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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren etwas verschleiert. Er witterte die Gefahr, die ihm drohte.
    »Aus dem Erlebnis schreibt oder komponiert man. Die Hand eines Malers muß sicher sein. Kann sie es, wenn er eine schöne Frau sieht?«
    »Denken Sie an Rodin.« Der Fremde lachte spöttisch. »Ich erwarte, daß das Bild in einer Woche bei Tengier ist. Wenn Sie es später liefern, will ich es nicht mehr haben. Und auch die Dame wird nicht mehr kommen.« Er sah Putois durchdringend an. »Das wäre sehr schade, nicht wahr?«
    »Allerdings.« Putois hielt seinem Blick stand. »Ich habe selten ein solch geduldiges Modell gehabt. Ich bewundere die Dame.«
    »Sie sind sehr klug.« Der Fremde legte einen Hundert-Franc-Schein auf den runden Tisch und faßte die Dame unter, die an der Tür stand und Putois einen stummen Gruß zunickte. »Adieu, Monsieur Putois. Und vergessen Sie nicht, daß unsere Anonymität das Wichtigste an unserem Geschäft ist. Es soll auf dem Montmartre schon einen Maler gegeben haben, der an seiner Neugier starb.«
    Er verließ das Zimmer. Mit geballten Fäusten sah ihm Putois nach. Ich muß ihn umbringen, dachte er haßerfüllt. Nur so gehört sie mir allein. Nur so wird sie immer mir allein gehören.
    Er saß düster, von seinen finsteren Gedanken beschäftigt, auf dem Hocker vor dem fast schon fertigen Gemälde, als es wieder klopfte.
    SIE, durchzuckte es ihn. SIE ist zurückgekommen. SIE bleibt auch diese Nacht bei mir! Er rannte an die Tür und riß sie auf mit weit ausgebreiteten Armen.
    »DU!« schrie er schon vorher wie von Sinnen.
    »Nanu?!« In der Tür stand der dicke Kunsthändler Tengier und schüttelte den Kopf. »Sind Sie zu allen Ihren Besuchern so familiär, Putois?«
    »Sie, Tengier?« Enttäuscht gab Marcel die Tür frei und trat in das Zimmer zurück. Der Kunsthändler folgte ihm und setzte sich unaufgefordert auf die Couch.
    »Ja, ich! Sind wohl nicht damit einverstanden, was? Erwarteten wohl ein kleines Montmartre-Mäuschen? Ihr verdammten Künstler! Wenn man mit euch kein Geld verdienen würde, sollte man euch alle aus der Stadt jagen!«
    »Was wollen Sie, Tengier?« fragte Putois kurzangebunden.
    »Ich will gar nichts, ich komme nur in Ihre Höhle, weil ich dafür bezahlt werde. Der Interessent für dieses Bild da hat sich gemeldet. Er hat angerufen, ich soll Ihnen Dampf machen, damit Sie endlich fertig werden. Das Bild muß termingerecht abgeliefert werden.«
    »Wenn es fertig ist!« sagte Putois störrisch.
    »Es hat nächste Woche fertig zu sein, sonst können Sie es auf den nächsten Lokus hängen. Mein Auftraggeber zieht sein Angebot sofort zurück! Mensch, Putois, ich weiß ja nicht, was Sie aufhält – ob es das Modell selbst ist – das wäre Wahnsinn, mein Lieber – oder etwas anderes. Machen Sie voran! Sie haben doch sonst nicht gebummelt. Sie sind ein Genie …«
    »Blödsinn!«
    »Von mir aus auch Blödsinn! Wie Sie wollen, lieber maître! Aber das Bild brauche ich! Damit basta!«
    »Niemand kann die Kunst zwingen, nach der Uhr zu arbeiten!« schrie Putois.
    Der Kunsthändler nickte.
    »Sie sind neben dem Genie auch noch ein Rindvieh, Putois! Vielleicht harmoniert das ganz gut miteinander – ich weiß es nicht. Ich bin beides nicht. Es geht hier um ein kleines Vermögen für Sie. Mit diesem Geld können Sie sich hundert Frauen kaufen vom Schlage Ihrer Dame mit dem roten Schleier. Glauben Sie mir!«
    »Sie beleidigen eine Göttin!«
    »Mag sein.« Tengier grinste gemein. Sein fettes Gesicht wirkte so aufreizend, daß Putois am liebsten hineingeschlagen hätte. »Wie gut, daß man nichts Genaueres weiß. Auf jeden Fall geht es um Geld. Das ist die Hauptsache. Für Sie und für mich.« Er erhob sich, winkte Putois zu und ging zur Tür. »Was ich noch sagen wollte, lieber Putois: Wenn Sie das Bild pünktlich abliefern, können Sie mir in Zukunft ruhig mehr Sachen von sich bringen. Ich schlage sie schon los. Sie wissen ja –«, er machte die nötige Geste dazu, »– eine Hand wäscht die andere.«
    Die Tür fiel zu. Marcel Putois war wieder allein. Er warf die Pinsel auf den Boden und die Palette dazu. Als letztes folgten die Tuben.
    »Ekelhafter Kerl«, sagte Putois laut. »Zum Kotzen, der Mensch!«
    Er ging in die Küchenecke und nahm einen tiefen Zug aus der Kognakflasche.
    »So, jetzt ist mir wieder wohler«, sagte er und ging zur Staffelei zurück. Er setzte sich und hob die Palette vom Boden auf. Sich zurücklehnend, fixierte er mit zusammengekniffenen Augen das Gemälde und begann zu
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