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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)
Autoren: Samarkand
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Wäre er glücklicher geworden? Hätte mein Vater meine Mutter lieben gelernt?
    Gavin nahm meine Hand in die seine und unterbrach damit meinen Gedankengang . „Als Maiwenn heute in der Früh Dein Zimmer betreten hat, warst Du nicht da. Sie hat Dich in Deinem Turm überall gesucht und nicht gefunden. Ratlos ist sie in die Küche gegangen und hat Jean-Luc und den anderen berichtet, dass sie Dich nicht finden könne. Einige der Bediensteten durchsuchten das Haus und fanden … natürlich nichts. Daraufhin wurde das gesamte Gelände um das Herrenhaus herum abgesucht und zwei der Küchenmägde sind ins Dorf gegangen, um Dich zu suchen. Nirgends ein Zeichen von Dir. Jean-Luc stellt jetzt gerade einen Suchtrupp zusammen, um die gesamte Gegend rund um Pointe du Raz nach Dir zu durchforsten. Vorsorglich habe ich Dein Lieblingsschultertuch, das Du gerne auf Deinen Spaziergängen getragen hast, in der Nähe der Klippen platziert. Gut sichtbar an einer Stelle, wo alle annehmen werden, Du wärest ins Meer gestürzt. Ein Unfall oder freiwillig? Das wird niemals geklärt werden. Wenn Du Dich natürlich in Deine Welt zurückbegeben willst, werde ich sofort das Tuch entfernen und Dich heimschicken. Es liegt dann an Dir, eine kleine glaubhafte Geschichte zu erfinden, wo Du gewesen bist.“
    „Was wird passieren, wenn sie nur das Schultertuch finden und mich nicht?“
    „Was glaubst Du?“
    Ich erschauerte. Was sollte schon passieren? Dass Jacques an meinem Grab weinend zusammenbrechen würde? Meine Familie bestürzt sofort die Reise von Saarlouis hierhin in die Bretagne auf sich nehmen würde? Ich wusste ja, dass es nicht passieren würde. Was also sollte es mich kümmern? Es wäre wie all die Jahre; nichts würde passieren. Außer das Maiwenn und all die anderen noch weniger zu tun haben würden. Und mir fielen nach so vielen Jahren wieder die Worte Salomons ein, die er damals vor so vielen Jahren an meinem Hochzeitstag an mich gerichtet hat. „Passen Sie auf sich auf. Vertrauen Sie sich selbst. Vertrauen Sie nicht zu schnell einem Fremden, außer, Ihr Herz spricht eine andere Sprache. Und wenn der Tag kommt, der Ihnen die Möglichkeit offenbart, zu leben, Ihr Leben zu leben, dann greifen Sie zu. Zögern Sie nicht. Dieser Tag mag noch nicht heute sein. Vielleicht auch noch nicht morgen. Vielleicht wird es noch einige Zeit dauern. Aber seien Sie bereit, mein liebes Kind.“
    „Ich bleibe Gavin. Jetzt und hier beginnt mein Abenteuer, beginnt mein Leben.“
    „So soll es sein. Folge mir.“ Gavin setzte sich in Bewegung, weiter in die Höhle hinein. Ich folgte ihm, doch er stoppte abrupt und drehte sich zu mir um.
    „Dann ist es jetzt an der Zeit, dass Du einen Namen bekommst, mein Kind. Denn das Leben, das nun auf Dich wartet, ist es wert, dass es einen Namen bekommt. Nicht nur ein Name auf dem Papier, sondern ein Name für Dein Leben, Dein Abenteuer.“
    „Wie lautet er?“
    „Hm“, überlegte Gavin, „wie wäre es mit Dalama y?“
    „Was bedeutet er?“
    „Ich weiß es nicht. Es ist mir gerade so eingefallen. So sanft und doch kraftvoll, je nachdem wie man den Namen ausspricht. Nun, was sagst Du“?
    „Da-la-ma y“, sagte ich langsam. „Dalamay, Dalamay, Dalamay“, sang ich leise vor mich hin und lachte. „Sogar singen kann man ihn“, sagte ich zu Gavin. „Ja, Dalamay ist ein sehr schöner Name.“
    „So komm mit mir Dalama y. Lass uns Dein neues Leben anschauen.“
    Kaum, dass ich mich in Bewegung gesetzt hatte, um Gavin zu folgen, bemerkte ich, dass das Licht in der Höhle immer heller wurde. Erst denkend, einem Streich meines Geistes zu unterliegen, sah ich dann, wie all die Menschen auf den Bildnissen sich bewegten. Ich blieb stehen, sah aber Gavin weiter vorne laufen und beeilte mich, ihm zu folgen, stolperte, rappelte mich wieder auf und lief hinter ihm her. Ich durfte ihn nicht verlieren. Ich durfte ihn jetzt nur nicht verlieren.
    Gavin verschwand hinter einer Kurve, ich folgte ihm, er bog um die nächste Kurve, ich folgte ihm, konnte ihn aber nicht sehen, da vor mir schon die nächste Kurve war. Ich rannte, so schnell ich konnte, so wie ich noch nie in meinem ganzen Leben gerannt war. Auch seine Schritte konnte ich nicht mehr hören, nur noch mein Rauschen in den Ohren hörte ich und sah, wie die Steinbilder sich ebenfalls immer schneller bewegten. Sie wurden farbig, aber ich hatte keine Zeit, darauf zu achten; ich musste Gavin wiederfinden.
    Immer mehr Kurven in immer kürzeren Abständen. Ich wollte
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