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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord?
Autoren: Andreas Lukoschik
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Vorwort

Vorwort
    Verehrte Leserin und ebensolcher Leser, vielleicht stellen Sie sich die Frage, wie man als normaler Mensch ein Buch über Kreuzfahrten schreiben kann. Eine berechtigte Frage, die ich mir auch stellen würde, hätte ich dieses Buch nicht selbst geschrieben. 
    Die Antwort: Im Laufe der letzten zehn Jahre habe ich knapp zwei Dutzend Kreuzfahrten genossen. Jetzt fragen Sie sich natürlich als Nächstes, wie man als normaler Mensch knapp zwei Dutzend Kreuzfahrten machen kann? Na ja, ganz normal bin ich nicht. Zumindest sagen das die anderen. Eine Opernsängerin zum Beispiel. Die fragte mich nämlich eines Tages, ob ich denn auch Kreuzfahrten »mache«. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, und sie erklärte es mir: als Künstler auf Schiffen aufzutreten. Sehen Sie, ich bin in der Schule dazu erzogen worden, Fakten auf ihre Vernunftaspekte hin zu prüfen und, wenn sie mir einleuchten, sie mir zu eigen zu machen. Und auf die Frage dieser befreundeten Opernsängerin fiel mir kein vernünftiges Gegenargument ein. So bewarb ich mich als Moderator bei der ersten Reederei. Redereien sind nämlich meine Spezialität.
    Das erste Schiff, auf dem ich meinen Dienst antreten sollte, lag im glamourösen Hafen von Monte Carlo und war die (nicht meinetwegen) inzwischen außer Dienst gestellte Maxim Gorkiy. Ein herrlicher Early-Sixties-Dampfer, mit dessen Einrichtung man mehrere Folgen von »Mad Man« hätte ausstatten können. Aber beinahe wäre es nicht zur ersten Inaugenscheinnahme dieser grandiosen Innenausstattung gekommen, denn am Bug dieses Schiffes prangte da, wo andere Schiffe früher die Galionsfigur hatten, ein gewaltiger roter Stern. Maxim Gorkiy eben.
    Als meine Frau den roten Stern sah, war es aus bei ihr. »Dieses Schiff betrete ich nicht. Meine ganze Familie hat so lange unter diesem roten Ding gelitten. Da kriegen mich keine zehn Pferde drauf!« Sie müssen wissen, die Frau, die ich liebe, ist Ungarin – sowohl was den historischen Hintergrund als auch ihr Temperament betrifft.
    Was also tun? Gute Männer hören ja auf ihre Frauen – und ringen schweigend in sich beklemmende Fantasien nieder, die von Regressansprüchen durch die Reederei handeln, weil man ja einen Künstlervertrag unterschrieben hat, der die Arbeitsaufnahme zu einer bestimmten Zeit vorschreibt. Nämlich genau hier und jetzt im schönen Hafen von Monte Carlo.
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sprach der selten in mir zu Wort kommende Weise, und so drehten wir auf dem Kai um und setzten uns an die Bar des »Hotel de Paris«. Dort »besprachen« wir das weitere Vorgehen. Bis wiruns dann erneut dem am Pier vertäuten Schiff näherten, waren einige Cocktails über das edel polierte Barholz dieses noblen Hauses gereicht worden, und meine Frau war durch die Möglichkeit »runter können wir immer!« besänftigt.
    Und so gingen wir an Bord und hatten unsere erste herrliche Reise auf den Planken, die die Welt umrunden. Drei Sterne mit so wenig »rot«, dass es noch nicht mal für einen winzigen Zacken gereicht hätte. Aber viel wichtiger war bei dieser ersten Reise: Das Meer hatte uns gepackt. Im Laufe der Jahre folgten Expeditionsschiffe, feine Großsegler, Fünf-Sterne-Luxusliner, aufregende Linienschiffe und kleinere Dampfer, die uns inzwischen auf alle sieben Weltmeere führten. Als Gast, als Gästebegleiter und als Journalist.
    Damit war die Basis geschaffen, dieses Buch zu schreiben. Dabei habe ich vieles gesehen und einiges gelernt. Über Schiffe, ihre Besatzungen und ihre Passagiere. UND : über die ungeschriebene Etikette, die man nicht einhalten muss, über die man sich aber erst amüsieren kann, wenn man sie kennt. Kurz:  Ich möchte Ihnen ein paar Hinweise geben, wie Ihre erste bzw. nächste Seereise vielleicht ein halbes Beaufort schöner oder interessanter werden könnte.
    Vor allen Dingen will ich Ihnen aber Appetit machen auf Meer. Und die Planken, die die Welt umrunden. Schlagen Sie also das Buch auf und beginnen Sie bei dem Thema, das Sie am meisten interessiert. Alles Weitere ergibt sich. Wie bei einer Seereise.

Warnung: Alle in diesem Buch dargestellten Personen und Beispiele sind selbstverständlich frei erfunden und dienen der Veranschaulichung von Reisenden, die man überall – auch auf Schiffen – antrifft. Und weil man an Bord in einem 400-, 900- oder 1500-Seelen-Dorf auf Zeit lebt, reden die 99,5   % der entspannten, sinnenfrohen und sympathischen Passagiere gerne und ausgiebig über die 0,5   %, die sich
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