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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    I hre
vollen Rundungen waren liebevoll von einem braunen Strickkleid umhüllt, das es
nicht leicht hatte, den gestellten Anforderungen zu genügen, und ich hätte
alles darum gegeben, seine Aufgabe übernehmen zu dürfen. Mit der tiefen
Sonnenbräune, die Annabelle Jackson im Lauf des Sommers erworben hatte, sah sie
aus, als sei sie aus Milchschokolade modelliert worden, während das blonde Haar
ihren Kopf wie ein Goldhintergrund umgab. Wenn die Bezeichnung »zum Anbeißen«
irgendwo paßte , dann hier ziemlich genau.
    »Das muß man Sheriff Lavers lassen — «, seufzte ich, »er weiß, was man von einer
Sekretärin verlangen kann.«
    Ihre klaren blauen Augen waren
kühl, während sie vom Karteikasten aufblickte.
    »Sheriff Lavers ist ein Gentleman, und ich arbeite gern für ihn, Al Wheeler — ausgenommen, wenn
er gerade Ihre Anwesenheit im Büro für erforderlich hält.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß
ich Sie von der Arbeit ablenke?« fragte ich unschuldig.
    »Mich ablenken!« Annabelle
holte tief Luft, und das Strickkleid dehnte sich bei dieser Gelegenheit aufs
prachtvollste aus.
    Es gelang mir, zu Wort zu
kommen, bevor der südliche Tornado seine volle Stärke erreichte: »Damit ist
alles entschieden! Unsere Verpflichtungen gegenüber den Steuerzahlern von Pine City gebieten, daß wir unsere erfreulichen Beziehungen
strikt außerhalb der Dienststunden pflegen. Haben Sie heute
abend etwas vor, Honigtröpfchen ?«
    »Wenn ich nichts vorhabe, werde
ich mir etwas ausdenken«, fuhr sie mich an. »Ich werde jetzt dem Sheriff
mitteilen, daß Sie hier sind — er möchte Sie jetzt dringend sprechen. Wollen
Sie bitte mit mir kommen, Lieutenant?«
    Sie strebte Lavers ’
Büro zu.
    Ich beobachtete das Spiel ihrer
runden Hüften unter dem engen Rock, seufzte dann und schüttelte den Kopf. »Haut
nicht hin, Miss Jackson«, sagte ich. »Mir fehlen einfach die Voraussetzungen.«
    Sie öffnete die Tür und hielt
sie für mich auf. »Lieutenant Wheeler, Sheriff«, verkündete sie verächtlich.
»Glauben Sie bloß nicht, es sei nicht nett, Sie hier zu haben, Wheeler«,
murmelte sie liebenswürdig, während ich an ihr vorbeiging. »Es ist nämlich
nicht nett.«
    Selbst der Sheriff fuhr
zusammen, als sie hinter mir die Tür zuschlug. Er schüttelte den Kopf. »Manche
Leute brauchen länger dazu, sich unbeliebt zu machen, als andere. Aber eines
muß man Ihnen lassen — Sie brechen jederzeit den Rekord.« Er wies auf einen
Stuhl. »Setzen Sie sich.«
    »Ja, Sir«, sagte ich und setzte
mich.
    »Ich habe einen Job für Sie«,
sagte er.
    »Großartig!« sagte ich.
»Glauben Sie mir, Sheriff, das ist genau das, was ich brauche. Einen Job. Ein
netter, unkomplizierter Mord ist im Augenblick ganz nach meinem Gusto.« Ich
blickte ihn erwartungsvoll an. »Wer ist tot?«
    »Niemand«, brummte er.
    »Oh!« Ich überlegte einen
Augenblick und zuckte dann die Schultern. »Schön, was ist es? Ein Raubüberfall?
Rauschgift? Vielleicht ein hübscher saftiger Fall von Erpressung?«
    Er zündete seine Pfeife fertig
an, nahm dann einen Umschlag in die Hand und warf ihn mir zu.
    »Lesen Sie das!« knurrte er.
    Ich fing den Umschlag auf und
sah, daß er an Sheriff Lavers adressiert war. Es
handelte sich um einen sehr teuren Umschlag aus schwerem Papier, der vage nach
einem teuren Parfüm duftete.
    »Wenn Sie jemand erpressen
sollte, Sir«, sagte ich schüchtern, »oder Ihr Leben bedrohen, so machen Sie
sich keine Sorgen! Wheeler wird sich der Sache annehmen!«
    »Lesen Sie!« knurrte er. »Und
hören Sie mit dem Gebabbel auf!«
    Ich warf ihm einen verletzten
Blick zu, den ich normalerweise ausschließlich für Blonde in Reserve halte, die
nein sagen. Er war nicht sehr wirkungsvoll, weil ich so selten dazu komme, ihn
anzuwenden. Ich öffnete den Umschlag und nahm den zusammengefalteten Briefbogen
heraus. Der geschmackvoll geprägte Briefkopf lautete: Bannister College für junge Damen. Und der mit eleganter Handschrift verfaßte Brief war
an Meinen lieben Sheriff Lavers gerichtet. Ich las schnell den Inhalt.
     
    Wir
alle sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet, daß Sie bereit sind, unseren
Studentinnen und dem Lehrkörper am Montag abend , dem
vierundzwanzigsten April, einen Vortrag über das Thema »Moderne Methoden der
Polizei« zu halten. Auf dem Abendprogramm wird außerdem eine Zaubervorführung
durch den »Großen Mephisto« stehen. Wir sind überzeugt, daß es für alle
Beteiligten ein interessanter Abend werden wird; und
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