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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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1
     
    An der
Ostküste wimmelt es nur so von Toten. Wenn ich beruflich in diesem Teil
Amerikas zu tun habe, fühle ich mich stets so, als flatterten riesige
Vogelschwärme in meinem Kopf herum, die nie zur Ruhe kommen. Das fängt schnell
an zu nerven.
    Aber ich
hatte ein paar Aufträge an der Ostküste zu erledigen und fuhr mit meinem
»Bruder« Tolliver quer durch South Carolina. Er schlief gerade, und ich sah
lächelnd zu ihm hinüber. Weil er mich nicht sehen konnte, war es okay, ihn anzulächeln.
Tolliver hat dunkle Haare, genau wie ich, und wenn wir nicht so viel joggen und
sehr viel Zeit im Freien verbringen würden, wären wir beide blass. Außerdem
sind wir eher dünn. Ansonsten sind wir sehr unterschiedlich. Tollivers Vater
ist nie mit ihm zum Hautarzt gegangen, als Tolliver noch ein Teenager war,
deshalb hat er zahlreiche Aknenarben im Gesicht. Seine Augen sind dunkler als
meine dunkelgrauen, und er hat hohe Wangenknochen.
    Als meine
Mutter seinen Vater heiratete, taten sich zwei Yuppies zusammen,
um gemeinsam den Bach runterzugehen. Meine Mutter ist mittlerweile tot, und
Tollivers Vater steckt weiß Gott wo. Er wurde erst letztes Jahr aus dem
Gefängnis entlassen. Mein Vater sitzt immer noch ein, wegen Veruntreuung und
anderer vornehmer Verbrechen. Wir reden nie über sie.
    Wenn man
unbedingt nach South Carolina muss, kann es dort im
Spätfrühling und Frühsommer sehr schön sein. Doch leider war es gerade Ende
Januar und noch dazu ein besonders ekelhafter Januar. Der Boden war kalt, grau
und voller Schneematsch, und für die nächsten Tage war noch mehr Schnee
angekündigt. Ich fuhr vorsichtig, da viel Verkehr herrschte und die Straßen
nicht richtig geräumt waren. Wir kamen gerade aus dem milden, sonnigen
Charleston. Ein Paar dort war der Meinung gewesen, sein Haus wäre unbewohnbar,
weil es darin spuken würde. Es hatte mich herbestellt, damit ich herausfände,
ob es irgendwelche Leichen in den Wänden oder unter den Dielen gebe.
    Das war
eindeutig nicht der Fall. Dafür gab es Leichen in dem schmalen Garten hinter
dem Haus. Drei Stück, lauter Babys. Keine Ahnung, was das bedeutete. Sie waren
so kurz nach der Geburt gestorben, dass sie noch nicht genügend Bewusstsein
entwickelt hatten, das ich hätte anzapfen können. Daher hatte ich die jeweilige
Todesursache nicht benennen können, was mir normalerweise nicht weiter
schwerfällt. Aber die Hauseigentümer in Charleston waren begeistert von meinem
Fund, erst recht nachdem ein Archäologe die kümmerlichen Überreste der winzigen
Leichen ausgegraben hatte. Die toten Babys lieferten ihnen Gesprächsstoff für
die nächsten zehn Jahre. Sie hatten mir, ohne zu zögern, meinen Scheck
überreicht.
    Das ist
nicht immer so.
    Tolliver
sagte: »Wo willst du anhalten, um etwas zu essen?«
    Ich sah zu
ihm hinüber, er war hellwach. Er streckte den Arm aus und klopfte mir auf die
Schulter. »Bist du müde?«, fragte er.
    »Nein,
eigentlich nicht. Es sind noch knapp fünfzig Kilometer bis Spartanburg. Ist dir
das zu weit?«
    »Klingt gut.
Wollen wir zu Cracker Barrel? «
    »Du hast
bestimmt Lust auf Gemüse.«
    »Ja. Weißt
du, worauf ich mich wirklich freue, wenn wir dieses Haus kaufen, von dem wir
die ganze Zeit träumen? Darauf, selbst zu kochen.«
    »Das können
wir ganz gut, wenn wir zu Hause sind«, pflichtete ich ihm bei. Wir hatten ein
paar Kochbücher in Antiquariaten gekauft, mit ganz einfachen Rezepten.
    Unsere
Wohnung in St. Louis stand gerade zur Debatte. Wir waren so oft unterwegs, dass
sie fast Geldverschwendung bedeutete. Aber wir brauchten eine Art Stützpunkt,
einen Ort, an dem wir unsere Post abholen und den wir als unser Zuhause
bezeichnen konnten, wenn wir nicht gerade quer durch die Vereinigten Staaten
fuhren. Wir haben gespart, um uns ein Haus kaufen zu können, am liebsten
irgendwo bei Dallas, damit wir nicht zu weit von unserer Tante und ihrem Mann
entfernt wohnten. Die haben das Sorgerecht für unsere beiden kleinen
Schwestern.
    Nach rund
dreißig Kilometern entdeckten wir das Restaurantschild, nach dem wir Ausschau
gehalten hatten, und ich fuhr von der Autobahn ab. Obwohl es bereits zwei Uhr
mittags war, gab es keinen freien Parkplatz mehr. Ich unterdrückte einen Fluch.
Tolliver ist ein großer Fan von Cracker Barrel . Ihm macht es nichts
aus, sich durch den ganzen Kitsch im Ladenbereich durchzukämpfen. Nachdem wir
fast einen Kilometer entfernt geparkt hatten, stapften wir quer durch den
Matsch an den Schaukelstühlen auf der Veranda
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