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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oberflächlich und hohl. Ja, und René Perpignac, der bekannte Journalist.«
    »Soso?« Dubois erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. »Die waren alle da?« Er schien über etwas nachzudenken und blieb stehen. »Und du brauchst diese Gesellschaften, um glücklich zu sein?«
    »In diesem Hause würde ich ersticken. Es ist so dunkel, so gruselig – und dann Marco, mit seinem Gesicht …« Sie hielt inne, wobei sie Dubois ansah. »Ich brauche Leben und Schönheit«, sagte sie leise.
    »Leben und Schönheit.« Dubois nickte. »Wir fahren nach Nizza oder Monte Carlo. Dort ist jetzt schon Frühling. Wollen wir gleich morgen abreisen?«
    »Morgen?«
    Dubois hielt ihr Erschrecken für Freude und lächelte zufrieden.
    »Ja, schon morgen! Marco wird den Wagen fertigmachen. Wir bleiben im Süden, solange es dir gefällt.«
    Manon Dubois beugte sich vor.
    »Das kommt mir zu überraschend, chérie«, sagte sie leise. »Ich muß noch zu Lagerfeld. Der Meister hat mir versprochen, mir ganz allein ein Kleid zu entwerfen, das im Sommer Longchamps auf den Kopf stellen wird. Du weißt doch, auf dem Rennplatz Longchamps werden neben Pferden auch die elegantesten Moden gezeigt. Und da soll man Manon Dubois ungeschlagen finden …«
    Dubois lächelte. Er betrachtete seine wundervolle Frau in einer Art selbstquälerischer Ergebenheit und nickte.
    »Wie du willst, Manon. Suche dir aus, was dir gefällt. Dann fahren wir also, wenn Lagerfeld geliefert hat. Ja?«
    Sie nickte und gähnte plötzlich.
    »Oh«, meinte sie entschuldigend. »Ich gähne! Chérie, verzeih, ich bin müde. Monsieur Tissier hat einen neuen Witz erzählt über Kissinger.« Sie trat auf den Krüppel zu, strich ihm mit der Hand leicht über die Glatze und ging rasch aus dem Zimmer.
    Noch lange saß Dubois regungslos, nachdem Manon ihn verlassen hatte.
    Manon, dachte er, Manon, warum bin ich ein armer Krüppel? O Manon, warum hast du mich geheiratet? Wenn du wüßtest, welche Qual jeder Tag an deiner Seite ist, jeder Blick, den ich auf dich werfe, jedes Wort, das ich von dir höre, jeder Druck deiner Finger, den ich nicht zu erwidern wage, weil ich denke, daß du dich ekelst.
    Manon, ich liebe dich! Ich könnte dir die Welt zu Füßen legen. Ich könnte zum Verbrecher werden für eine Umarmung von dir. Und ich habe dich geheiratet, damals, als du barfuß im Herbst an der Sacre Cœur Blumen verkauftest und der Regen dich näßte. Damals, ja, da hast du den Krüppel genommen, weil er dir Reichtum bot, weil er dich in Seide hüllte, dich emporhob zur schönsten und glänzendsten Frau von Paris. Und das bist du jetzt: reich, herrlich, eine erblühte Rose, wie sie nie schöner blühte.
    Meine Frau! Frau Manon Dubois!
    Kurz lachte er bitter in sich hinein, als sei dieser Gedanke ein schlechter Witz. Dann schlurfte er aus dem Zimmer die Treppe hinauf und tappte durch einen langen Gang. Vor einer Tür blieb er stehen.
    Manons Schlafzimmer.
    Dubois hielt den Atem an. Seine kleinen, krummen Beine zitterten. Leise drückte er die Klinke hinunter – vergeblich, die Tür war verschlossen.
    Da gab er sein Vorhaben auf und tappte weiter bis zum Ende des Ganges, wo sein Zimmer lag. In diesem setzte er sich an ein kleines Tischchen und entnahm der Schublade ein Tagebuch, in das er schrieb:
    »23. März 1975. – Manon kam heute spät nach Hause. Sie war im Riz mit Bekannten. Selten habe ich sie so schön und glücklich gesehen wie heute. Ich glaube, ich muß sie öfters zu Gesellschaften schicken …«
    Dann zog er sich aus und legte sich in das breite Bett.
    Drei Türen weiter lag Manon nackt auf der Seidendecke ihres Bettes, das Bild ihres eigenen weißen Körpers in einem großen, bis zur Erde reichenden Spiegel vor sich, und sprach in das Telefon:
    »Charles, ich sehe mich im Spiegel, so wie du mich immer liebst, und ich denke daran, wie ich noch vor einer Stunde in deinen Armen lag … Oh, Charles – morgen sehen wir uns wieder … Ich kann das Morgen nicht erwarten … Erst der Maler … dann du – ich will ganz, ganz fest von dir träumen. Und denke dir – Dubois wollte mit mir nach Nizza oder Monte Carlo! Ich habe es ihm vorläufig ausgeredet, habe so wieder einige Wochen für uns gewonnen, Geliebter. Ach, wenn du doch hier sein könntest, gerade jetzt, wo mein Spiegel mir zeigt, wie schön ich bin … schön für dich allein …«
    Sie hängte ein und streckte den herrlichen Körper.
    Côte d'Azur, dachte sie. Wenn Charles de Santerres nachkommt, kann auch Nizza schön sein
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