Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    Ich kam zu spät.
    Wie lange hatte ich nach Frederik Connan gesucht. Jetzt lag er verrenkt auf dem Gehweg vor seinem Wohnhaus, und sein Blut verzierte den Beton.
    Es war September in Los Angeles. Der mit Abstand heißeste und smogreichste Monat des Jahres. Die Sonne war vor beinahe einer Stunde untergegangen, und der Asphalt brannte noch in Erinnerung an sie.
    Das heiße Blut verbreitete seinen schweren Geruch nach Eiweiß und Eisen, während es in der warmen Nacht zu hässlichem Braun vertrocknete.
    Ich ließ mich von den Schaulustigen gegen das Absperrband drücken, das die Cops um den Tatort gezogen hatten, und sah mich um.
    Eine alte Frau jammerte in ihr Taschentuch.
    Einige Jugendliche standen nicht weit entfernt und machten dumme Witze.
    »So eine Scheiße«, fluchte ich vor mich hin, während ich daran dachte, wie viel komplizierter der Fall jetzt wurde. Alles sah nach Selbstmord aus, doch ich wusste es besser. Ich war Frederik bereits begegnet, und er war nicht der Typ dafür.
    Er musste keinen anderen Ausweg gesehen haben als den Sprung aus dem Fenster. Freitod statt Folter, die Entscheidung war ihm nicht zu verdenken. Vielleicht hatten ihn seineVerfolger auch gestoßen, dafür sprach die dramatische Körperhaltung, in der er den Beton umarmte.
    Das Messer, das ich im Auftrag meines Meisters von Frederik hätte stehlen sollen, war nun meilenweit entfernt. Während die Cops da waren, konnte ich die Wohnung unmöglich durchsuchen. Frederiks Mörder hatten das ohnehin schon getan. Mit Sicherheit.
    Ich starrte die Fassade hinauf zu dem offenen Fenster im vierten Stock. Eine Gardine blähte sich kaum merklich im Wind. Ein Sprung aus der Höhe war ein sicheres Todesurteil, und Frederik hatte es gewusst.
    Ein flaues Gefühl kroch durch meinen Unterleib und gemahnte mich daran, dass mein Meister über die Entwicklung, die der Fall genommen hatte, alles andere als glücklich sein würde.
    Ich kehrte dem Tatort den Rücken, nahm im Gehen mein Handy aus der Tasche, zögerte einen Herzschlag lang, dann drückte ich die eingespeicherte Nummer.
    Ich wartete in einer dunklen Gasse in meinem Revier in Hollywood, weit weg von den berühmten Boulevards und Touristenmeilen. Es war dunkel hier und still. Minuten streckten sich zu kleinen Ewigkeiten. Ich wurde immer nervöser. Unruhig wie ein gefangenes Tier maß ich die Breite der Gasse mit wenigen Schritten. Zupfte das Haargummi heraus, fuhr mir durch die widerspenstigen, braunen Locken und band sie gleich darauf wieder zu einem kurzen Zopf. Dann vernahm ich das leise Brummen einer wohlbekannten Limousine und verhielt in der Bewegung. Die Schultern gestrafft, aufrecht wie ein Gardesoldat, erwartete ich meinen Meister.
    Scheinwerfer schnitten Kegel in die Dunkelheit und ließen mich geblendet blinzeln. Der Wagen hielt neben mir, undder Fahrer stieg aus. Als er die Hintertür öffnete, sank ich davor in die Knie. Ich sah Curtis nicht an, doch ich fühlte seinen Blick schwer auf mir ruhen.
    Sobald der Meistervampir ausstieg, langte ich nach seiner Rechten, um ihn mit einem Kuss auf den Puls zu begrüßen. Ich ehrte das Blut in seinen Adern, das Blut, aus dem ich stammte, doch heute überwog Furcht über die Liebe, die ich für meinen Schöpfer empfand. Und Curtis konnte meine Angst riechen, ich stank förmlich danach.
    »Was ist, Julius?« Seine Stimme war neutral, freundlich.
    »Ich habe versagt. Frederik ist tot, ich konnte das Messer nicht finden. Gordons Männer waren vor mir dort.«
    »Das ist nicht gut.«
    Ich hob den Blick und sah Curtis zum ersten Mal direkt an. Er war schlank, für die heutige Zeit fast klein. Sein graues Haar und das hagere Gesicht verrieten, dass er sein sterbliches Leben erst mit über fünfzig Jahren beendet hatte. Er trug wie so oft einen Anzug und sah damit eher wie ein Geschäftsmann aus als wie der mächtige Unsterbliche, der er war. Einzig seine Augen entlarvten ihn. Seine Emotionen hatten sie blassblau werden lassen, und ich duckte mich unter der Gewalt seines Blickes.
    »Steh auf, Julius.«
    Ich erhob mich steifbeinig, als hätte ich schon viel länger gekniet.
    »Noch hat Gordon das Messer nicht. Da Frederik tot ist, hat die Waffe ihren Träger verloren. Ich kann fühlen, dass die Klinge herrenlos ist. Du musst sie finden, bevor sie unseren Feinden in die Hände fällt. Wenn Gordon das Messer bekommt, kann er jedem Clan in LA und jedem Meistervampir des Rates gefährlich werden!«
    »Ja, ich weiß.«
    »Julius, wir beide, du und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher