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Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Titel: Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
Autoren: Bastei Lübbe
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verabscheute, hatte ich immer noch das Gefühl, als läge ein Amboss auf meiner Brust.
    Du musstest es tun, Max. Du arbeitest auf ein großes Ziel hin. Nichts darf dich davon abhalten. Nichts darf dich von deiner Mission abhalten, die Welt zu retten.
    Ich holte durch die zusammengepressten Zähne tief Luft. Verdammt, Stimme, als Nächstes erklärst du mir noch, dass ich ein paar Eier zerschlagen muss, wenn ich ein Omelette machen will.
    Ich seufzte. Ja, ich habe eine Stimme in meinem Kopf. Ich meine, eine andere als meine eigene. Ich bin ziemlich sicher, wenn du das Wort »verrückt« im Lexikon nachschlägst, findest du mein Bild. Noch so eine lustige Zugabe zu meinem Mutant-Vogelkind-Missgeburt-Paket.
    »Soll ich ihn dir abnehmen?«, fragte Angel und deutete auf den Hund in meinen Armen.
    »Nein, schon gut«, sagte ich. Total wog ungefähr zwei Drittel von dem, was Angel wog. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie sie ihn so weit hatten tragen können, wie sie es bereits getan hatte. »Ich weiß, Fang will ihn tragen«, sagte ich und grinste.
    Mit ein paar Extraflügelschlägen war ich über ihm. Unsere Flügel schlugen im Gleichklang. »Hier, nimm mal den Hund«, sagte ich und ließ Total hinunter. Total ähnelte entfernt einem Scotchterrier. Er wehrte sich kurz, schmiegte sich dann aber in Fangs Arme. Er leckte Fang am Hals. Ich musste mir auf die Wangen beißen, um nicht über Fangs Gesicht zu lachen.
    Dann flog ich dem Schwarm ein Stück voraus. Die Aufregung vertrieb meine Müdigkeit und die dunkle Last der Geschehnisse der letzten Zeit. Wir waren auf dem Weg in ein neues Territorium – und vielleicht würden wir diesmal unsere Eltern finden. Wir waren wieder den Erasern und Weißkitteln – unseren ehemaligen Bewachern – entflohen.
    Für diesen kurzen Moment fühlte ich mich frei und stark, als würde ich ganz von Neuem anfangen. Wir würden unsere Eltern finden. Das spürte ich.
    Ich fühlte … Ich hielt inne und versuchte dem Gefühl den passenden Namen zu geben.
    Ich fühlte mich optimistisch. Trotz allem.
    Optimismus wird sehr überschätzt, Max, sagte die Stimme. Es ist besser, sich der Realität mit offenen Augen zu stellen.
    Ich fragte mich, ob die Stimme von innen sehen konnte, wie ich die Augen verdrehte.
    3   Vor Stunden schon war es dunkel geworden. Inzwischen sollte er etwas gehört haben. Der ängstliche Eraser lief auf der kleinen Lichtung hin und her. Plötzlich zuckte er zusammen, als er das statische Rauschen hörte. Er presste das Funkgerät fester ans Ohr und lauschte.
    Was er hörte, brachte ihn zum Lächeln, obwohl er sich wie Scheiße fühlte und er einen Wutanfall hatte, der ihn von innen heraus zerreißen wollte.
    Einer seiner Männer sah seine Miene und bedeutete den anderen, still zu sein. Der Eraser nickte und sagte: »Verstanden!« Dann schaltete er das Funkgerät aus.
    Er inspizierte seine Truppen. »Wir haben die Koordinaten«, sagte er. Am liebsten hätte er sich vor Freude die Hände gerieben, aber er konnte nicht. »Sie sind auf Kurs Süd-Südwest und vor dreißig Minuten an Philadelphia vorbeigekommen. Der Direktor hatte recht – sie sind auf dem Weg nach Washington, d. c.«
    »Wie verlässlich ist diese Info?«, fragte einer seiner Eraser.
    »Sie stammt aus zuverlässiger Quelle«, antwortete er und überprüfte seine Ausrüstung. Er schnallte das Messer an den Knöchel und steckte ein zweites in den Gürtel. Dann rollte er die Schultern, zog eine Grimasse und warf sich noch eine Schmerztablette ein.
    »Was für ’ne Quelle?«, fragte ein anderer Eraser.
    »Sagen wir einfach, sie stimmt«, erklärte der Anführer der Eraser. Man hörte die Freude in seiner Stimme. Sein Herz klopfte vor Aufregung schneller, seine Finger juckten in der Erwartung, einem kleinen Vogelkind die Kehle zuzudrücken. Dann begann er mit dem Gestaltwandel und betrachtete seine Hände.
    Schnell war die dünne Haut mit rauem Fell bedeckt, aus den Fingerspitzen wuchsen Krallen. Anfangs hatte es wehgetan – seine wölfische dna war nicht nahtlos in die Stammzellen eingefügt worden wie bei den anderen Erasern. Es gab noch ein paar Fehler auszumerzen. Eine harte, schmerzliche Übergangsperiode, der er sich noch unterziehen musste.
    Aber er beklagte sich nicht. Das alles war ihm der Moment wert, in dem er seine Klauen um Max legen und ihr das Leben herausquetschen konnte. Er stellte sich vor, wie langsam das Licht aus ihren schönen braunen Augen entwich. Dann würde sie sich nicht mehr für
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