Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil.
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
Marion Nikola: Badefreuden
Harry erstarrte!
     
Im wahrsten Sinne erstarrte er, drohte akut an mangelnder
Zufuhr unentbehrlicher Atemluft zu verenden. Auf seinen
Augäpfeln bildete sich ein zäher Film, welcher gottlob
vereitelte, dass ihm diese aus den Höhlen hüpften. Sein
Adamsapfel hüpfte dennoch. Vom trockenen Schlucken. Soeben
wollte er dieses Sch…freibad, in diesem Sch…kaff, an diesem
Sch…morgen missgestimmt abmelden, da trat SIE auf! Gerade
verfluchte er noch die Sch…idee, ausgerechnet hier
Entspannung zu suchen – und nun schwoll keineswegs nur sein
Herz zur Größe eines Fesselballons, der seinen Brustkorb zu
sprengen drohte. Das andere, tiefer gelegene Körperteil
probierte ähnliches, übrigens mit der Badehose. Ihm fiel nicht
auf, dass er, japsend, das schaurige Bild eines gefangenen
Herings bot, der sein letztes Stündlein erahnte und die Realität
ignorierte. Vielleicht warf ihm nur deshalb jenes göttliche
Geschöpf einen Blick aus azurblauen Augen zu, denn sie
schwebte ohne weitere Begutachtung auf endlosen Beinen
vorbei.
     
Atme!, befahl sein Lebenserhaltungssystem gereizt.
     
Setz’ deinen Hintern in Bewegung!, ächzten seine verspannten
Muskeln.
     
Reiß’ dich am Riemen!, raunzte sein Gehirn.
     
Gehorsam stieß er die abgestandene Luft aus, schubste die
Pupillen ruckartig herum und brachte den Verstand wieder auf
Trab. Letzteres war schwierig, aber nicht neu.
     
Er observierte, wie sie das Becken ansteuerte, dessen
blaugrüne Farbe nostalgisch blätterte. Dabei schwang
weizenblondes Haar rhythmisch mit dem strammen Hinterteil
im spärlichen, giftgrünen Bikini, dessen noch geizigeres
Oberteil offenbar heftig gewillt war, den Inhalt heraus zu
katapultieren. Das Grün auf sonnengebräunter Haut brannte sich
gnadenlos in seine Hornhaut. Jetzt erreichte sie die rostige
Dusche. Litt er unter Halluzinationen? Oder warf sie ihm
tatsächlich einen zweiten Blick zu, während sie sich aufreizend
unter dem silbernen Strahl wand?
     
Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Das eben
noch schleimig-feuchte Gras unter den Sohlen wandelte sich in
einen samtenen Teppich. Imaginäre Engelsharfen übertönten das
Gekreische der Gören, die sich in der Nähe um einen winzigen
bunten Ball balgten. Verdammt, was war mit ihm los? Was
brachte ihn derart aus der Fassung? Mittels eines
durchtrainierten Körpers und einem routiniert melancholischen
Weltfernblick war seine Libido sattsam ausgewogen. Und
ausgerechnet ihm, der sich unwiderstehlich dünkte, fiel nichts
ein, wie er diese Dorfschöne anbaggern sollte. Nein, korrigierte
er, dieses Mädchen war nicht einfach eine Dorfschönheit. Sie
würde wahrscheinlich sogar Claudia Schiffer neben sich blass
aussehen lassen. Da! Jetzt tauchte sie mit einem eleganten
Sprung ins Wasser, glitt geschmeidig durch die glitzernden
Wellen – und warf ihm wieder einen Blick zu. Diesmal war kein
Irrtum möglich. Er checkte exakt, dass diese Aufforderung ihm
galt. Wem auch sonst, wenn nicht ihm, dem Adonis unter den
Dorfhengsten? Hundertpro bekam sie nicht alle Nase lang ein
solch vollkommenes Exemplar seiner Gattung zu Gesicht.
     
Steinzeitalter, primitiver Besitzerinstinkt zündete. Gereizt
sicherte er nach allen Seiten, um etwaige Rivalen bereits im
Vorfeld zähnefletschend aus dem Rennen zu knurren. Doch
außer den kreischenden Bälgern befand sich niemand an so
einem Sch…tag im Bad. Sogar die Terrasse des unmittelbar an
das Becken grenzenden Restaurants war leer bis auf ein paar
traurig im Wind flatternde, ausgebleichte Sonnenschirme.
     
Nun hatte er fast den Rand erreicht, bleckte im Voraus das
Gebiss zu kumpelhaftem Grinsen. Sie lächelte zurück.
Whouww!! Und rekelte sich aufreizend lockend im Gewässer.
     
Womit fing er an?
     
›Schönes Wetter heute …?‹
     
Zu dämlich.
     
›Sind Sie auch zum ersten Mal an diesem entzückenden Ort
…?‹
     
Bloß nicht!
     
Fieberhaft fahndete sein Hirn nach geistvollen Floskeln. Es
fand keine. So sehr er auch die Windungen durchforstete, es war
wie verhext. Alles leer. Die Erleuchtung streifte seine
Nasenspitze und rollte ihm geradewegs vor die Füße. In Gestalt
eines kleinen Balles, welcher von einer johlenden Horde
verfolgt wurde.
     
Blitzschnell, ohne sich um das Unlautere seines Unternehmens
zu kümmern, schnappte er den albernen Ball und klammerte die
Faust darum. Um nichts in der Welt würde er, der Harry unter
allen Harrys, die Beute herausrücken. Die Plagen suchten die
Umgebung ab. ›Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher