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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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PROLOG
    Der erste Brecher kommt total unerwartet. Er platscht auf die Scheibe, als ich aus dem Windschatten der Insel fahre, und bevor ich verstehe, was passiert, kommt die nächste Ladung, und das Wasser rinnt an der Kajüte entlang, als wäre ich in einer Waschanlage stecken geblieben. Es dauert endlose zwei Sekunden, bis ich den Knopf für den viel zu kleinen Scheibenwischer finde, damit er einen Teil der Sintflut wegschaufelt. Vom Land aus hat das zwar völlig harmlos ausgesehen, aber jetzt, mitten auf dem See, sehe ich, dass die Wellen sogar weiße Schaumkronen haben.
    »Ich versteh das nicht, das ist doch nur ein See!«
    »Everybody’s gone surfin’«, kommt es aus meinen Kopfhörern, während das Boot nach unten sackt, nachdem es von der nächsten Gischtkrone auf die Seite geschubst worden ist. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, höre ich mich schreien, denn in den Wellentälern wird das Boot so hin und her geschaukelt, dass mich die nackte Angst packt.
    Aber – hat nicht die Lechner-Oma gesagt, dieses Boot sei unsinkbar? Ich packe das Steuer fester, warte und versuche im richtigen Moment die nächste Welle anzuschneiden wie eine Kurve. Und tatsächlich, es funktioniert: Die Spitze des Bootes teilt die Welle mittendurch, ohne danach gleich wieder nach unten zu rauschen.
    »Ha!«, stoße ich ein Triumphgeheul aus, während mir pures Adrenalin im Blut herumsaust. »Geht doch!«
    Ich stöpsle meine Kopfhörer fester ins Ohr und fahre zickzack, immer im spitzen Winkel in eine Welle nach der anderen hinein, gewinne nach dem fünften Manöver an Sicherheit und fühle mich auf einmal absolut unbesiegbar. »Yiiihaaa!«, brülle ich. Das ist echtes Abenteuer, nichts, wo man mal eben am Straßenrand anhalten kann! Aber Wind und Wellen können mir nichts anhaben, denn: Ich bin Joe Schlagbauer, Herrin der Sieben Meere!
    Ich habe gerade einmal die Hälfte der Strecke hinter mir, als sich das Boot auf einmal so träge fährt, als hätte es zwei platte Hinterreifen. Panik fährt mir ins Herz und in die Hände, die das Lenkrad umklammern, das sich plötzlich nicht mehr richtig drehen lassen will.
    »Was zum Teufel ist denn jetzt los?!«
    Interessant, bemerkt mein Hirn gehässig, die Herrin der Sieben Meere brüllt herum, obwohl sie keiner hören kann. Nun, wahrscheinlich war sie auch noch nie so dermaßen unter Strom gestanden wie jetzt. Ich werfe einen gehetzten Blick über meine Schulter. Und sehe mit Entsetzen, dass der Schiffsrumpf vollläuft wie eine Badewanne, in die man mit großen Eimern Wasser schüttet. Denn während ich munter in eine Welle nach der anderen hineinfahre, schwappt das Chiemseewasser rechts und links über die Reling, als wäre sie nur ein paar Zentimeter hoch. Ich schaue schnell wieder nach vorn und drücke den Gashebel mit aller Kraft.
    »Auf geht’s«, schreie ich und klopfe der CAROLINE anfeuernd aufs Armaturenbrett, »die paar Meter schaffen wir noch!«
    Der Motor jault auf, als würde er wissen, worauf es jetzt ankommt, und das Boot beschleunigt, dass es eine Freude ist. Aber leider nur zwei angeschnittene Wellen lang.
    »Röööööö …. blubb«, ist das Letzte, was ich höre, bevor dem Außenborder das Wasser bis zur aufgedruckten PS-Zahl reicht und er abstirbt.
    Tatenlos bleibe ich in der Kajüte sitzen, weil ich nicht fassen kann, dass dieses Motorboot tatsächlich im Begriff ist, mit mir zusammen abzusaufen.
    Ich gebe es ungern zu, aber ich habe die Sache mit dem Ostwind leider ein wenig unterschätzt.

Die dicke Bäckerin mit dem hellblauen Kopftuch und dem schmuddeligen Kittel stützt sich auf ihren Schrubber und sieht mir zu, wie ich an der Gstadter Uferstraße mit dem Fuß nach dem Boden fische, um aus Olivers Porsche auszusteigen. Ich fahre mit dem Swiffer über das Armaturenbrett, schließe mit einem satten »Wopp« die Fahrertür und betrachte kurz den Autoschlüssel in meiner Hand. Auch wenn er eigentlich nur ein Stück Metall mit Plastik dran ist: Für mich ist er schön wie ein Brillantcollier.
    »Bekomme ich bei Ihnen schnell einen Kaffee? Und zwar to go ?«, rufe ich der Bäckerin zu.
    »Kaffä Togo? Momenterl!«, bellt sie, kruscht auf einem überfüllten Regalbrett herum, das auf zwei Baumarktwinkeln über einer Kaffeemaschine hängt, und hält mir eine Dose mit Schnappverschluss hin.
    »Tut mir leid. Schaugns her, der is ned aus Togo, der Kaffä, der ist vom Eduscho. Basst des?«
    Sie pumpt an einer röchelnden Thermoskanne herum, ohne meine Antwort abzuwarten. Es hat
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