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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zimmer des behandelnden Arztes trat, machte er sich wenig Illusionen über die Mitteilungen, die er zu erwarten hatte. Dr. Chinioni sah ihn durch eine randlose Brille ernst an und bat ihn Platz zu nehmen.
    »Sind Sie der Gatte?« fragte er der Form halber.
    Und als Dubois stumm nickte, fuhr er fort: »Ich kann Ihnen nichts Gutes sagen, tut mir leid. Es hat keinen Zweck, Ihnen die Wahrheit zu verheimlichen. Das Gesicht Ihrer Gattin wurde zerstört. Wir tun natürlich alles, um die Verheerungen einzugrenzen, aber die Gewebeverletzungen sind zu enorm. Sie werden erst geringer am Hals. Der Täter hatte es ganz systematisch auf die eigentlichen Gesichtspartien abgesehen. Gab es denn keine Möglichkeit, einzugreifen?«
    Dubois sah zu Boden. Er schüttelte verneinend den Kopf. Er räusperte sich, dann sagte er: »Dottore, ich bitte Sie, setzen Sie alle Mittel ein, die möglich sind. Kosten spielen keine Rolle, ich komme für alles auf. Man wird, schätze ich, eine chirurgische Gesichtsplastik versuchen müssen. Wer hat auf diesem Gebiet den größten Namen?«
    »In Italien?«
    »Auf der ganzen Welt!«
    »Professor Handrik in San Francisco.«
    »Danke. Ich werde ihn herbeifliegen lassen …«
    Dr. Chinioni hüstelte.
    »Professor Handrik ist nicht so leicht herbeizufliegen«, sagte er.
    »Für eine Million Dollar ist jeder herbeizufliegen, jeder Amerikaner vor allem, Dottore.«
    Dr. Chinioni rückte seine Brille zurecht. Sein Gesicht zeigte plötzlich einen ehrfürchtigen Zug. Gesichtszüge werden immer ehrfürchtig, wenn diese drei Worte fallen: Eine Million Dollar.
    Eine Krankenschwester klopfte an die Tür. Sie hatte eine Frage hinsichtlich der anstehenden Entlassung eines Patienten.
    »Das Schlimmste«, sagte Dr. Chinioni zu Dubois, nachdem die Schwester wieder verschwunden war, »habe ich Ihnen aber noch nicht gesagt …«
    »Was?«
    »Ihre Gattin hat auch das Augenlicht verloren.«
    Dubois sank in sich zusammen. Seine zwergenhafte Gestalt wurde noch kleiner.
    »Gedacht habe ich es mir«, sagte er tonlos. »Ich wagte nur nicht, danach zu fragen …«
    »Es ist schrecklich …«, sprach er vor sich hin.
    »Weiß sie es schon?« fragte er den Arzt.
    Chinioni verneinte. »Sie hat ja«, setzte er hinzu, »den ganzen Kopf total verbunden. Ich möchte auch Sie bitten, ihr vorläufig davon nichts zu sagen. Das wird noch früh genug der Fall sein müssen.«
    »Kann ich sie jetzt sehen, Dottore?«
    Chinioni führte ihn einen langen Flur entlang, mit vielen Türen zu beiden Seiten. Bei der letzten, über der eine rote Lampe brannte, blieb er stehen und öffnete sie leise. Als sie eintraten, erhob sich am Bett eine Schwester und ging hinaus.
    Auf Zehenspitzen trat Dubois an das Bett.
    Er sah in den Kissen das, was ihm Chinioni angekündigt hatte: einen völlig vermummten Kopf. Nur dort, wo man unter dem dicken Mull die Nase (oder das, was von ihr übriggeblieben war) vermuten konnte, ragten zwei Röhrchen aus dem weißen Verband – zwei Silberkanülen, durch die der Körper atmen mußte.
    »Es ist klar, daß sie vorläufig auch künstlich ernährt werden muß«, flüsterte der Arzt.
    Dubois nickte erschüttert und sank auf den Stuhl der Schwester nieder. Die Knie wurden ihm schwach.
    »Achten Sie darauf«, flüsterte der Arzt, »daß sie ruhig liegt und sich nicht unnötig bewegt.«
    Leise verließ er das Zimmer und nahm draußen die Schwester beiseite: »Eine Viertelstunde, nicht länger, verstehen Sie. Sie sind mir verantwortlich dafür.«
    Schon eilte er wieder weiter, neue ›Fälle‹ nahmen ihn in Anspruch.
    Drinnen im Zimmer saß Dubois eine Weile still und stumm am Bett Manons. Erst als sie ein bißchen den Kopf bewegte, sagte er zaghaft: »Ich bin da, Manon. Kannst du mich hören?«
    Es dauerte ein bißchen, bis ein winziges Nicken der Bejahung erfolgte. Diese Pause benötigte Manon, um ihre Überraschung zu verarbeiten. Mit dem Besuch Dubois' hätte sie zuallerletzt gerechnet.
    »Hast du Schmerzen, Manon?«
    Nein.
    Das kam natürlich daher, weil sie unter Morphium stand.
    »Ich will dir sagen, Manon, daß alles, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen, geschehen wird. Ich glaube, du weißt, daß das nicht wenig ist. Ich sage dir das, um dir Hoffnung zu machen. Mit deinem Arzt habe ich schon gesprochen. Er sagte mir den besten Spezialisten der Welt. Ich werde ihn für dich heranholen …«
    Manons Finger tasteten über die Bettdecke und suchten Dubois' Hand.
    »Ich bleibe auch hier in Genua, Manon, solange du in der
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