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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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Eins
    Ein starkes Zittern breitet sich über die gesamte Länge des Flugzeugs aus, vergleichbar mit einem Frösteln, das einem eiskalt den Rücken hinunterläuft. Ein metallisches Ächzen folgt. Allen Passagieren schießt die Frage durch den Kopf, ob irgendetwas nicht stimmt, während ihre Augen hektisch den Innenraum des Fliegers abscannen. Einige starren aus dem Fenster und entdecken dort nichts als Nacht. Langsam wird die Luft von einem Seufzen erfüllt. Ein nervöses kleines Kichern schließt sich an.
    Der Pilot meldet sich über die Lautsprecher. Er entschuldigt sich in routiniertem Ton für den Zwischenfall. Die üblichen Turbulenzen. Er versichert, dass das Schlimmste gleich überstanden ist. Dann wird seine Stimme wieder vom Summen der Triebwerke ersetzt.
    Ein weiteres Aufseufzen. Jemand macht eine sarkastische Bemerkung und die Spannung entlädt sich in einem kollektiven Lachen.
    Dann wird das Flugzeug jäh durchgeschüttelt, sackt ab und etwas donnert wie ein Kanonenschuss.
    Potter schielte auf seine Uhr und hätte beinahe ein breites Grinsen aufgesetzt. Stattdessen seufzte er und beschloss, das Beste zu hoffen. Noch gut 20 Minuten bis zum Beginn der Show, also blieb ihm genügend Zeit. Wenn nicht gerade eine mittlere Katastrophe geschah, würde er die Frequency Brothers genau rechtzeitig auf die Bühne schicken. Das hieß, dass sie die Bühne auch genau rechtzeitig wieder verließen und er seinen Hintern pünktlich ins Flugzeug schwingen konnte. Wenn alles glattlief, würden sie sogar etwas früher am Airport sein. Der Gedanke brachte ihn beinahe zum Lachen. Eine überaus angenehme Vorstellung.
    Während er durch die Betonflure der Frank-Erwin-Mehrzweckhalle schlenderte, entdeckte er ein Münztelefon und lief darauf zu. Der Anruf stand auf seiner Liste, aber ziemlich weit unten, deshalb war der finstere Ausdruck noch nicht ganz aus seinem Gesicht verschwunden. Mit jedem Schritt redete er sich ein, dass er sich so bald wie möglich darum kümmern würde. Dass das Abhaken der anderen Punkte damit einherging, den Anruf früher erledigen zu können. Das war leicht dahingesagt, aber nicht ganz so leicht zu glauben, wenn man das Telefon direkt vor der Nase hatte.
    Also nahm er sich seine wichtigste Checkliste vor, die er immer abrufbereit im Kopf gespeichert hatte. Vor seinem inneren Auge erschien die zerknüllte Seite eines linierten Notizblocks, der ausgeblichen und ziemlich schäbig wirkte. Oben stand in dicken Blockbuchstaben TO-DO-LISTE. Darunter tauchten die einzelnen Punkte auf:
    1. Endkontrolle bei Technikteam
    2. Aufruf: 20 Minuten bis zum Auftritt
    3. Treffen mit Reporterin vom Rolling Stone
    4. Ginnys Verstärker
    5. Aufruf: zehn Minuten
    6. Persönlicher Anruf bei Marie
    7. Aufruf: fünf Minuten
    8. Beginn der Show
    Kein schlechter Ablauf. Er hatte im Laufe der Jahre schon weitaus Schlimmeres erlebt. Aber die Frequency Brothers hatten sich in der Regel gut im Griff. Sogar Conner befand sich die meiste Zeit in auftrittsfähigem Zustand. Er wurde nur nach den Shows und an freien Tagen zum echten Problem.
    Potter zog im Weiterlaufen das Walkie-Talkie vom Gürtel ab und drückte auf die Sprechtaste: »Technik, hier ist Potter. Bitte melden. Over.«
    Er ließ die Taste los, und eine verrauschte Stimme antwortete ihm: »Ja, Paul am Mischpult. Over.«
    »Alles klar mit Licht und Sound? Over.«
    »Bestens. Over.«
    »Aufbau? Bitte melden. Over.«
    »Die letzten Instrumentenkoffer sind ausgeladen, alles bereit. Hintergrundmusik läuft bereits. Over.«
    »Ausgezeichnet. Meldet euch, wenn’s Probleme gibt. Over and out.«
    Mit geübter Bewegung klemmte er das Funkgerät am Gürtel fest. Hastig ging er noch einmal seine Liste durch:
    1. Endkontrolle bei Technikteam
    2. Aufruf: 20 Minuten bis zum Auftritt
    3. Treffen mit Reporterin vom Rolling Stone
    4. Ginnys Verstärker
    5. Aufruf: zehn Minuten
    6. Persönlicher Anruf bei Marie
    7. Aufruf: fünf Minuten
    8. Beginn der Show
    Ein guter Anfang. Jetzt musste er nur noch seine Künstler zusammentrommeln.
    Allmählich ersterben die Schreie und werden von nervösem Gemurmel abgelöst. Das Flugzeug wird heftig durchgeschüttelt, die Luft in der Kabine scheint zu vibrieren. Hände ergreifen Hände und Augen suchen die Fenster nach Anzeichen ab, dass sich die Lage bessern wird.
    Stattdessen sehen sie Feuer. Eines der Triebwerke brennt, ein Ball aus orangefarbenen und blauen Flammen droht die Tragfläche zu verschlingen.
    Das Geschrei setzt von Neuem ein.
    »Weißt du,
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