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Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)

Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)

Titel: Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
Autoren: Tina Folsom
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    Zane hörte einen Schrei. Er blendete ihn aus und fuhr fort, an dem Hals des jungen Latinos zu saugen, den er in einer Gasse in der Mission, dem mexikanisch-südamerikanisch angehauchten Viertel von San Francisco, aufgegriffen hatte. Es war eine zwielichtige Gegend; auf der einen Seite zogen trendige Restaurants und Nachtclubs die reichen Anwohner des Nordteils der Stadt an, und auf der anderen Seite schlugen sich Einwanderer mit dem Mindestlohn durch. Doch als Zane dieses Viertel zum ersten Mal betreten hatte, hatte er sich sofort wie zu Hause gefühlt.
    Als er seine Fänge tiefer in den jungen Mann tauchte, um mehr Blut aus ihm zu saugen, lauschte er dem donnernden Herzschlag seines Opfers und war sich völlig darüber bewusst, welche Macht er über das Leben des Teenagers hatte. Wenn er zu viel von ihm nahm, würde dieser verbluten; sein Herzschlag würde aussetzen und die Luft würde aus seinen Lungen weichen und ihn leblos zurücklassen.
    Er mochte es, sich so zu ernähren: nicht von Flaschen mit leblosem, gespendetem Blut wie seine Kollegen bei Scanguards es taten, sondern von einem Menschen, dessen Lebenskraft er unter seinen Händen pulsieren spürte, während das warme, reichhaltige Blut seine Kehle hinunterfloss. Es gab keinen Ersatz für dieses Gefühl. Es ging über reine Nahrung hinaus, denn es appellierte an sein Bedürfnis, überlegen und mächtig zu sein und Kontrolle über das Leben in seinen Armen auszuüben.
    Jede Nacht wiederholte sich der Kampf, dem Leben in seinen Händen zu gestatten, weiter zu existieren. Abgesehen von der Tatsache, dass jede Nacht ein anderer Mensch in seiner Gnade stand, änderte sich nichts. Der Kampf in ihm blieb derselbe: aufzuhören, während der Mensch noch am Leben war oder das Verlangen zu befriedigen, das Leben zu zerstören und Rache auszuüben. Denn es machte keinen Unterschied, ob er von einem Latino, einer schwarzen Frau oder einem asiatischen Mann trank, denn für ihn sahen sie alle gleich aus, sobald die Erinnerungen der Vergangenheit ihn in Besitz nahmen. Ihre Gesichtszüge verzerrten sich in die eines weißen Mannes mit dunkelblonden Haaren, braunen Augen und hohen Wangenknochen: das Gesicht eines seiner Peiniger. Des Einzigen, den er in 65 Jahren immer noch nicht aufspüren und zur Strecke hatte bringen können. Des Einzigen, den er nicht hatte töten können – noch nicht.
    Zane spürte den sich verändernden Blutdruck seines Opfers und zog seine Fänge aus dem Hals des Jungen. Schnell leckte er über die Wunde, um sie zu versiegeln und zu verhindern, dass noch mehr Blut aus ihm wich, während sich seine Fänge wieder einfuhren und für einen Moment befriedigt waren. Sein eigenes Herz schlug wild, versicherte ihm, dass er nicht zu weit gegangen war. Diese Nacht hatte er den Kampf gewonnen, doch die Unruhe, die er schon seit Monaten verspürte, verschlimmerte sich weiter und drängte ihn dazu, immer höhere Risiken mit seinen Opfern einzugehen.
    Er war vor neun Monaten aufgrund eines Auftrags von Scanguards, der Bodyguard Firma, die von Vampiren geleitet wurde und für die er  schon seit mehreren Jahrzehnten arbeitete, nach San Francisco gekommen. Der Auftrag hatte sich zu einem Daueraufenthalt entfaltet. Zuerst hatte er gedacht, dass der Wechsel von New York zu der ruhigen Westküstenstadt, die regelmäßig von Nebel verschlungen wurde, ihm Ruhe und Frieden bringen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Jagd nach seinem Peiniger war im Sande verlaufen. Mit jedem Tag, der verstrich seit er die Spur verloren hatte, peitschte sein Versagen seinen Zorn und Hass höher. Er verlangte danach, jemanden zu verletzen. Bald.
    Ein Geräusch ließ Zane aufschrecken und seinen Kopf zur Seite schnellen. Er setzte den Latino zu Boden und lehnte ihn gegen eine Hauswand. Einen Moment lang schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf die Stimme, die er in der Ferne gehört hatte. Neben den Geräuschen, die auf ein lebhaftes Nachtleben hindeuteten, drang ein Wimmern erfüllt von Angst und Verzweiflung zu ihm durch. Es war weit entfernt, doch sein empfindliches Vampir-Gehör identifizierte es als einen Hilferuf.
    „Fuck!“
    Er hätte den Schrei von zuvor nicht ignorieren sollen. Er hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte. Sowohl seine Vampir-Instinkte als auch die Tatsache, dass er ein geschulter Bodyguard war, bestätigten ihm dies. Ohne einen weiteren Blick an sein Opfer zu verschwenden, trat Zane aus der Gasse und eilte in Richtung des
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