Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
das einem überhaupt nicht interessiert.
    Doch die Antwort elektrisierte Santerres.
    »Hier«, sagte Putois.
    Santerres fuhr mit einem Ruck in die Höhe: »Hier? Hier in Genua?«
    Putois nickte: »Ja. Ich lief ihm über den Weg. Es war ein Zufall …«
    »Ein Zufall?« unterbrach Santerres ungläubig.
    »Sicher.«
    »Und daß Sie mich getroffen haben – wollen Sie sagen, daß das auch ein Zufall war?«
    »Ob Sie's glauben oder nicht – ja.«
    Nach kurzer Pause, in der Santerres immer noch ungläubig den Kopf schüttelte, fuhr Putois fort: »Wissen Sie, was ich darin sehe? Eine Inszenierung des Schicksals. Wir sind nur Figuren. Das Schicksal versammelt uns hier in Genua. Jeder hat seinen Part. Keiner weiß, wie er ausgerechnet hierherkommt – doch«, unterbrach sich Putois, »einer weiß es …«
    »Wer?« fragte Santerres.
    »Dubois. Er wußte immer, warum er an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Stunde an einen bestimmten Quai kam. Ich sprach mit ihm. Er erzählte es mir. Auch jetzt steht er wieder drunten am Hafen und wartet …«
    »Wartet auf wen?«
    »Auf eine weiße Jacht.«
    »Weiße Jachten gibt's hier viele.«
    »Aber nur eine«, sagte Putois langsam, »auf der … Manon ist.«
    Der Name schlug ein wie ein Blitz.
    »Manon?« rief Santerres aufspringend.
    »Manon«, wiederholte Putois mit dumpfer Stimme. »Für sie hat uns das Schicksal versammelt. Jeder hat seinen Part, sagte ich – aber ich, glaube ich, habe den wichtigsten.«
    Er hat den wichtigsten? fragte sich Santerres. Was meint er damit?
    Putois brütete vor sich hin und murmelte: »Sie wird Augen machen, wenn sie uns sieht … Augen … Augen …«
    Die Augen schienen es ihm angetan zu haben, denn mehrmals noch murmelte er dieses Wort, als übe es eine seltsame Faszination auf ihn aus.
    Er ist verrückt, dachte Santerres. Was hat er vor?
    »Was haben Sie vor, Putois?« fragte er laut.
    Putois hob langsam den Kopf, blickte Santerres an wie einen Fremden, sah dann auf die Uhr und sagte: »Ich muß gehen …«
    Draußen auf dem Meer hielt zur gleichen Stunde die weiße Jacht Kurs auf den Hafen von Genua. Nur einige Seemeilen waren noch zurückzulegen. An der Reling standen McJohn und Manon. McJohn blickte durch ein Fernglas.
    »Siehst du ihn? Steht er da?« fragte Manon.
    McJohn nahm das Glas von den Augen und drehte sein Gesicht zur Seite, wo Manon stand.
    »Ja«, sagte er.
    Und um einem neuen Ausbruch von ihr vorzubeugen, setzte er rasch hinzu: »Ich werde noch einmal mit ihm sprechen. Das muß aufhören, ich sehe es selbst ein. Ich werde ihm sagen, daß ich für nichts mehr garantieren kann, wenn er nicht verschwindet.«
    Überraschenderweise blieb Manon diesmal ruhig.
    »Das hat doch keinen Zweck«, antwortete sie. »Wir haben ja gesehen, daß er dir einfach über ist, Percy. Er wird nicht verschwinden, und du wirst ihm nichts tun …«
    »Aber so kann's nicht weitergehen!« stieß McJohn selbst reichlich verzweifelt hervor.
    »Richtig, Percy, das sage ich schon lange, es muß etwas geschehen …!«
    »Was, frage ich dich.«
    »Ich werde mit ihm sprechen.«
    »Du?«
    »Ja, ich«, nickte sie. »Ich habe mir das in der vergangenen Nacht überlegt, als ich kein Auge zumachte. Es gibt keinen anderen Weg.«
    »Wir könnten andere Gewässer aufsuchen, andere Kontinente. Das Mittelmeer ist ein Teich; der Indische Ozean nicht.«
    »Das hat keinen Sinn. Er würde uns folgen bis ans Ende der Welt. Er hat die Mittel dazu.«
    Manon hatte ja recht, das sah schließlich auch McJohn ein.
    »Und was willst du ihm sagen?« fragte er sie deshalb, seine Resignation damit eingestehend.
    »Laß nur, das mach ich schon«, lautete ihre Antwort. »Frag mich besser nicht danach …«
    Dabei blieb's. Als McJohn noch weiterbohren wollte, herrschte ihn Manon an: »Laß mich in Ruh! Sei froh, daß ich dir eine Aufgabe abnehme, der du nicht gewachsen bist. Ich mach das schon, hörst du. Das Wie kann dir egal sein.«
    Dabei blieb's endgültig.
    In Dubois' Brust schlug wenig später das Herz schneller, als er Manon auf sich zukommen sah.
    Seine Gedanken jagten sich:
    Da ist sie. – Und allein kommt sie. – Nichts zu sehen von diesem McJohn, dem Ehrenmann. – Ich habe sie beide zermürbt. – Sie kommt angekrochen, und er verkriecht sich. – Wie schön sie ist, schöner denn je! – Die Blässe ist etwas Neues an ihr, aber sie steht ihr gut. – Das Kleid ist noch von mir, wir haben es zusammen in New York gekauft …
    »Bonjour«, sagte Manon. »Du bist am Ziel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher