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Notlösung vorgesehen

Notlösung vorgesehen

Titel: Notlösung vorgesehen
Autoren: K. H. Scheer
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Prolog
     
    Pro­fes­sor Dr. Taz­lo Ra­mi­rez er­schrak so hef­tig, daß ihm das Wein­glas ent­fiel. Es stürz­te auf die krei­sen­de To­do­phon­plat­te und zer­brach den sorg­fäl­tig aus­ba­lan­cier­ten Ton­arm. Die ro­te Flüs­sig­keit ver­si­cker­te in dem kost­spie­li­gen Lauf­werk des Ab­spiel­ge­räts, das der For­scher we­ni­ger sei­ner qua­li­ta­ti­ven Leis­tung, als viel­mehr sei­nes nost­al­gi­schen Wer­tes we­gen lieb­te. Er ver­such­te zu ret­ten, was noch mög­lich war, als ihm ein Knacken und auf­stei­gen­der Brand­ge­ruch an­zeig­ten, daß al­le Be­mü­hun­gen zu spät ka­men.
    Nach­dem er ak­zep­tiert hat­te, daß er sich mit dem Scha­den ab­fin­den muß­te, er­in­ner­te er sich wie­der an das Klir­ren der Fens­ter­schei­ben, das ei­gent­lich für den Vor­fall ver­ant­wort­lich war.
    Er schal­te­te den noch nicht von Kurz­schlüs­sen lahm­ge­leg­ten Teil der An­la­ge ab und eil­te aus dem Zim­mer. Auf dem Flur brann­te Licht. Vol­ler Un­ru­he lief der Wis­sen­schaft­ler bis zum Ge­län­der ei­ner nach un­ten füh­ren­den Trep­pe. Dort blieb er ste­hen und blick­te in die Emp­fangs­hal­le des In­sti­tuts hin­un­ter. Deut­lich konn­te er die Schrit­te meh­re­rer Men­schen hö­ren, die zum Zen­tralla­bor has­te­ten.
    Er woll­te sich ge­ra­de be­merk­bar ma­chen, als er Dr. Ig­nez, sei­nen Stell­ver­tre­ter, be­merk­te, der aus sei­nem Bü­ro trat. Er war über­rascht dar­über, daß der Gen-Bio­lo­ge so spät noch ar­bei­te­te, schwieg aber auch jetzt.
    Sei­ne Bli­cke rich­te­ten sich auf die Gla­stü­ren am Hauptein­gang. Deut­lich konn­te er er­ken­nen, daß sie zer­schla­gen wor­den wa­ren. Die Split­ter la­gen auf dem Bo­den ver­streut. Nun zwei­fel­te er nicht mehr dar­an, daß Ein­bre­cher ins In­sti­tut ge­kom­men wa­ren. Er wun­der­te sich dar­über, daß sie einen der­ar­ti­gen Lärm ver­an­stal­tet hat­ten. Das deu­te­te dar­auf hin, daß sie kei­ner­lei Stö­run­gen be­fürch­te­ten. Wäh­rend er sich noch frag­te, was die Ein­dring­lin­ge über­haupt su­chen konn­ten, rief Dr. Ig­nez er­bost:
    »Hal­lo, wer ist denn da?«
    Di­rekt un­ter dem In­sti­tuts­lei­ter blieb er ste­hen. Er blick­te in den Gang hin­ein, der zum Zen­tralla­bor führ­te. Pro­fes­sor Ra­mi­rez beug­te sich nach vorn. Er woll­te sei­nen Stell­ver­tre­ter war­nen. Be­vor er je­doch et­was sa­gen konn­te, sah er ein Mes­ser durch die Luft wir­beln. Es bohr­te sich Ig­nez in die Brust und fäll­te ihn blitz­ar­tig. Mit auf­ge­ris­se­nen Au­gen blieb der Bio­lo­ge un­ter der Trep­pe lie­gen, aber er nahm Taz­lo Ra­mi­rez nicht mehr wahr. Er war tot.
    Der Pro­fes­sor wich ent­setzt bis an die Wand zu­rück. Noch nie in sei­nem Le­ben war er dem Ver­bre­chen be­geg­net. Er wuß­te nicht, wie er sich ver­hal­ten soll­te. Wie ge­lähmt blieb er auf der Stel­le ste­hen. Erst als die Tü­ren zum La­bor zer­split­ter­ten, ge­wann er die Ge­walt über sich zu­rück. Laut­los rann­te er in sein Zim­mer. Er drück­te die Tas­ten des Vi­si­phons, doch das Ge­rät blieb stumm. Wie­der und wie­der be­müh­te er sich, ei­ne Ver­bin­dung zur Po­li­zei zu be­kom­men, bis er schließ­lich ein­sah, daß es nicht mög­lich war.
    Die Tat­sa­che, daß er nun mit den Ver­bre­chern al­lein im In­sti­tut war, rief über­ra­schen­der­wei­se kei­ne Pa­nik bei ihm her­vor, son­dern ließ ihn plötz­lich ru­hig wer­den. Er über­leg­te, was er tun konn­te. Durch die Fens­ter konn­te er nicht ent­flie­hen. Es gab kei­nes, das zu öff­nen ge­we­sen wä­re. Da­her be­schloß er, es durch den Hauptein­gang zu wa­gen.
    Als er wie­der an der Trep­pe stand, lausch­te er kon­zen­triert. Die Ein­bre­cher han­tier­ten an den Ge­rä­ten im Zen­tralla­bor her­um. Glä­ser zer­schell­ten auf dem Bo­den.
    Er­neut frag­te er sich, was die­se Män­ner ver­an­laßt ha­ben konn te, hier ein­zu­drin­gen. Wert­vol­le Din­ge wa­ren nicht vor­han­den. Es gab nichts, was für Ver­bre­cher wirk­lich in­ter­essant sein konn­te. Dies war nur ein For­schungs­in­sti­tut der Uni­ver­si­tät von Tai­tao. Nicht mehr. Schät­ze, auch wis­sen­schaft­li­cher Art, gab es nicht.
    Er schlich die
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