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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust
Autoren: Philip K. Dick
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Sieben Jahre nach dem atomaren Holocaust ist Point Reyes ein Ort, der es besser getroffen hat als so mancher andere Platz auf der in Schutt und Asche liegenden Erde. Hier nimmt das Leben noch fast seinen normalen Gang, und alles scheint in Ordnung zu sein – sieht man mal von dem Mädchen ab, dessen Zwillingsbruder in ihrem Körper heranwächst... und mit ihr spricht. Der Tauschhandel funktioniert zur allgemeinen Zufriedenheit, und ein örtliches Genie flickt wieder zusammen, was an Geräten den Geist aufgegeben hat. Eines wissen die Leute von Point Reyes allerdings nicht: In ihrer Mitte hält sich jener Mann auf, den fast jeder der Überlebenden der Katastrophe haßt, jener Mann, der bereits den Großteil der Welt zu einer Wüste gemacht hat. Und dieser Mann wird keine Ruhe geben, bevor nicht auch der Rest versklavt oder vernichtet ist...

    „Kinder des Holocaust" gehört zu den ambitionierten und starken Romanen aus Dicks fruchtbarster Schaffensperiode Mitte der sechziger Jahre. HUGO- und CAMPBELL-Preisträger Philip K. Dick verstarb 1982. Nach Meinung vieler Kritiker war er der wichtigste zeitgenössische amerikanische SF-Autor.

    Kinder des Holocaust

    Herausgegeben von Hans Joachim Alpers

    Titel der Originalausgabe:
Dr. Bloodmoney – Or, How we got along after the Bomb
Aus dem Amerikanischen von Horst Pukallus
Copyright © 1965, 1980 by Philip K. Dick
Copyright © der deutschen Übersetzung
1984 by Arthur Moewig Verlag Taschenbuch GmbH, Rastatt
Umschlagillustration: Rowena Morill/Schlück
Umschlagentwurf und -gestaltung:
Franz Wöllzenmüller, München
Redaktion: Hans Joachim Alpers
Verkaufspreis inkl. gesetzl. Mehrwertsteuer
Auslieferung in Österreich: Pressegroßvertrieb Salzburg,
Niederalm 300, A-5081 Anif
Printed in Germany 1984
Druck und Bindung: Elsnerdruck GmbH, Berlin

    ISBN 3-8118-3638-2

    1

    Früh am hellen, von der Sonne gefärbten Morgen kehrte Stuart McConchie vor dem Rundfunk- und Fernsehfachgeschäft TV modern (Verkauf & Kundendienst) den Bürgersteig, hörte die Autos die Shattuck Avenue entlangbrummen und die Sekretärinnen auf ihren hohen Absätzen in die Büros eilen, bemerkte all die Regungen und die schwachen Gerüche einer neu begonnenen Woche, wieder eine Zeitspanne, in der ein tüchtiger Verkäufer etwas leisten konnte. Er nahm sich vor, sich fürs zweite Frühstück, etwa gegen zehn Uhr, ein warmes Brötchen und einen Kaffee zu erlauben. Er dachte an Kunden, die er davon hatte überzeugen können, daß es sich lohnte, wiederzukommen und zu kaufen, und vielleicht kamen sie alle schon heute; an sein Auftragsbuch, das gewissermaßen überfloß, so wie dieser Kelch in der Bibel. Während er kehrte, sang er einen Song vom neuen Buddy Greco-Album vor sich hin und stellte sich vor, wie das wäre, berühmt zu sein, ein großer, weltbekannter Sänger, den jeder sehen und hören wollte, wenn er in solchen Häusern wie bei Harrah in Reno oder den unwahrscheinlich teuren Klubs in Las Vegas auftrat, von denen er bereits vieles gehört, die er jedoch noch nie besucht hatte.
    Sechsundzwanzig Jahre war er alt, und spät an Freitagabenden fuhr er von Berkeley aus auf der breiten, zehnspurigen Autobahn nach Sacramento und durch die Sierras nach Reno, wo man ein Spielchen machen und Mädchen kennenlernen konnte; er arbeitete für Jim Fergesson, den Eigentümer von TV modern, gegen Fixum und zusätzliche Provision, und weil er ein guter Verkäufer war, verdiente er reichlich. Außerdem war dies das Jahr 1981, und der Wirtschaft ging es allgemein nicht übel. Ein neues fettes Jahr, von Anfang an geschäftsfreundlich – Amerika gewann an Größe und Macht, und jeder brachte mehr mit nach Hause.
    »Morgen, Stuart.« Indem er Stuart zunickte, strebte Mr. Crody vorüber, der Juwelier, der drüben auf der Shattuck Avenue seinen kleinen Laden hatte, ein Mann mittleren Alters.
    Sämtliche Geschäfte, alle Büros öffneten jetzt; es war bereits nach neun, und sogar Dr. Stockstill, Psychiater und Facharzt für psychosomatische Erkrankungen, kreuzte auf, die Schlüssel in der Hand, um seine sehr einträgliche Praxis in dem Bürogebäude mit der gläsernen Fassade aufzumachen, das die Versicherungsgesellschaft mit ein bißchen Extra-Profit gebaut hatte. Seinen ausländischen Wagen hatte Dr. Stockstill auf dem Parkplatz abgestellt; ihm fiel es leicht, dafür täglich fünf Dollar zu zahlen. Und da kam auch Dr. Stockstills hochgewachsene, langbeinige, dufte aussehende Sekretärin, die ihn um einen Kopf überragte.
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