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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke
Autoren: Othmar Franz Lang
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lahmgelegt, das Einfahrverbot auf unseren Weg hoben wir dadurch auf, daß wir einen Jutesack über das Schild stülpten.
    Dann fuhren wir wieder heim, zogen im Windfang die Schuhe aus, gingen in die Küche, machten uns Tee, tranken noch jeder eine Tasse und schlichen dann wieder die Treppe hinauf.
    »Mama wird schauen«, sagte Vater, »wenn es morgen wieder losgeht.« —
    Als wir aufstanden, regnete es noch immer. Der Bach war ziemlich angeschwollen. Mutti kam verschlafen in die Küche und wollte an Vaters breiter Brust weiterschlafen.
    »Ich hab’ furchtbar schlecht geschlafen«, sagte sie. »Mitten in der Nacht fuhr ein Auto zum Haus, was die wohl wollten?«
    »Ach«, sagte Vater, »wer soll mitten in der Nacht an unserem Haus etwas wollen?«
    Ich strich mir gerade Honig aufs Butterbrot, als es zum erstenmal schellte.
    »Wer ist denn das?« fragte Vater ganz unschuldig. »Vielleicht ein Expreßbrief?«
    »Nein, es ist auf der anderen Seite, von da kommt der Briefträger nicht.«
    Wir gingen alle zur hinteren Tür. Da stand der jüngste Bauernsohn mit seinem Moped und ärgerte sich, daß die neue Brücke gesperrt sei. »Weiß der Teufel, was da schon wieder los ist!« Ob wir ihn wohl durchließen?
    »Aber selbstverständlich«, rief Mutter. »Kommen Sie nur. Nein, so etwas, Sie sagen, die Brücke ist wieder gesperrt?«
    »Ja, und das Umleitungsschild zeigt wieder auf den alten Weg, die müßten Sie doch gefragt haben.«
    »Mich hat keiner gefragt«, sagte Mutter. »Hans, hat dich jemand gefragt?«
    »Nein, mich auch nicht.«
    »Nun, wir werden ja erfahren, warum die Brücke gesperrt ist. Heute abend wissen Sie’s bestimmt.«
    Als unser erster Brückengast durchgefahren war, überlegte Mama: »Ob ich bei der Polizei anrufe, warum die Brücke gesperrt ist? Schließlich haben wir eine gewisse Berechtigung, das zu erfahren.«
    »Ach, laß doch erst einmal«, meinte Vater, »wer weiß, ob die eine Ahnung haben, so toll viel Verkehr geht ja nicht über die Brücke, vielleicht waren es Leute von der Baufirma, und sie haben noch einige Arbeiten vor.«
    Es wurde ein aufregender Tag. Der Bauer fuhr mit seinem Mercedes in die Stadt, und Herr Schulze wollte die Baufortschritte an seinem Haus feststellen. »Notfalls mit der Lupe«, wie er sagte. Er entschuldigte sich furchtbar, daß er uns wieder belästigen müßte, machte seinen Sozialbauwohnungskofferraum auf und holte wieder eine Menge heraus. Eine Rennbahn, einen Metallbaukasten, ein Zimmerkegelspiel und was er sonst noch so entbehren konnte.
    Wir tranken nach Vaters Heimkehr gerade Kaffee, als es wieder läutete.
    Ich ging zur Tür, um zu sehen, wer es sei, und wurde grün wie Pfefferminztee. Draußen standen zwei Polizisten.

    Ich öffnete und sagte mit heiserer Stimme: »Sie wollen sicher mit dem Wagen durch.«
    »Nein, danke, können wir Herrn Krämer sprechen?«
    »Vater?«
    »Ja.«
    Ich konnte nichts tun, um Vater zur Flucht zu verhelfen, also sagte ich: »Bitte kommen Sie weiter.« Dann lief ich voraus und warnte Vater noch schnell: »Zwei Polizeibeamte wollen dich sprechen.«
    Vater verschluckte sich am Kaffee, dann fragte er: »Mich?« Er stand verwundert auf.
    »Herr Krämer?« fragte der ältere Polizeibeamte.
    »Ja«, sagte Vater, »ich gestehe alles.« Er streckte die Hände vor, wie um sich Handschellen verpassen zu lassen. »Verhaften Sie mich.«
    »Hans!« schrie Mama. »Was hast du angestellt?«
    Der jüngere Polizist lächelte. »Keine Angst, wir holen ihn nicht. Wir kommen nur...«
    »Um uns zu entschuldigen«, sagte der Ältere.
    »Ich wüßte nicht, wofür«, sagte Vater souverän. »Sie werden doch nichts angestellt haben.«
    Mutter schimpfte. »Deine Art, Witze zu machen, ist manchmal wirklich atemberaubend. Ph! Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen.«
    »Ihr Mann hat doch nichts angestellt«, beruhigte sie der Ältere. »Nein, es geht um die Sperrung der neuen Brücke. Wir sind davon ganz überrascht.«
    »Wir auch«, sagte Mutter, »heute früh klingelt’s, draußen steht der junge Brunntaler und sagt: >Die neue Brücke ist gesperrte«
    »Es war unlängst eine Kommission hier, aber weder im Rathaus noch bei der Landesregierung wissen sie etwas davon, und bei der Baufirma ist der betreffende Ingenieur auf Urlaub.«
    »Als Sie gestern nachmittag nach Hause kamen«, fragte der Jüngere, »war da schon gesperrt?«
    »Meine Herren«, sagte Vater, »ich hab’ nicht darauf geachtet, weil ich nicht über die neue Brücke fahre. Möglich, daß da schon
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