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Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Titel: Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
Autoren: Bastei Lübbe
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1   Schweben, Gleiten, Sturzflüge im Luftstrom – nichts ist schöner. Meilenweit waren wir die einzigen Wesen an diesem unendlichen, weit offenen, klaren blauen Himmel. Du willst einen Adrenalinstoß? Dann falte die Flügel, geh ungefähr eine Meile tief in den Sturzflug und dann – wusch!  – Flügel raus, pack einen Luftstrom wie ein Pitbull und häng dich ran. Der Flug deines Lebens. Gott, nichts ist schöner, macht mehr Spaß oder ist aufregender.
    Okay, wir sind Mutanten, Freaks, und wir waren auf der Flucht, aber, Mann, fliegen  – es gibt einen Grund, weshalb die Menschen seit ewigen Zeiten davon träumen.
    »O mein Gott!«, rief der Gasmann aufgeregt und zeigte nach rechts. »Ein ufo!«
    Ich zählte stumm bis zehn. Dort, wohin der Gasmann deutete, war nichts  – wie üblich. »Beim fünfzigsten Mal war es noch komisch, Gasi«, sagte ich. »Aber jetzt wird’s langweilig.«
    Er kicherte. Er war nur wenige Flügelspannweiten von mir entfernt. Es geht nichts über den Sinn für Humor eines Achtjährigen.
    »Max? Wie weit ist es noch bis nach Washington?«, fragte Nudge und kam näher zu mir. Sie sah müde aus – wir hatten einen langen, schlimmen Tag hinter uns. Na ja, einen weiteren schlimmen Tag in einer Serie von langen Tagen. Ich glaube, ich würde durchdrehen, falls ich je einen guten leichten Tag hätte.
    »Noch eine Stunde, vielleicht anderthalb«, meinte ich.
    Nudge sagte nichts. Ich warf einen schnellen Blick auf den Rest des Schwarms. Fang, Iggy und ich flogen ruhig dahin, aber wir waren schließlich mucho zähe Typen. Die Jüngeren hatten auch Durchhaltekraft, besonders verglichen mit den mickrigen menschlichen Nicht-Mutanten. Aber selbst ihre Kräfte ließen irgendwann nach.
    Hier sind die Fakten – für alle, die bei diesem Trip neu sind. Wir sind sechs: Angel, sechs Jahre alt. Gasmann, acht. Nudge, elf. Iggy, vierzehn (und blind). Fang und ich, Max, sind auch vierzehn. Wir sind aus einem Labor geflohen, in dem wir aufgewachsen sind. Man hatte uns dort Flügel und diverse besondere Fähigkeiten verpasst. Sie wollten uns wiederhaben – unbedingt. Aber wir gehen nicht zurück. Niemals.
    Ich schob Total auf den anderen Arm und war froh, dass er nur knapp zwanzig Pfund wog. Er reckte kurz den Hals, schmiegte sich wieder in meinen Arm und schlief weiter. Der Wind pfiff durch sein schwarzes Fell. Wollte ich einen Hund? Nein. Brauchte ich einen Hund? Noch mal nein. Wir waren sechs Kinder, die um ihr Leben kämpften und nicht wussten, woher die nächste Mahlzeit nehmen. Konnten wir es uns leisten, einen Hund durchzufüttern? Na, was meinst du? Nein!
    »Alles okay?« Fang flog neben mir. Seine Flügel waren dunkel und fast lautlos, wie Fang selbst.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich. Da war das Kopfschmerzproblem, das Chip-Problem, die Stimme in meinem Kopf, meine heilende Schussverletzung … »Kannst du dich genauer ausdrücken?«
    »Du hast Ari getötet.«
    Mir stockte der Atem. Nur Fang schoss so genau ins Schwarze. Nur Fang kannte mich gut genug und ging so weit.
    Als wir aus dem Institut für Höheres Leben in New York geflohen waren, waren natürlich Eraser und Weißkittel aufgetaucht. Gott hatte nicht gewollt, dass wir schadlos davonkamen. Wenn du es nicht schon weißt, Eraser sind wolfsähnliche Geschöpfe, die uns seit wir aus dem Labor – oder wie wir es nennen, der »Schule« – entkommen sind, gnadenlos jagen. Einer dieser Eraser war Ari gewesen. Wir hatten gekämpft, wie früher schon oft, und plötzlich saß ich auf seiner Brust und blickte in seine leblosen Augen. Sein gebrochener Hals hing in eigenartigem Winkel herunter.
    Das war jetzt vierundzwanzig Stunden her.
    »Es ging um Leben und Tod, du oder er«, sagte Fang ruhig. »Ich bin froh, dass du übrig geblieben bist.«
    Ich atmete tief durch. Eraser sehen alles ganz einfach: Sie haben keinerlei Hemmungen, dich zu töten, also leg deine Skrupel auch schnell beiseite. Aber bei Ari war es anders gewesen. Ich hatte mich daran erinnert, wie er als kleines Kind in der Schule gewesen war. Ich kannte ihn.
    Außerdem war da noch der letzte schreckliche Schrei von Aris Vater, Jeb, der mich verfolgte, als ich durch die Tunnel flog.
    »Du hast deinen Bruder getötet!«
    2   Selbstverständlich log Jeb. Er war ein mieser Typ, der alle betrog und manipulierte. Vielleicht wollte er mir nur einen Tiefschlag verpassen, doch der Kummer, als er seinen toten Sohn fand, hatte echt geklungen. Und obgleich ich Jeb abgrundtief
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