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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord?
Autoren: Andreas Lukoschik
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gebucht ist.
    Angesichts solcher Transport-Kapazitäten kann man deshalb mit Recht behaupten, dass der amerikanische Mensch ein »Cruiser« sei. Seine Faszination für Kreuzfahrten hat viele Ursachen. Eine ist zweifelsfrei die Tatsache, dass man auf einem Schiff quasi in der Kultur des eigenen Landes bleibt, obwohl man durch die Karibik pflügt oder an Mexikos Ufern entlangdampft.
    Diese nachvollziehbare Neigung, einer vertrauten Welt den Vorzug zu geben, treibt bisweilen aber auch merkwürdige Blüten. Dann nämlich, wenn sie auf die Folgen eines in der Kindheit nur oberflächlich genossenen Bildungsangebotes trifft, das sich im Laufe des Lebens durch profundes Halbwissen zu einer »sehr komprimierten« Weltsicht verdichtet hat. Dann verlassen Sätze wie die folgenden die Münder zahlender US – Kreuzfahrtgäste:
»Japaner werden total überschätzt. Hören Sie mal, wie smart kann denn jemand sein, wenn er noch nicht mal Amerikanisch spricht wie jeder normale Mensch?«
»Ob Sie das glauben oder nicht, aber die Schwarzen in Afrika hassen Schwarze. Yeah! Die haben ein ganzes Land, das ›Niger‹ heißt. So was nenne ich Rassismus!«
»Die Franzosen sind alles Weicheier. Die haben doch seit 1700 keinen einzigen Krieg mehr gewonnen.«
»Wussten Sie, dass die Österreicher dieselbe Sprache sprechen wie Hitler?«
»Wenn Sie nach Saudi-Arabien gehen, dann wollen die, dass man einen Schleier trägt. Ja! Auch als Kerl!«
»Sydney können Sie komplett vergessen. Da sehen Sie nicht ein einziges Känguru. Nicht ein einziges!«
»Die ganze Welt ist doch nur eine Kopie von Amerika. Soll ich es Ihnen beweisen? Okay, Sie wissen sicherlich, dass es in Georgia ein Rome gibt. Und was machen die Italiener? Die kopieren uns und nennen ihre Hauptstadt so. Dasselbe mit Paris, Texas, und den Franzosen. Oder Berlin, New Jersey, und den Deutschen. Und das nennt sich dann das alte Europa. Kopien sind das, sonst nix.«

    Schade, dass nicht alle Amerikaner solche Bonmots abliefern. Sie könnten so viel zur Heiterkeit auf unserer Welt beitragen!
    Nun soll man aber nicht denken, dass auf amerikanischen Schiffen nur Passagiere unterwegs seien, die die bürgerlichen Bildungsinstitutionen vom Flur aus genossen haben. Keineswegs. Hier eine kleine Ehrenrettung:
    Der amerikanische Mensch ist ja relativ geduldig, wenn es darum geht, sich brutale Schießereien mit detaillierter Sprengung von einzelnen Gliedmaßen und anderen Grausamkeiten anzuschauen. Auf alles, was sich jedoch um die Entstehung menschlichen Lebens dreht, reagiert er hingegen ausgesprochen feinsinnig und sensibel. Deshalb empören ihn (und sie noch viel mehr) alle Themen, die mit Sexualität im weitesten Sinne zu tun haben. Darauf muss eine amerikanische Schiffsleitung natürlich Rücksicht nehmen – z.   B. indem sie ihr Personal in dieser Hinsicht schult. Wieso das hier erwähnt wird? Lesen Sie weiter.
    Eine Dame mittleren Alters pflegte sehr früh an Bord aufzustehen, den Gemahl noch selig schlummern lassend, um sich ein Muffin und einen Kaffee in ihrer Thermostasse zu besorgen und es sich am Heckpool der Star Princess bequem zu machen. Dort mümmelte sie ihren Muffin, genoss die Seeluft und freute sich des Lebens. Ein Offizier des Schiffes pflegte dieselbe Angewohnheit, sagte artig »Guten Morgen« und platziertesich unweit der Passagierin, um ebenfalls schweigend seinen Morgenkaffee zu sich zu nehmen. Währenddessen schwamm ein älterer Herr seine Runden im Heckpool des Schiffes, entstieg dann den Fluten und trocknete sich mit einem Badehandtuch ab. So weit, so gut.
    Nun wollte sich der Schwimmer aber die nasse Badehose ausziehen, was ihm unter dem Handtuch auch tatsächlich gelang. Er wickelte sich nach erfolgter Entpuppung das Handtuch um den Bauch, um sich mit einem zweiten Handtuch die Haare abzutrocknen. Er rubbelte und wubbelte an seinem Kopf herum und merkte nicht, dass dabei das »untere« Handtuch nicht mehr um seinen Bauch geschlungen war, sondern am Boden lag. Doch auch als er es merkte, kümmerte er sich nicht weiter darum und stand auf diese Weise also weitgehend nackt am Pool.
    Die Muffin-Lady starrte fassungslos auf diese nicht sehenswerte Darbietung, als der Offizier zu ihr sagte: »Im Namen der Princess Cruise Line entbiete ich Ihnen meine Entschuldigung für die Szene, deren Zeuge wir gerade geworden sind!« Erhob sich und verhüllte den nackerten Senior. Nein, es handelte sich dabei nicht um Richard Gere in »Ein Offizier und Gentleman«, aber man könnte ihn
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