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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nahm sich vor, lange, sehr lange an diesem Bild zu malen.
    »Und wenn dein – Bekannter kommt?«
    »Er wird nicht mehr mitkommen.« Die Dame lachte wieder. »Wenn ich sage NEIN, dann heißt das NEIN! Ein Mann ist so leicht zu dirigieren von einer Frau, wenn sie ihr Zepter schwingt.«
    Sie legte den Leuchter auf die Couch und ging zu dem Podest zurück. Dort zog sie den Büstenhalter an, schlüpfte in ihr Höschen, dann in das Kleid und zuletzt in den leichten Seidenmantel.
    »Waren Sie mit der heutigen Sitzung zufrieden, Monsieur Putois?« fragte sie schelmisch.
    Marcel küßte ihr die Hand.
    »Göttin«, sagte er beschwörend: »Ich habe nur einen Wunsch: Komm morgen nacht wieder …«
    »Willst du mir wieder den Dichter Frèsne und seine verliebte Juliette zeigen?«
    »Ihn und viele andere mehr … durch mich.«
    Er begleitete sie zur Tür und sah ihr nach, wie sie leichtfüßig die Treppe hinuntereilte, bis sie verschwunden war. Dann lehnte er sich an den Türrahmen und wischte sich über die Stirn.
    »Ich habe geträumt«, sagte er zu sich. »Marcel Putois, das hast du nur geträumt. Das kann nicht Wahrheit sein …«
    Er ging ins Zimmer zurück und sah auf der Erde ihre Strümpfe liegen. Er hob sie auf, sie rochen nach ihrem Parfüm, ihrem Fleisch. Er warf sich auf die Couch und vergrub das Gesicht in den Kissen, auf denen sie gelegen und ihm gehört hatte.
    Sie dufteten leicht, süß, berauschend.
    »Wahrheit«, stammelte Putois. »Wahrheit! O mein Gott, ich könnte bersten vor Glück …«
    Erschöpft sank er zurück und preßte das Gesicht an das kalte Fensterglas.
    Der Mond war eine lachende Scheibe. Er schien sich über das nächtliche Paris zu freuen.
    Warm wehte es durch das Fenster in den Raum.
    Marcel Putois schloß die Augen.
    Ein Bild war lebendig geworden. Die Sage von Pygmalion, der sein Bildwerk liebte, war Wahrheit.
    Putois löschte das Licht. Im dunklen Raum ließ er seine Seele zur Ruhe kommen. Er lag auf der Couch und starrte in den sternenbestickten Himmel.
    Er war endlich ein glücklicher Mensch …
    Jeden Abend kam die Dame mit dem blutroten Schleier.
    Sie ließ sich malen.
    Sie lag auf der Couch im dunklen Zimmer und stammelte in den Armen Marcel Putois' Worte der Lust.
    Dann verstummte sie, zog sich an, als wäre nichts gewesen, nickte leicht und verschwand in der Dunkelheit des Treppenhauses.
    Einmal schlich ihr Putois auf Strümpfen nach und sah, wie sie an der Ecke der Straße in einen großen, geschlossenen Wagen stieg, in dem ein livrierter Chauffeur wartete.
    Die Wagennummer konnte er auf die Entfernung nicht erkennen.
    Am nächsten Abend stellte sie ihn zur Rede.
    »Du bist mir nachgeschlichen, Marcel. Ich wollte nicht mehr wiederkommen.«
    »Das wäre mein Tod, Göttin.« Putois stand verlegen hinter seiner Staffelei. »Ich hätte dich in ganz Paris gesucht.«
    »Wer sagt dir, daß ich in Paris wohne?« Sie lachte.
    »Auch Frankreich ist noch klein, wenn man eine Frau wie dich suchen will.«
    »Es könnte sein, daß ich Frankreich in Kürze verlasse.«
    Putois legte die Palette nieder. »Du müßtest zu einem anderen Stern entweichen, damit ich dich nicht fände.«
    »So liebst du mich, Marcel?«
    »So sehr, du Dame mit dem blutroten Schleier.«
    Das Gemälde machte gute Fortschritte, so sehr Putois die Fertigstellung auch hinauszögerte. Er konnte sich ausrechnen, wann das Bild vollendet war, und es schauderte ihn vor dem Tag, an dem er es zu Tengier bringen mußte und alles zu Ende sein würde.
    Nach einer Woche kam die Dame wieder zusammen mit dem Herrn. Putois hatte ihn nicht erwartet und war sehr enttäuscht. Der Herr betrachtete das Bild genau von allen Seiten und nickte anerkennend.
    »Sehr schön, maître Putois«, sagte er mit seiner gutturalen Stimme. Sein braunes Gesicht drückte volle Zufriedenheit aus. »Sie sind wirklich ein Könner und Künstler.« Er sah ihn von der Seite an. »Solch ein Bild kann eigentlich nur ein Künstler malen, der sehr verliebt ist.« Er zog mit den Fingern die Linien der Figur nach. »Dieser Schwung der Hüften, der etwas gebogene Leib, die herrliche Brust … maître Putois, wie sagt man doch bei euch Künstlern? Der Erfolg der Kunst kommt aus dem Schoß des Weibes – ist es so richtig?«
    Putois schwieg. Sein Blick ging zu der Dame hinüber, die sich ankleidete. Auch sie schwieg. Sie schien auf die Unterhaltung der beiden Männer, die heimliche Rivalen um ihre Gunst waren, nicht zu achten. Putois zuckte mit den Schultern. Seine Augen
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