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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »An welchem Ziel, ma chérie?«
    Dubois lächelte. Daraus hätte Manon schließen können, daß Dubois davon überzeugt war, Oberwasser zu haben.
    »Du wolltest doch ein Gespräch erzwingen, mon cher. Welchen anderen Zweck hätten deine stummen Demonstrationen an jedem Quai sonst haben sollen?«
    »Nimm an, Deine Theorie trifft zu …«
    »Gut, dann habe ich dir ein Angebot zu machen …«
    »Ich höre …«
    »Du stellst deine dummen Verfolgungen ein …«
    »Und du? Was machst du dafür?«
    »Ich zahle dir jeden Preis.«
    »Preis?« wiederholte Dubois verächtlich. »Mich interessiert kein Geld, davon habe ich genug!«
    »Wer spricht von Geld? Es gibt auch andere Preise.«
    Das ließ, wenn Worte überhaupt einen Sinn haben sollen, nur eine einzige Auslegung zu, eröffnete nur eine einzige Perspektive: Sie bot sich ihm an.
    Dubois stand da und sagte eine Weile nichts. Ihm wurde schwindlig. Sein ganzer Plan geriet in Gefahr. Der ungeheuren Verlockung, mit der Dubois zu kämpfen hatte, konnte er kaum widerstehen. Und doch gelang ihm das schließlich wieder. Es war zuviel, was ihm Manon schon angetan hatte. So hielt er an seinem Plan fest.
    »Du kommst mit mir nach Paris«, sagte er.
    »Wozu nach Paris?«
    »Ich brauche dich dort, ich habe etwas vor mit dir.«
    »Was ich mit dir vorhabe, kann hier in deinem Hotelzimmer erledigt werden. Dazu brauchen wir kein Paris.«
    Mit einem Schlag war Dubois wieder restlos nüchtern. Es gab nicht mehr den Hauch einer Verlockung.
    »Ach, so hast du dir das gedacht: einmal mit mir ins Bett gehen und dann wieder abziehen. Das wäre deine ganze Gegenleistung.«
    »Wie oft denn sonst?« fragte Manon, die nicht mit einem solchen Dubois gerechnet hatte, erstaunt.
    »Nicht einmal«, antwortete Dubois mit einem gefrorenen Lächeln im Gesicht. »Auch nicht zweimal …«
    »Sondern?«
    »Immer wieder!«
    »Bist du verrückt?« zischte ihn Manon, die durchdrehte, an. »Immer wieder mit dir schlafen, mit einem solchen Scheusal! Sieh dich doch an! Scheusal ist ja noch viel zuwenig gesagt für dich. Hast du dich denn schon mal richtig betrachtet im Spiegel? Sicher nicht, sonst hätte es im selben Augenblick nur eines gegeben für dich: zum nächsten Strick zu greifen. Dann wäre ich erlöst gewesen.«
    Dubois schien zu wanken. Leichenblässe überzog sein Gesicht. Ich muß sie ins Gesicht schlagen, dachte er nur, hier, auf der Stelle. Ich muß ihr das Maul stopfen. In dieses freche, impertinente, wunderschöne, aber teuflische Gesicht muß ich hineinschlagen, bis sie verstummt. Ich muß irgend etwas tun, ich muß sie demütigen, muß ihr zeigen, wie verworfen sie ist, muß sie fragen, ob sie weiß, daß sie bei aller Schönheit nur ein Haufen Dreck ist.
    Dies alles müßte ich tun, dachte er, aber dazu bin ich nicht der Mann, nicht in der Öffentlichkeit …
    In diesem Augenblick wurden von der Seite her Schritte, die rasch näherkamen, laut. Beide, sowohl Dubois als auch Manon, wendeten ihre Gesichter und blickten in diese Richtung. Ein Mann lief auf sie zu; ein zweiter folgte ihm – in einem gewissen Abstand, der nicht kleiner wurde. Diese zweite Mann ruderte mit den Armen in der Luft herum, als ob es etwas zu verhindern gelte.
    Eisiger Schreck durchfuhr Manon. Instinktiv klammerte sie sich an Dubois' Arm fest.
    »Putois und Santerres!« stieß sie tonlos hervor. »Was wollen die?«
    Da war der erste – Putois – auch schon heran und riß Manon weg von Dubois. Mit dem linken Arm umschlang er von hinten ihren Hals und preßte sie an sich; in seiner rechten Hand blitzte Glas, das Glas einer flachen, entkorkten Flasche.
    Der zweite – Santerres – schrie: »Vorsicht, er ist wahnsinnig!«
    Er wollte sich auf Putois stürzen, doch er stoppte jäh seinen Schritt, denn Putois donnerte ihm entgegen: »Stehenbleiben, sonst geht's dir genauso!«
    Genauso wie wem?
    Wie Manon.
    Sie waren verloren.
    In Putois' Flasche befand sich Salzsäure, dazu bestimmt, das schönste Frauengesicht ganz Frankreichs zu zerfressen, zu zerstören.
    Keiner konnte Manon mehr helfen – Santerres nicht, Dubois nicht. Beide standen sie da wie gelähmt, gelähmt von ihrer Furcht vor eigenem Schaden. Urplötzlich zeigte sich in diesen entsetzlichen Sekunden, daß sie immer nur von bloßer Leidenschaft erfüllt gewesen waren, nie von echter, wahrer Liebe zu Manon. Wahre Liebe hätte nicht gezögert, Putois in den Arm zu fallen, ohne Rücksicht darauf, was einem selbst dabei passieren konnte.
    Es gab also für Manon
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