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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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gelernt hatte.«
    »Beruhig dich wieder, bitte. Ich bin schon eine ganze Weile
länger in dem Geschäft und weiß, wie es läuft. Ich hab schon vor
deiner Zeit die wüstesten Sachen erlebt, aber so was natürlich
noch nicht. Wir könnten ein paar Informationen an die Presse
weiterleiten, die würden sich wie die Hyänen draufstürzen.«
»Nein, auf gar keinen Fall. Ich hab's dir schon mal erklärt, die
Deutschen haben doch schon lange kein Vertrauen mehr in unsere
Justiz. Wenn sie dann auch noch mit so einer Sache konfrontiert
werden ... Ich werde es nicht zulassen, nicht wegen meines
Vaters, sondern wegen der Menschen da draußen. Wir müssen
abwägen, was für alle das Beste ist, und ich denke, so ist es am
besten, auch wenn ich persönlich mit dem ganzen Procedere
nicht einverstanden bin. Glaub mir, ich bin wirklich überhaupt
nicht damit einverstanden, aber es ist besser so. Und es geht auch
nicht um meinen Vater, das Thema ist durch. Ich habe ihm allerdings
vorhin ein Angebot gemacht. Es betrifft Prof. Kuntze. Er
soll sich unentgeltlich seines Falls annehmen und alles dafür tun,
dass seine Reputation wiederhergestellt wird, und ihm eine Anstellung
als Arzt an einer Klinik verschaffen. Ich habe ihm die
Pistole auf die Brust gesetzt, und er hat versprochen, den Fall zu
übernehmen.«
    »Wow, das hätte ich nun nicht erwartet. Ich sage dir, es wird
sehr schwer, Kuntze wieder in Brot und Arbeit zu bringen.«
    »Mein Vater schafft das«, entgegnete Elvira selbstsicher. »Er
hat doch so einen exzellenten Draht zu allen möglichen Leuten.
    Es ist seine letzte Chance.«
    »Werdet ihr euch wieder vertragen?«
    »Was wollen wir uns bestellen?«, wechselte sie das Thema.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »He, das ist eine Sache zwischen meinem Vater und mir. Ich
habe keine Ahnung, ob wir je wieder zusammenkommen. Zufrieden?
«, sagte sie gereizt.
    »Du brauchst nicht gleich an die Decke zu gehen.«
    »Ich geh nicht an die Decke, ich brauch nur Zeit, um das alles
zu verarbeiten. Es hat nichts mit dir zu tun, und lass uns
bitte jetzt nicht mehr darüber reden, ich will den Abend einfach
nur genießen. Also, was bestellen wir, ich hab nämlich einen
Riesenhunger.«
    Brandt musste grinsen, denn für einen kurzen Moment war da
wieder die Elvira Klein, die er so gut kannte. Aber sie war wütend,
enttäuscht und desillusioniert, was er ihr nicht verübeln
konnte. Er wäre es auch gewesen, hätte er jemals herausgefunden,
dass sein Vater krumme Geschäfte machte. Aber sein Vater
war stets ein integrer Polizist gewesen, der sich nie etwas hatte
zuschulden kommen lassen, zumindest war Brandt der festen
Überzeugung.
    »Keine Ahnung, du kennst dich in Frankfurt besser aus.«
    »Sushi?«
    »Du meinst diesen japanischen Kram, dieses rohe Fischzeug?!
«
    »Schmeckt gut, ehrlich, man muss es nur mal probieren. Ich
hab beim ersten Mal auch gedacht, ich würde das nicht runterkriegen,
aber dann ... Und es hat fast keine Kalorien.«
    »Und wenn es mir nicht schmeckt?«
    »Dann kannst du dir was aus dem Kühlschrank nehmen.
    Soll ich anrufen und die Bestellung aufgeben? Und zum Nachtisch
...«
    »Schon gut, schon gut, überredet.«
    »Du hast mich gar nicht ausreden lassen, ich meine, was den
Nachtisch betrifft«, sagte sie und lehnte sich an seine Schulter.
    »Du meinst den Nachtisch?«
    »Wenn wir denselben meinen.«
    »Okay, erst diesen Fischkram und dann das Dessert. Weißt du
eigentlich, dass du mir allmählich sympathisch wirst?«, sagte
Brandt, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Was heißt hier allmählich?«, fragte Elvira mit zusammengekniffenen
Augen.
    »Na ja, ich wollte damit ausdrücken, dass du mir allmählich
immer schneller immer sympathischer wirst. Ich meine, so richtig
sympathisch, wenn du verstehst, was ich meine, obwohl ich
eigentlich meine, dass es mir richtig guttut, in deiner Nähe zu
sein. Seit vorgestern. Obwohl du Staatsanwältin bist. Kennst du
den Film Staatsanwälte küsst man nicht?«
    »Ja, das ist doch dieser Wahnsinnsfilm mit Robert Redford,
diesem unglaublich gut aussehenden Mann«, entgegnete Elvira
mit mädchenhaftem Lächeln. »Warum fragst du?«
    »Nur so, ich hab schon mal 'ne Staatsanwältin geküsst. Und
jetzt ruf endlich an, ich will rausfinden, ob ich dieses Gekröse
runterkriege. Ach ja, bevor ich's vergesse, meine Töchter bestehen
darauf, dich kennenzulernen.«
    »Du hast ihnen von mir erzählt?«
    »Nee, das brauchte ich nicht. Sie
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