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Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Titel: Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
Autoren: Bastei Lübbe
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ablenkte.
    Ein anderer Arzt und eine Krankenschwester standen neben Fang. Sie hatte sein Hemd aufgeschnitten und seine Windjacke ausgezogen. Die schrecklichen Wunden der Klauen in seiner Seite bluteten immer noch.
    Jetzt, als ich hier war, schien der Arzt nicht zu wissen, was er sagen sollte.
    »Wird … Wird er durchkommen?«, fragte ich. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Ein Leben ohne Fang war unvorstellbar.
    »Wir wissen es nicht.« Der Arzt klang sehr besorgt.
    Eine Ärztin deutete auf Fang. »Wie gut kennst du ihn?«
    »Er ist mein Bruder.«
    »Bist du auch wie er?«, fragte sie.
    »Ja.« Ich ließ Fang nicht aus den Augen. Ich spürte, wie sich meine Muskeln verspannten. Ein nicht willkommener Adrenalinstoß schoss durch meinen Körper. Okay, als Erstes würde ich diesen kleinen Wagen der Schwester gegen die Schienbeine stoßen …
    »Dann kannst du uns helfen«, sagte der erste Arzt offensichtlich erleichtert. »Wir können das Gewebe nicht analysieren. Was ist mit seinem Herzschlag?«
    Ich schaute auf das ekg-Gerät. Die Bieps kamen schnell und unregelmäßig.
    »Es sollte gleichmäßiger schlagen«, erklärte ich. »Und viel schneller.« Ich schnipste mit den Fingern, um die Schnelligkeit zu demonstrieren.
    »Darf ich?« Der Arzt zeigte mit dem Stethoskop auf mich. Ich nickte nur.
    Er bewegte das Stethoskop über meinen Bauch. »Warum kann ich da unten hören, wie sich Luft bewegt?«, fragte er.
    »Wir haben Luftsäcke«, erklärte ich ihm. Ich hatte das Gefühl, als wäre meine Kehle wie zugeschnürt. Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Wir haben Lungen, aber wir haben auch kleine Luftsäcke. Und – unsere Mägen sind anders. Unser Blut und unsere Knochen auch.« Eigentlich alles.
    »Und ihr habt … Flügel? «, fragte die Ärztin.
    »Du bist ein Vogel-Mensch«, sagte der erste Arzt.
    »So könnte man es nennen«, entgegnete ich. Besser als mutante Missgeburt. »Aber ich ziehe Vogel-Amerikaner vor.«
    Ich schaute die Schwester an, die verängstigt wirkte, als wolle sie lieber irgendwo anders sein. Das konnte ich ihr total nachfühlen.
    Die Ärztin reagierte ganz professionell. »Wir geben ihm eine Kochsalzlösung, um den Schock zu bekämpfen, aber er braucht Blut.«
    »Sie können ihm kein – äh – reguläres Blut geben«, widersprach ich. Sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse, die ich im Lauf der Jahre aus Berichten und Experimenten gesammelt hatte, kamen mir ins Gedächtnis. »Unsere roten Blutkörperchen haben Zellkerne.« Das ist wie bei den Vögeln.
    Die Ärztin nickte. »Dann bereite dich auf eine Blutspende vor«, sagte sie.
    12   Zwanzig Minuten später war ich um fast einen Liter Blut leichter, und mir war schwindlig. Ich hätte nicht so viel Blut spenden dürfen, und Fang brauchte noch mehr, aber mehr konnte ich nicht für ihn tun. Jetzt wurde er operiert.
    Ich ging den Korridor zurück ins Wartezimmer. Es war voll, aber da waren keine Vogelkinder.
    Schnell suchte ich unter Stühlen und Bänken. Kein Schwarm.
    Wie besessen suchte ich verschiedene Korridore ab. Ich fühlte mich schwach, und mir war immer noch schwindlig. Die Angst, meinen Schwarm zu verlieren, brachte mich fast um den Verstand.
    »Sie sind in diesem Zimmer.« Eine kleine Schwester mit schwarzen Haaren sprach mich an. Ich musterte sie scharf.
    Sie gab mir eine kleine Plastikflasche mit Apfelsaft und einen Muffin. »Iss das«, sagte sie. »Das hilft gegen den Schwindel. Deine Geschwister sind in Raum sieben.« Sie deutete den Korridor hinunter.
    »Danke«, murmelte ich.
    Raum sieben hatte eine feste Tür. Ich trat ein, ohne anzuklopfen. Vier Paar besorgter Vogelkinderaugen schauten mich an. Die Erleichterung – wenngleich nur vorübergehend – ließ meine Knie weich werden.
    »Du musst Max sein«, sagte eine Stimme.
    Mein Magen drehte sich um. O nein! , dachte ich, als ich einen Mann im dunkelgrauen Anzug mit klassischem Kurzhaarschnitt und einem kaum sichtbaren Hörstöpsel im Ohr erblickte. Ein Eraser? Es war mit jedem neuen Haufen immer schwieriger, sie zu erkennen. Diesem Kerl fehlte das wilde Flackern in den Augen – aber mein Misstrauen blieb.
    »Bitte, setz dich«, sagte eine andere Stimme.
    13   Es waren drei, zwei Männer und eine Frau. Alle sahen sehr nach Regierung aus, wie sie da an dem Konferenztisch saßen.
    Iggy, Nudge, Gasi und Angel saßen auch am Tisch. Vor ihnen Plastiktabletts mit Essen. Ich sah, dass keiner von ihnen etwas gegessen hatte, obwohl sie nahezu am Verhungern sein mussten.
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