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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke
Autoren: Othmar Franz Lang
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das Umleitungsschild stand. Ich weiß es aber nicht.«
    »Jedenfalls war der junge Brunntaler der erste, der heute durchkam?«
    »Mein Gott«, sagte Vater, »es wird schon irgendeinen Sinn haben, wenn die Schilder da stehen, schließlich werden solche Schilder nicht ohne jeden Sinn hingestellt, wenn es auch Leute gibt, die das Gegenteil behaupten.«
    »Wir dachten nämlich an einen Racheakt«, sagte der Jüngere. »Wir müssen an jede Möglichkeit denken.«
    »Racheakt?« fragte Vater. »Rache an wem?«
    »An Ihnen, zum Beispiel, damit Sie wieder das Ge- murks im Haus haben, mit der Durchfahrt. Haben Sie irgendeinen begründeten Verdacht?«
    »Verdacht? Also darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Wir haben keine Feinde, niemand ist auf uns bös. Uns mögen doch alle, Mädchen, oder nicht?«
    »Also bewußt ist es mir nicht, daß wir Feinde haben«, sagte Mama.
    »Und wem nicht bewußt ist, daß er Feinde hat, der kann billigerweise auch keinen Verdacht hegen«, wandte sich Vater wieder an die Polizisten.
    »Ach«, sagte der Ältere, »wenn es nur lauter solche Leute gäbe wie Sie. Wir müßten uns nicht über Umleitungsschilder den Kopf zerbrechen. Nein, Franz«, sagte er zum Jüngeren, »Racheakt ist das keiner. Bosheitsakt wohl auch nicht, bleibt nur ein grober Unfug.«
    »Glaub’ ich auch nicht«, sagte der andere. »Es kommt doch da niemand vorbei, der nicht einen Schaden hat durch die Schilder. Sie müssen alle hier durch.«
    »Eben. Es muß seine Richtigkeit haben.«
    »Bleibt nur noch ein Grund. Darf ich Ihnen übrigens ein kleines Gläschen anbieten? Ganz außerdienstlich, versteht sich...«, fragte Vater.
    »Aber wirklich nur ganz klein.«
    »Ja«, setzte Vater fort, »bleibt nur noch der eine Gedanke, er ist allerdings ziemlich ausgefallen, das gebe ich zu, wir haben die Umleitungsschilder selber aufgestellt, um manchmal Besuch zu bekommen, zum Beispiel einen so netten wie den Ihren.«
    »Also dieser Grund fällt von vorneherein aus«, rief der ältere Polizist. »Dazu bin ich zu lange bei dem Verein, so etwas gibt’s einfach nicht.«
    »Das wäre ja verrückt«, sagte Mama, »die Arbeit, die wir dadurch haben. Als der Schneepflug hier herinnen stand, hab’ ich drei Eimer voll Schmelzwasser weggewischt.«
    »Vergiß nicht, Liebe«, sagte Vater, »daß es manchmal auch richtig nett war. Wenn wir beim Essen waren, und es kamen Leute und mußten hinüber, und sie setzten sich zu uns und haben tüchtig mitgehalten. Das war doch schön.«
    »Also Fußgänger müssen Sie nicht durchlassen«, sagte der jüngere Polizist, »denn für Fußgänger ist die Brücke nicht gesperrt...«
    »Mein Gott, wenn einer kommt, dann werden wir ihn nicht eigens zurückschicken«, meinte Vater.
    »Das ist nett von Ihnen, wirklich. Wie würden sich andere aufregen über so etwas. Stellen Sie sich vor, irgendwo anders würde es klingeln, und ein Bauer mit dem Traktor würde durch das Wohnzimmer fahren wollen, kein Mensch würde so etwas zulassen.«
    Vater wehrte bescheiden ab und brachte die Beamten, nachdem sie sich alle von uns mit Handschlag verabschiedet hatten, zur Tür.
    »Was halten Sie denn von dem Wetter?« fragte er noch so beiläufig. »Wird es weiterregnen?«
    »Sieht so aus.«
    »Mensch, ob sie vielleicht deswegen die Brücke gesperrt haben?«
    »Du meinst Hochwasser?« fragte der ältere Polizist zurück. »Glaub’ ich nicht.«
    Als Vater wieder zu uns kam, schimpfte Mutti noch ein wenig mit ihm, weil er gesagt hatte >verhaften Sie mich, ich gestehe alles<. »Wie konntest du nur solch einen dummen Witz machen?«
    »Wer weiß«, sagte Vater, »vielleicht meinte ich es ernster als du denkst.«
    »Jetzt machst du schon wieder Witze!« rief Mutti. »Ich kenn’ dich doch. Dir würde so etwas mit den Verkehrsschildern nie im Leben einfallen. Dazu hast du viel zuwenig Phantasie, und dann bist du auch zu feig dazu.«
    »Manfred, merk es dir gut«, sagte mein Vater, »eine Frau kennt einen Mann immer besser als er sich selbst.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    Jetzt wurde Mutti böse, weil wir beide lachten.

    Als ich am nächsten Morgen die Treppe hinunterkam, wunderte ich mich, wieso die Stühle aus der Eßecke durch das Zimmer tanzten. Ich rieb mir die Augen, dann merkte ich es. Sie tanzten nicht auf ihren Beinen, sondern trieben im Wasser, genau wie der Korb von unserem braven Dackel.
    Darum hatte Hexi in der Nacht immer wieder gebellt.
    »Alarm!« schrie ich. »Hochwasser! Alarm!« Dann streifte ich meine Hausschuhe ab,
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