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Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman

Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman

Titel: Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Autoren: David Weber
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Kapitel 1
    Hätte der Herausgeber eines Bildwörterbuches nach einem geeigneten Modell gesucht, das den Begriff ›paralysiert‹ veranschaulichen sollte, so hätte er hier einen Volltreffer gelandet.
    Ein objektiver Beobachter hätte sich vielleicht sogar gefragt, ob Innokentiy Arsenovich Kolokoltsov, der Permanente Leitende Staatssekretär für Äußere Angelegenheiten, überhaupt atmete, während er das Display betrachtete. Zum Teil war seine Reglosigkeit dem Schock geschuldet - aber nur zum Teil. Auch Unglaube gehörte dazu... nur dass ›Unglaube‹ ein viel zu schwacher Begriff für das war, was der Staatssekretär in diesem Moment empfand.
    Astrid Wangs persönliches Chrono verriet ihr, dass er mehr als zwanzig Sekunden lang reglos dort saß. Dann atmete der Staatssekretär ruckartig tief ein, schüttelte den Kopf und blickte zu ihr auf.
    »Liegt bereits eine Bestätigung vor? «
    »Das ist die Original-Nachricht der Manticoraner, Sir«, erwiderte Wang. »Sobald der Außenminister sie gesehen hatte, wurde uns der Chip zusammen mit der zugehörigen offiziellen Note per Kurier zugestellt. «
    »Nein, das meine ich nicht. Gibt es noch eine unabhängige Bestätigung für das, was die da sagen? «
    Wang hatte zwei Jahrzehnte Erfahrung mit den bürokratischen Gepflogenheiten der Solaren Liga, und so kannte sie auch das Elfte Gebot: ›Du sollst niemals deinen Vorgesetzten in eine peinliche Lage bringen. Nicht in Gedanken, nicht in Worten, nicht in Taten.‹Trotzdem war Wang das Erstaunen deutlich anzumerken, als sie Kolokoltsov anblickte.
    »Sir«, setzte sie ein wenig vorsichtig an, »laut den Mantys ist das alles auf New Tuscany geschehen, und wir haben noch nicht einmal eine unabhängige Bestätigung für den ersten Zwischenfall, der sich laut den Mantys dort ereignet haben soll. Also... «
    Kolokoltsov verzog das Gesicht und schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Natürlich nicht! Bis zur unabhängigen Bestätigung des Ersten Zwischenfalls auf New Tuscany würde noch fast ein weiterer Monat vergehen, wenn Josef Byng in der üblichen Art und Weise verfahren war. Der Staatssekretär könnte sich schon lebhaft vorstellen, wie die Presse dieses Ereignis ausschlachten würde. Die verdammten Mantys saßen mitten im Zentrum der Liga-Kommunikation im Talbott-Sektor. Dank ihres Wurmlochknotens (den man gar nicht oft genug verteufeln konnte! ) waren sie in der Lage, Berichte über die dortigen Ereignisse innerhalb von kaum mehr als drei T-Wochen ins Sol-System zu schicken. Ein direkter Bericht, per Kurierboot von New Tuscany nach Alterde geschickt, bräuchte für diese Reise beinahe zwei Monate. Und wenn das Boot dabei zuvor noch das Meyers-System ansteuerte, so wie es die Vorschriften verlangten, damit auch im Hauptquartier des Liga-Amtes für Grenzsicherheit der entsprechende Bericht vorlag, dann kam man auf mehr als elf T-Wochen.
    Angenommen, die Mantys lügen ans hier nicht etwas vor und basteln sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund ihre ganzen ›Beweise‹ einfach zurecht, dann wurde jeder Bericht Byngs auf jeden Fall über Meyers geschickt, dachte er. Wenn Byng hier gegen die Vorschriften verstoßen hätte und den Bericht unmittelbar über Mesa und Visigoth geschickt hätte - so wie es jeder Admiral getan hätte, der etwas in der Birne hat! —, dann läge dieser Bericht doch schon seit acht Tagen vor!
    Kolokoltsov verspürte das gänzlich uncharakteristische Bedürfnis, den Bildschirm aus seiner Verankerung zu reißen und quer durch den Raum zu schleudern. Er wollte sehen, wie das Gerät in tausend Stücke zerbarst, und aus Leibeskräften fluchen. Doch auch wenn jemand aus der Prä-Diaspora-Zeit von Alterde ihn auf höchstens vierzig geschätzt hätte, war Kolokoltsov doch schon fünfundachtzig T-Jahre alt. Fast siebzig dieser Jahre hatte er damit verbracht, sich zu seiner aktuellen Stellung emporzuarbeiten, und nun halfen ihm all diese Jahre eiserner Disziplin dabei, zumindest äußerlich Ruhe zu bewahren. Er hatte wirklich gelernt, dieses Spiel zu spielen. Er erinnerte sich an das Zwölfte Gebot: ›Du sollst in Gegenwart Deiner Untergebenen niemals die Beherrschung verlieren.‹Und so brachte er es sogar fertig, seine Stabschefin anzulächeln.
    »Das war wohl wirklich eine dämliche Frage, oder, Astrid? Ich bin anscheinend doch nicht ganz so immun Überraschungen gegenüber, wie ich immer angenommen habe. «
    »Nein, Sir. « Wang erwiderte das Lächeln, doch die Überraschung stand dennoch in ihren
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