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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Besatzung hingegen fand sich nur zu gern mit dem neuen Leben auf dem tropischen Eiland ab, das sie viel reizvoller fanden als das freudlose Dasein als Soldaten des mongolischen Kaisers in China. Ihr kampflustiger Befehlshaber jedoch war ein treuer Gefolgsmann des Khans und wusste, dass er die Pflicht hatte, bei der erstbesten Gelegenheit zurückzukehren und wieder in dessen Dienst zu treten. Aber da sein Schiff zertrümmert am Grund der Bucht lag, bot sich ihm keinerlei Möglichkeit zur Heimkehr. Verbittert und widerwillig fand sich Temur mit seinem Dasein als Gestrandeter auf der großen Insel ab.
    Die Jahre verstrichen, und allmählich ließ die Entschlossenheit des alten Kriegers nach. Im Lauf der Zeit hatten Temur und seine Männer die melodische Sprache der Inselbewohner gelernt. Und der mongolische Kommandeur genoss es, wenn er und der weißhaarige Häuptling einander Abenteuergeschichten erzählten. Mahu, wie er genannt wurde, prahlte damit, dass seine Vorfahren vor ein paar Generationen mit riesigen Segelschiffen auf große Fahrt über die endlose See gegangen seien. Die Insel, so sagte er, habe sie mit einem Grollen und einer Rauchwolke aus der Bergspitze empfangen, ein Willkommenszeichen der Götter, dass sie sich hier niederlassen und es sich Wohlergehen lassen sollten. Seither wären ihnen die Götter gnädig gewesen und hätten sie mit einem Stück Land beschenkt, in dem mildes Klima herrschte und Nahrung im Überfluss vorhanden war.
    Temur verkniff sich ein Lachen, fragte er sich doch, wie die primitiven Eingeborenen, die mit ihren kleinen Kanus kaum zu den Nachbarinseln übersetzen konnten, den Ozean überquert haben wollten.
    »Ich möchte gern eins dieser riesigen Segelschiffe sehen«, entgegnete er dem alten Mann also ungläubig.
    »Ich werde dich zu einem bringen«, erwiderte Mahu unwirsch.
    »Dann kannst du dich selbst davon überzeugen.«
    Belustigt stellte Temur fest, dass es der alte Häuptling ernst meinte, und ging auf sein Angebot ein. Nach einem zweitägigen Marsch quer über die Insel, auf dem er seine Neugier bereits zu bereuen begann, führte der überwucherte Dschungelpfad, dem sie folgten, überraschend auf einen schmalen Sandstrand. Temur blieb stehen, als er den Sand unter den Füßen spürte, worauf der Alte schweigend ans andere Ende des Strandes deutete.
    Temur erkannte es nicht gleich. Er ließ den Blick über den Sand schweifen, sah aber nur zwei große Baumstämme, die im rechten Winkel zum Wasser lagen. Ansonsten wirkte der Strand einsam und verlassen. Als er erneut zu den gefällten Bäumen schaute, wurde ihm mit einem Mal klar, dass er mehr als nur totes Holz vor sich hatte – die Stämme bildeten den Stützrahmen eines mächtigen Floßes, das halb im Sand vergraben lag.
    Der mongolische Krieger, der seinen Augen kaum traute, rannte hin. Und mit jedem Schritt stieg seine Erregung. Obwohl der uralte Segler offensichtlich seit Jahren, vielleicht sogar seit Jahrzehnten am Strand lag, war er noch immer intakt. Temur erkannte, dass es sich um ein Boot mit Doppelrumpf und einem flachen Deck handelte, das von den beiden Stämmen getragen wurde. Es war rund achtzehn Meter lang und hatte einst einen großen Mast besessen, der mittlerweise verfault war. Das mit Planken belegte Deck hatte sich zwar aufgelöst, aber die mächtigen Stützbalken wirkten noch genauso fest wie zu der Zeit, da sie gefällt worden waren. Temur hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er es mit einem hochseetüchtigen Boot zu tun hatte. Mahus fantastische Geschichte stimmte also.
    Aufgeregt betrachtete Temur die Überreste des Gefährts, meinte er doch in ihnen eine Möglichkeit zu sehen, von der Insel wegzukommen.
    »Du wirst mich nach Hause und zu meinem Kaiser zurückbringen«, flüsterte er der mächtigen Holzkonstruktion zu.
    Mit Hilfe eines eingeborenen Arbeitstrupps und unter Anleitung des koreanischen Schiffszimmermannes machte sich Temur nun daran, das alte Segelboot zu überholen. In der Nähe wachsende Hartholzbäume wurden gefällt und zu Decksplanken zurechtgehauen. Kokosfasern wurden zu Tauwerk geflochten und an Rumpfplanken und Stützen festgemacht. Ein großes Binsensegel wurde gewebt und am Ersatzmast angebracht, den sie aus einem jungen Baum nahe dem Strand hergestellt hatten.
    Innerhalb weniger Wochen war der fast vergessene Hochseesegler dem Sand entrissen und bereit, die Wogen zu durchpflügen.
    Zum Segeln des Bootes hätte Temur seine alten Kampfgefährten an Bord beordern können, doch
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