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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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    Brandt drückte auf Aus und steckte das Handy ein. Sie hat irgendwie
traurig geklungen, dachte er. Aber besser so, wie wenn
irgendwann die Fetzen fliegen. Wir bleiben eben Freunde. Es sei
denn, sie wird wütend, wenn sie das mit Elvira erfährt.
Er verabschiedete sich von den Mädchen, stieg um Punkt halb
acht in seinen Wagen und fuhr nach Frankfurt. Eine Weile hörte
er Radio, schaltete es aber aus, weil ihm nicht nach Musik war.
    Tausend Gedanken waren in seinem Kopf. Unter anderem dachte
er daran, dass er auch seinen Eltern bald mitteilen würde, dass
die Beziehung mit Andrea vorbei war. Für seine Mutter würde es
ein Schock sein, hatte sie doch gerade in letzter Zeit des Öfteren
von Heirat gesprochen. Sie wird es verkraften. Ich frage mich
nur, wie sie es aufnehmen, wenn sie von Elvira erfahren. Egal,
ich bin erwachsen.
    Er hatte noch kurz an einem Geschäft angehalten und ein paar
Flaschen Bier und eine Flasche Rotwein gekauft und stand kurz
nach acht vor Elviras Tür. Sie war leger gekleidet, trug ihre Haare
wieder offen und war leicht geschminkt. Dennoch machte sie einen
müden und erschöpften Eindruck. Und auch er fühlte sich
nicht gerade, als könnte er Bäume ausreißen, dazu waren die letzten
Tage zu anstrengend gewesen, zu aufregend, zu ereignisreich,
sowohl beruflich als auch privat - und er hatte viel zu wenig geschlafen.
Aber er hatte bereits angekündigt, dass er morgen vielleicht
nicht ins Büro kommen würde, und vielleicht würde es
Elvira genauso halten, obwohl sie mit Sicherheit eine Menge zu
erledigen hatte, denn alles, was jetzt kam, lag in den Händen der
Staatsanwaltschaft.
    »Hi«, begrüßte er sie, und es kam ihm vor, als hätte er diese
Wohnung schon tausendmal betreten, dabei war es erst zum insgesamt
vierten Mal, einmal vor mehr als anderthalb Jahren und
nun am dritten Abend in Folge. Und hätte ihm am Dienstag noch
jemand gesagt, er und Elvira, er hätte nur den Kopf geschüttelt
und demjenigen den Vogel gezeigt. Jede Frau, aber nicht sie. Und
dann hatte er mit einem Mal eine Seite an ihr kennengelernt, die
ganz anders war als die, die sie im Beruf zeigte. Er hatte keine
Ahnung, welche Macht ihre Hände im Spiel hatte, aber das war
ihm egal. Und er würde es genießen, solange es ging. Und sollten
sie eines Tages feststellen, dass sie doch nicht zusammenpassten,
dann würde er auch das akzeptieren.
    »Du siehst müde aus«, sagte Elvira und legte ihre Arme um
seinen Hals und ihren Kopf an seine Schulter, obwohl er noch die
Tasche mit den Flaschen in der Hand hielt.
    »Es waren harte Tage. Und schöne. Darf ich die Tasche abstellen?
«
    »Was hast du da drin?«
    »Nur was zu trinken«, antwortete er und stellte die Tasche auf
den Boden.
    »Zu trinken? Ich hab alles da, was das Herz begehrt.«
    Brandt zuckte mit den Schultern und meinte: »Sorry, aber so
genau kenn ich mich hier noch nicht aus. Was machen wir heute
Abend?«
    »Einfach nur hier sitzen, etwas essen und trinken und nicht
allzu viel reden. Es ist schön, dass du da bist, ich hatte wieder
Stress mit meinem Vater«, sagte sie, nahm auf der Couch Platz
und zog Brandt zu sich. Es gefiel ihm, es war anders als mit
seiner Exfrau, anders als mit Andrea, aber es war schön. Sie
war überhaupt erst die dritte Frau, mit der er zusammen war,
und er lag damit weit unter dem Durchschnitt der deutschen
Männer.
    »Inwiefern?«
    »Was glaubst du wohl, wer Möller den Tipp gegeben hat, er
soll behaupten, bei dem Mord an der Kröger unter Drogen- und
Alkoholeinfluss gestanden zu haben? Ich hab ihn zur Rede gestellt,
und er hat es zugegeben. Weißt du, was seine Antwort war?
Möller sei schließlich sein Mandant, und es sei seine Aufgabe als
Anwalt, seinem Mandanten die bestmögliche Verteidigung zu
bieten. Und wir können Möller weder nachweisen, dass er lügt,
noch kann er beweisen, dass er die Wahrheit sagt. Also gilt der
Grundsatz - in dubio pro reo, und was das heißt, kannst du dir
ausmalen. Da ich mit Möllers Fall nichts zu tun habe, wird mein
alter Herr es zusammen mit dem alten Möller schaffen, für Magnus
die geringstmögliche Strafe zu erwirken. Oder auszuhandeln
oder was auch immer.«
    »Es ist ein schmutziges Geschäft, das wusstest du, als du zur
Staatsanwaltschaft gegangen bist«, bemerkte Brandt.
    »Nein, das wusste ich nicht! Ich war in dem Glauben, dass
alles mit rechten Dingen zugeht, dass Recht auch Recht bedeutet,
weil ich es von zu Hause so
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