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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Klinik liegst …«
    Ein Druck ihrer Finger, wie ein Hauch so leicht, so schwach, war ihre Antwort. Doch dann fühlte Dubois, daß ihre Hand schlaff wurde, daß sich ihre Finger lösten von ihm, daß ihr Arm auf die Bettdecke sank. Manon schlief. Das Morphium erfüllte seinen zweiten Zweck.
    Leise stand Dubois auf und ging aus dem Zimmer. Auf dem Flur kam ihm schon die Schwester entgegen.
    »Sie schläft«, flüsterte er, um nur ja keinen Lärm zu machen. »Pflegen Sie sie mir gut, Schwester, es wird nicht Ihr Nachteil sein. Ich lasse Ihnen für jeden Tag 50.000 Lire anweisen.«
    Dubois übersah, daß er eine Ordensschwester vor sich hatte, die solche Zuwendungen nicht annehmen durfte. Sie sagte es ihm lächelnd.
    Seine Reaktion erfolgte prompt:
    »Dann lasse ich in Ihrem Heimatort eine neue Kirche bauen …«
    Und in einem kurzen Anfall von grimmigem Humor fügte er hinzu: »Ich hoffe, Sie kommen aus einem kleinen Dorf, und es ist also kein Dom, den ich finanzieren muß.«
    Drei Monate blieb Manon in der Klinik. Professor Handrik kam aus San Francisco und untersuchte sie, war sehr ernst und versprach, sein Möglichstes zu tun. Viel war es nicht.
    Als Manon aus der Klinik entlassen wurde, zog sich Dubois, nachdem er finanziell alles wie versprochen abgedeckt hatte, von ihr zurück. Aber von der Ferne her blieb seine Hand weiterhin für sie spürbar.
    Ein neues Blumengeschäft wurde am Montmartre eröffnet. Das Großstadtleben flutete daran vorbei, Kinder lärmten auf einem nahen Spielplatz. Feurige Jünglinge erstanden teure Rosen, um ihre Mädchen zu verführen; alte Ehemänner entschieden sich meistens für Stiefmütterchen oder etwas Ähnliches in dieser Preislage. Bedient wurden sie alle von zwei jungen hübschen Floristinnen, bei deren Anblick Jünglinge wie Ehemänner nicht selten vergaßen, für wen sie ihre Blumen eigentlich kaufen wollten.
    Die Besitzerin des Geschäfts bekam nie ein Kunde zu Gesicht. Nur manchmal, zu sehr später Stunde, wenn die Straßen leer waren, wenn kein Mond schien und keine Sterne funkelten, schlüpfte aus der Tür des Geschäfts eine Frauengestalt und tastete sich die Häuserwände entlang bis zur nächsten Ecke. Dort schien sie regelmäßig der Mut zu verlassen, und sie kehrte wieder um. Begegnete ihr einmal ein Nachtschwärmer, der noch nicht zu betrunken war, um bestimmte Eindrücke wahrzunehmen, bemerkte er eine Figur, die ihn, je nach Erziehung und Temperament, entweder lauter oder leiser durch die Zähne pfeifen ließ, sowie ein Paar Beine, die den zweiten Pfiff locker machten. Doch ein Gesicht, das den dritten Pfiff ausgelöst hätte, war nie zu bemerken, denn die Dame ging grundsätzlich tief verschleiert. Schwarz war der Schleier stets, nie wieder rot …
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