungen der Vergangenheit haben mich leider gelehrt, mit jüngeren Bürodamen in dieser Hinsicht besonders vorsichtig zu sein. Die machen sich nur zu schnell gewisse Hoffnungen, sobald man nur ein bisschen nett zu Ihnen ist. Und ich bin mittlerweile glücklich verheiratet und habe zwei ganz entzückende Kinder.“
    „Wie schön für Sie!“ - sagte Camilla mit einem verbindlichen Lächeln, das sie irgendwie zustande brachte, einfach, weil es sein musste.
    Hielt der Typ sich für unwiderstehlich? Und wollte er deshalb gleich mal vorbauen mit der Zusatzinformation: „Ich bin mittlerweile glücklich verheiratet...“ - Was bildete sich dieser Daniel Kleeberg ein?!  
    Camilla rang sich zu einem heiter-verbindlichen Tonfall durch: „Und da stehle ich Ihnen auch noch Ihren verdienten frühen Start ins Wochenende. Aber leider hat mich die Redakteurin der Mimi erst heute Mittag telefonisch erreicht.“
    Daniel Kleeberg musterte Camilla sekundenlang eingehend und mit einem gewissen Respekt in den Augen, ehe er antwortete: „Das ist schon in Ordnung so, Frau Bergen, machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar, dass Sie so spät an einem Freitagnachmittag noch bereit waren, hierher zu mir ins Büro zu kommen.“
    „Ich bin selbständige Fotografin, Herr Kleeberg. In meinem Beruf zählt man nicht von Montagmorgen bis Freitagnachmittag. Und erst recht nicht von neun bis siebzehn. Uhr, meine ich.“
    Camilla zupfte erneut an ihrem Rock herum, weil sie
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