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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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mir, sondern von einem Freund. Ciao, mein Lieber, wir
sehen uns morgen - oder auch nicht.«
    »Morgen!«
    »Der Papierkram kann warten. Sollte ich morgen nicht aufkreuzen,
dann am Montag, es war eine harte Woche mit wenig
Schlaf.«
    Sie gingen gemeinsam nach unten, Brandt stieg in seinen Wagen
und fuhr nach Hause. Michelle saß mit ihrer Freundin Pauline
vor dem Femseher, auf dem Tisch zwei leere Pizzakartons
und eine noch halb volle Flasche Cola, zwischen den Mädchen
eine große Tüte Chips.
    »Na, ihr? Du bist also Pauline. Nett, dich kennenzulernen.«
    »Guten Tag«, erwiderte das schwarzhaarige Mädchen artig
und erhob sich.
    »Setz dich ruhig wieder hin, ich will auch nicht lange stören,
ich muss gleich wieder weg«, sagte er, woraufhin ihn Michelle
angrinste.
    Er ging ins Bad, duschte und zog sich frische Sachen an, legte
etwas Eau de Toilette auf und holte den noch verschlossenen
Brief von Andrea Sievers aus der Schublade. Er hielt ihn eine
Weile in der Hand, riss ihn auf und nahm die Blätter heraus. Er
las die Zeilen, die sie ihm geschrieben hatte, Zeilen, in denen sie
ihm mitteilte, dass sie eine Auszeit benötige. Und mehr noch, sie
gab ihm indirekt zu verstehen, dass sie keine Zukunft für sich
und ihn sah. Eigentlich war es genau das, was er erwartet hatte.
Seit zwei Tagen hatten sie keinen Kontakt gehabt, nicht einmal
ein Telefonat. Dafür diesen vier Seiten langen Brief, den sie ihm
heimlich in den Briefkasten geworfen hatte. Er faltete die Blätter
wieder zusammen und steckte sie in den Umschlag, den er zurück
in die Schublade legte.
    Nach kurzem Nachdenken griff er zum Handy, machte die Tür
zu und wählte Andreas Nummer.
    »Ja?«, meldete sie sich, als er schon auflegen wollte.
    »Ich bin's«, sagte er. »Ich ...«
    »Hast du meinen Brief gelesen?«, war ihre erste Frage.
    »Deshalb ruf ich an. Es ist okay.«
»Was? Einfach so? Okay?«, war ihre Reaktion.
    »Ja, du hast recht mit dem, was du geschrieben hast. Ich seh's
ein. Bleiben wir trotzdem Freunde?«
    »Das war kein Abschiedsbrief«, sagte Andrea, »es war ...«
    »Andrea, bitte, mach dir und vor allem mir nichts vor, es ist
ein Abschiedsbrief. Ich mach dir auch gar keinen Vorwurf, es
stimmt alles. Vielleicht findet sich irgendwann mal die Zeit, darüber
zu sprechen. Aber nur, wenn du willst. Bin ich wirklich so
langweilig?«
    »Quatsch, so hab ich das erstens nicht geschrieben und zweitens
auch nicht gemeint. Du kennst selber unser Problem, und
das wird sich auch nie lösen.«
    »Tja, ich bin wohl zu alt, um mich noch zu ändern.«
    »Das ist es nicht. Es ist die gesamte Situation, und ich ... Wie
soll ich es ausdrücken, ich brauche einfach ein bisschen Abstand.
Vielleicht...«
    »Andrea, du brauchst einen Mann, der frei und ungebunden
ist. Und jetzt lass mich ausreden. Ich weiß, dass du so jemanden
eigentlich gesucht hast, wir waren uns sympathisch und haben
gedacht, es wird schon irgendwie klappen. Aber es ist das irgendwie,
denn irgendwie klappt nie etwas. Es ist alles okay, ich schaff
das. Freunde?«
    »Wir hätten vielleicht früher schon mal reden sollen.«
    »Was hätte es gebracht? Du hast doch selbst geschrieben, dass
wir viel zu verschieden sind. Einverstanden, mir ist das in letzter
Zeit auch immer klarer geworden. Und noch was - ich mag vielleicht
langweilig sein, aber ich fühl mich wohl.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass du langweilig bist«, verteidigte
sich Andrea.
    »Aber du hast es so gemeint, und ich nehm dir das auch gar
nicht übel. Jedenfalls, ich habe den Brief gelesen, kam aber bisher
nicht dazu, dich anzurufen«, schwindelte er. »Wir hatten diesen
schwierigen Fall.«
    »Habt ihr ihn gelöst?«, fragte Andrea, die vom Thema wegkommen
wollte.
    »Haben wir. Aber lass uns jetzt aufhören, ich bin müde und
erschossen.«
    »Hm. Und du bist nicht böse auf mich?«
    »Warum denn? Du kennst mich doch inzwischen gut genug,
um zu wissen, dass ich dir nie böse sein könnte. Es hat eben nicht
sollen sein. Mach's gut und ...«
    »Warte«, sagte sie, »ich wollte dir noch sagen, dass ich nicht
mit dir gespielt habe.«
    »Andrea, das weiß ich doch. Es war für uns vielleicht nur
nicht der richtige Zeitpunkt, oder es ist der Altersunterschied. Ist
doch auch egal, zu spekulieren bringt eh nichts. Ciao, und wir
verlieren uns ja nicht aus den Augen.«
    »Ciao, und es tut mir ehrlich leid, ich wollte dir nicht wehtun.
«
    »Mach dir keine Gedanken mehr, okay? Bis bald mal wieder.
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