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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in Gesellschaft des widerlichen Dubois, an dem nur sein Geld interessant ist. Viel Geld, das ich einmal erben werde …
    Dubois, dachte sie. Ich trage seinen Namen. Mehr nicht.
    Er ist ein Tier … aber er hat Geld! Und ich würde mit ihm auch schlafen, wenn er es verlangte … für eine Million! Und ihn dann im Bett noch erwürgen …
    Sie schüttelte sich bei dem Gedanken und stand auf.
    Es fror sie. Die Nacht war naß und kalt. Sie trat ans Fenster und blickte hinaus auf die schwach blinkende Seine und die dunklen Dächer der Hausboote.
    Dubois lag in seinem breiten Bett und schnarchte. Er war glücklich eingeschlafen. Denn er wußte jetzt, wie er Manon eine Freude machen konnte.
    Nizza … Monte Carlo …
    Ob er unter der Sonne des Südens sie lieben würde? Er stöhnte im Schlaf vor Sehnsucht und wälzte sich unruhig hin und her.
    Manon, ich will dich glücklich machen …

3
    Die Nacht war warm und lockend. Über den Dächern lag der Hauch der Sehnsucht, von der Paris voll ist, wenn der Frühling die Menschen unruhig macht, der Liebe aufgeschlossen.
    Marcel Putois stand am Fenster und blickte über die Dächer. Sacre Cœur wölbte ihre mächtige Kuppel in den Himmel. Gegenüber, auf dem Balkon des Dichters Frèsne, eines schwindsüchtigen, eingefallenen, ausgemergelten Jungen, der lyrische Verse schrieb, war die Tür offen. Man konnte in das ärmliche, fast kahle Zimmer sehen. Frèsne saß auf einem Hocker und spielte mit den Zehen der nackt vor ihm liegenden Juliette, einer kleinen Wäscherin aus der Nachbarschaft. Er trug ihr keine Verse vor, sondern hatte Profaneres im Sinn. Juliette kicherte, als er sich über sie warf. Ihre Arme umfaßten seinen ausgemergelten Leib.
    Putois trat vom Fenster weg. Er wollte das nicht sehen. Ihn stieß seine Umgebung ab, die er aber brauchte, um schaffen zu können. Auf der Staffelei stand die Rohskizze der Frau mit dem roten Schleier. Ihr Körper war ein Hauch, ihre Brust die Herrlichkeit selbst.
    Putois setzte sich vor das Bild und stützte den Kopf in die Hände.
    Wer ist sie, dachte er. Wer kann so grausam sein, einen Körper zu entblößen, ohne ihn darzubieten? Sie ist kein Modell, sie ist die Sünde! Die Sünde in der Hülle einer Göttin. Und wer ist der Kerl, dem ich dieses Bild zu malen habe? Ein Lebemann, ein Reicher, einer der vielen, dem sie gehört?
    Schwach fiel das Licht der Lampe auf die Staffelei und die Paletten. Es ließ die Farben, die aus den Tuben gequetscht auf den Hölzern klebten, aufleuchten.
    Putois saß und träumte. Er vergaß, wo er war. Er dachte an sie, die er nie berühren durfte.
    Ein leises Lachen ließ ihn herumfahren. Neben der Tür, die er nicht hatte aufgehen hören, stand die Dame mit dem roten Schleier. Sie lachte wieder das girrende Lachen, daß ihn so maßlos erregte.
    Putois schnellte empor. Er verbeugte sich.
    »Sie sind allein, Madame?« fragte er atemlos.
    »Ist es Ihnen nicht recht?« Ihre Stimme klang spöttisch.
    »Aber nein, ich bin sehr glücklich.« Putois trat näher. »Sie haben den Weg gefunden?«
    »Es war nicht schwer. Mein – Bekannter ist heute verreist. Ich sollte nicht kommen. Aber ich habe mich seinem Wunsch nicht gefügt, wie Sie sehen. Das Bild soll doch pünktlich fertig werden, nicht?«
    »Sind Sie nur wegen des Bildes gekommen, Madame?«
    »Nur, Monsieur Putois …«
    Sie ging bis zur Mitte des Zimmers und stieg auf das kleine Modellpodest. Dort entledigte sie sich des leichten Seidenmantels, ließ ihn zu Boden fallen. Sie zog das Kleid aus, den Büstenhalter, das knappe Spitzenhöschen. Nur die langen, dunklen Seidenstrümpfe behielt sie an.
    »Stören die Strümpfe beim Malen?« fragte sie.
    Marcel Putois atmete schwer. Es geht über meine Kraft, schrie es in ihm. Ich kann den Pinsel nicht mehr halten. Ich kann sie nicht mehr anschauen, ohne ihr zu Füßen zu sinken. Ich kann …
    »Nein«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Dann malen Sie, Marcel …«
    Putois trat hinter die Staffelei. Aber er blickte nicht neben der Leinwand hervor, sondern drückte das Gesicht an den glatten Stoff und schloß die Augen. Sein Herz pochte wild.
    »Malen Sie aus dem Kopf?« klang ihre Stimme durch den halbdunklen Raum.
    »Ja, Madame.« Putois keuchte. »Ein Bild wie das Ihre prägt sich unauslöschlich ein.«
    Sie kam von dem Podest herab und trat neben ihn. Ihre Nacktheit lockte unwiderstehlich, als sie nun ganz nahe bei Putois stand. Durch den roten Schleier, der ihr Gesicht verhüllte, schien sie die Skizze zu
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